Von Zypern in die Türkei

Donnerstag, 2.11.2017

Gestern früh haben wir die Fähre in die Türkei gebucht, den Tag über dann in Girne/Kyrenia rumgehangen (und noch mal den Irish Pub hier besucht). Abends ist Einchecken auf der Fähre und nachts die Überfahrt.

Wir merken wie deutsch wir sind. Die umständliche, langwierige Art die Fähre zu beladen irritiert uns. Sie brauchen vier Stunden für etwas, das in einem europäischen Hafen in einer Stunde erledigt wäre. (Wir sind ja schon häufiger mit Fähren gefahren.) Dann sechs Stunden Fahrzeit für etwas mehr als 60 Kilometer und vier Stunden Warten vorm Ankunftshafen, vermutlich auf den Schichtbeginn der Hafenarbeiter. Vom Öffnen der Entladerampe bis zum Beginn der Entladung vergeht noch einmal eine halbe Stunde. – Für einen sich als „links“ verstehenden Menschen ist „Rationalisierung“ in diesen globalisierten Zeiten ja ein Reizwort. Aber hier könnte ein guter Logistiker nicht schaden. Notfalls kann man die Fähre dann ja jeweils einen halben Tag im Hafen liegen lassen, während die Passagiere und Arbeiter schon zu Hause oder in der Kneipe sind.

Wir klären mit unserem Kontaktmenschen von der Frachtschiffgesellschaft in Mersin ab, dass wir Bulli am Montag früh zum Hafen bringen, 700$ in bar dabei haben und das Auto auf den RoRo-Frachter nach Haifa einchecken. Für uns buchen wir Flüge Adana-Istanbul-Tel-Aviv für Dienstagabend.

Als nette Einlage treffen wir „unsere Jungs“ von Hamburg Süd wieder.

Am späten Nachmittag fahren wir dann nach Tarsus. Eine etwas kleinere Stadt zwischen Mersin und Adana, die eine schöne Altstadt haben soll.

beobachtungsschnipsel (weder in zeitlicher noch örtlicher reihenfolge):

– in türkisch-zypriotischen und türkischen lokalen jeder art befinden sich die toiletten zu weit mehr als 50% im ersten stock des hauses. und gebrauchtes klopapier gehört in der regel nicht in die toilette, sondern in den eimer daneben (letzteres haben sie mit griechischen und griechisch-zypriotischen lokalen gemeinsam).

– manchmal haben sich frauen scheinbar nur lose ein dünnes tuch über die haare geworfen und es scheint ein wunder der physik, daß es nicht verrutscht. und es verrutscht tatsächlich NIE. wie machen sie das nur????

– in der türkei stehen an den schnellstraßen ab und zu polizeiautoattrappen, ähnlich wie pappaufsteller. in der gehobenen version mit solarbetriebenem blaulicht. das führt dazu, daß man die echten polizeiautos zu spät als solche erkennt.

– daß bulli sich immer mehr wie unser zuhause anfühlt, merke ich unter anderem daran, daß wir nach einem längeren tag der abwesenheit bei der rückkehr erst mal die fenster öffnen, wie man es in seiner wohnung an einem stickigen sommertag auch zu tun pflegt. alle gegenstände haben mittlerweile ihren festen platz und die handgriffe danach sind nicht mehr ständig mit der überlegung verbunden, wo was ist und was dafür beiseite geräumt werden muß. außerdem haben wir quasi eine separate toilette, seitdem wir unser porta potti nachts in den fußraum des dann umgedrehten und vorgezogenen beifahrersitzes stellen. (das klo steht dann hinter der beifahrerrückenlehne.)

– es gibt an den stränden keine möwen. diese nische haben sich tauben zu eigen gemacht, die schlanker und weniger aufdringlich und kurzschnäbeliger sind als die in deutschland. sie eignen sich deutlich mehr als friedenssymbol als unsere degenerierten großstadt-flugratten.

– mückenstiche jucken hier viel weniger und viel kürzer, als in mitteleuropa. und quaddeln gibt es auch keine auf der haut. muß ne andere sorte sein.

– manchmal singen zwei oder mehr muezzine aus verschiedenen moscheen gleichzeitig. nicht immer exakt zeitgleich und auch nicht unbedingt dieselbe melodie. das kann zuweilen recht hübsch klingen, wie ein kanon. öfter ist es aber die reinste katzenmusik. dazu hört man vor- und nachher oft das modem aus dem computerprogramm, welches den gesang überträgt. didududi… wir hätten das schon längst abgestellt, weil es irgendwie peinlich ist. lieber unser lieblingsadmin: da kann man doch was machen!