Do, 1. Mrz 2018
Eigentlich hatten wir eine längere Wanderung zum Ruine der Kreuzfahrerburg “St. Hilarion” vor. Doch mit der frisch gezogenen Zahnwurzel und dem Antibiotikum im Körper traue ich mich das nicht so richtig. Also gibt es nur eine kleine Tour von 3 Stunden im Westen des Pentadaktylosgebirges.








Nach der Wanderung haben wir noch Zeit und fahren aufs nordwestliche Kap der Insel (auf der Karte oben links). Hier gibt es noch vier maronitische Dörfer. Die Maroniten sind Christen, die ihre Messe nach orthodoxem Ritus feiern, aber den Papst anerkennen. Das ergibt auch insofern Sinn, als dass sie ein Ergebnis des Streits zwischen katholischer und orthodoxer Kirche um die Frage sind, ob Jesus Christus gleichzeitig göttlich und menschlich ist oder nur göttlich. Die Mönche des Klosters Maron im heutigen Libanon lösten diese Frage für sich, in dem sie sagten: Jesu Körper sei menschlich und göttlich zugleich, sein Geist aber rein göttlich. Dies galt zunächst als der ideale Kompromiß, bis alle Seiten zu dem Schluß kamen, dass es Häresie sei.
Auf jeden Fall haben die Maroniten zusammen mit den Katholiken (die hier übrigens Lateiner heißen, weil die Maroniten sich selber auch Katholiken nennen) eine gewisse Sonderstellung. Sie zählen weder zu den orthodoxen griechischen, noch zu den muslimischen türkischen Zyprioten. Daher durften sie, auch als die Grenze geschlossen war, auf beiden Seiten der grünen Linie wohnen und diese auch überqueren. (Was sie zu großen Schmugglern werden ließ!
Ganz so einfach ist war es aber wohl doch nicht. Denn bis zur Grenzöffnung im Jahr 2003 lebten die Maroniten im türkisch besetzten Nordzypern de facto unter Quarantäne. Mißtrauisch als Sympathisanten der Griechen beäugt und schikaniert.
Wir besuchen Korukam, die heimliche Hauptstadt der zypriotischen Maroniten. Hier finden wir neben den offiziellen türkischen Straßenschildern inoffizielle dreispachige. Zwei maronitische Kirchen. Ein Kafenaion. Und offen zur Schau gestelltes Griechentum, wie sonst nirgendwo in Nordzypern. Von einem komplett blau-weiß gestrichenem Haus, bis zu Griechenlandfähnchen und -mützen.


In Kourukam bemerken wir, dass Bulli massiv Diesel verliert und dass eine Manschette an der Vorderachse komplett aufgebogen ist. Die Hälfte der Anzeigen ist seit zwei Wochen eh kaputt (seit wir durch eine drei Kilometer lange Pfütze gefahren sind. (Da es hier nicht häufig regnet, sind Gullis quasi unbekannt.) Also vorsichtig zurück nach Nikosia fahren und eine Werkstatt suchen.
Auf dem Weg dorthin fahren wir durch das ausgedehnteste Rotlichtgebiet Nordzyperns. In Nordzypern boomen Spielcasinos, Nachtclubs und Bordelle. Glücksspiel und Prostitution sind in der Türkei und den meisten anderen Ländern des Nahen Ostens verboten. Und Nordzypern ist die Sündenoase der Region. – Auf jeden Fall sehen wir über etwa 20km links und rechts der Straße nur Nachtclubs und Bordelle.



Nachtrag zu dem Photo mit der Raupenprozession bei der Tunnelwanderung:
V… (ein regelmäßiger Leser unseres Blogs) schrieb: “das Bild der „putzigen“ Raupen, die aber weniger putzig sind, wenn man weiss, dass es sich um Prozessionsspinner handelt, die gesundheitsschädlich sind und auch zur Landplage werden können, Näheres dazu könnt ihr ja googeln.”
Ja, es sind Prozessionsspinner. (Wir haben nachgesehen.) Ihre Härchen sind giftig und können beim Menschen starke allergische Reaktionen auslösen. Und sie können, wenn sie in Massen auftreten, große Schäden anrichten. Aber soweit wir es verstehen, gehören sie in diese Weltgegend natürlicher Weise hin.