Drei Tage Tarsus (zwischen Mersin und Adana)

Freitag bis Sonntag, 3.–5.11.2017

tarsus, eine türkische stadt, die eine schöne altstadt haben soll.

wir finden ein großes einkaufszentrm, auf dessen parkplatz wir gut stehen können. es sind nur ein paar minuten zu fuß in die innenstadt.

Frühstück am Einkaufszentrum

eine schöne altstadt stelle ich mir anders vor als dieses kreuz und quer von morbiden straßen mit dunklen verstaubten läden, vielen autos und mehrheitlich männern. die wenigen frauen fast alle mit kopftuch. ich brauche eine weile, bis ich den charme und die schönheit dahinter und darin finde.

wir werden angeschaut und wenn ich grüße, lächelt und grüßt man zurück und winkt vielleicht. jemand brüllt uns ‚moin‘ hinterher, freut sich, daß wir tatsächlich aus hamburg kommen, wohin er morgen zurückfährt und fragt: ‚womit kann ich euch helfen?‘ leider brauchen wir grad keine hilfe.

männer, die vor der moschee unter bäumen an einer kleinen teeküche beim tee warten, bis das freitagsgebet losgeht. auch wir machen dort pause. ich bin die einzige frau an den vielen tischen. egal. nach und nach verschwinden alle in der moschee, einige beten davor und anschließend setzt man sich wieder zum tee und klönt weiter. mit welchem sichtbaren genuß sich die älteren männer die süßigkeiten in den mund schieben, die vor dem tor verteilt werden! und wie sie begeistert den karren an der straße umringen, der honig mit waben verkauft! mit ziemlichem hallo werden wir zum probieren genötigt und ich kaufe ein stückchen.

Eine Tafel vor der Moschee auf Türkisch und Englisch informiert über die Geschichte der Moschee. Das die Steine von einem „older building of worship“ stammen, übersetze ich mir mit: „Hier stand mal eine Kirche, die wir als Steinbruch für die Moschee genutzt haben.“

Eingang zur Moschee
Vor dem Gebet

die engen straßen und vielen gassen in tarsus sind wie ein freiluftbazar. schlachtereien mit ganzen kälberhälften im schaufenster. dazu gekröse, pansen, aus dem man eine leckere suppe kochen kann. läden mit süßigkeiten: traubensaft an der schnur, turish delight in allen varationen, türkischer honig, dazu berge von nüssen, torten, halva, bonbons. schneidereien, in denen man sich diese pluderhosen machen lassen kann, in denen die älteren männer fast alle herumlaufen. haushaltswarenläden, die so vollgestellt sind, das man den besitzer kaum erkennt. hin und wieder gemüsegeschäfte. kleiderläden, die ihre ware vor die tür gehängt haben, daß man den eingang kaum findet. gewürze, in großen haufen lose verkauft, hülsenfrüchte, johannisbrot, nüsse, oliven in großen säcken. darüber getrocknete paprika, pilze, feigen an dicken ketten aufgezogen, die aussehen, wie überdimensionierte hawaiianische blumenkränze. teestuben noch und nöcher und kleine bis kleinste restaurants. wunderbar! wir essen heißen hummus mit viel brot und scharfem chili. so lecker.

Der beste Hummus der Stadt

und dann der andere teil der stadt: eine breite fußgängerzone, moderne läden, junge menschen, mehr frauen und weniger kopftücher. eine moderne parkanlage.

am nächsten tag ist ein fest auf dem platz neben dem brunnen, aus dem petrus oder paulus getrunken haben sollen. viele gastronomen haben dort ihre stände aufgebaut. von dem hummuskoch werden wir freudig begrüßt. es gibt eine große bühne, man trifft sich, klönt, nascht an den ständen. bis auf reichlich viel presse aus allen teilen der türkei sind wir die einzigen nicht türkischen gäste und probieren uns für kleines geld durch granatapfelsaft mit irgendwas drin und spezieller zitronenlimonade, durch fett- und läuterzuckertriefendem teiggebäck und schlagen uns den bauch mit frischem köfte voll, bis es anfängt zu regnen. schade eigentlich, ich hätte zu gern gewußt, was auf und vor der bühne noch geboten wird.

Ja, der Fressmarkt ist eine Leistungsschau des türkischen Kalorienbombenterrorismus! Auch ohne den Nieselregen hätten wir nach wenigen Ständen mit vollen Mägen kapitulieren müssen.

Kalorienbomben
Atatürk ist noch überall

am nächsten tag hat es sich eingeregnet. das wasser kommt den ganzen tag geradewegs von oben runter und kein lüftchen bewegt sich. wir igeln uns im bulli ein und sind meilenweit davon entfernt zu jammern. so einen tag hatten wir schon seit ewigkeiten nicht mehr.

Ein richtiger Regentag! Nach dem wochenlangen Sonnenschein und den vielen neuen Eindrücken jeden Tag kann ich einen vergammelten Tag im Bett mit echtem Schietwedder tatsächlich ganz gut vertragen! Und abgesehen davon: Den Pflanzen tut’s gut und wir verschwinden ja bald nach Süden.

Eingeregnet!