Wanderung zu Armenischer Klosterruine

Dienstag, 31.10.2017

Heute ist Halloween oder Reformationstag, je nachdem. Für zypriotische Verhältnisse ist Herbst, für uns fühlen sich die Tage eher wie sehr(!) warme Spätsommertage an. Morgens ist es noch angenehm kühl, und erst im Laufe des Tages wird es heiß. Es gibt angenehme Wolken, aber keine Wolkendecke, die den ganzen Tag keine Sonne durchläßt. Und es hat in den letzten Tagen auch schon dreimal geregnet. Von der Intensität her waren es Nieselregen, von der Dauer her Schauer – ideale Wanderbedingungen!

mich dürstet danach, einen fuß vor den anderen zu setzen. es geht kreuz und quer in angenehmen steigungen durch den wald, über lichtungen, über feldwege irgendwo östlich vom fünf-finger-berg.

Der Fünf-Finger-Berg.

plötzlich ruft michel halloween-gerecht ‚eine schlange!!‘. eine viper lag auf dem weg und sonnte sich. von uns aufgeschreckt, verkriecht sie sich unter einen stein. unser abstand bleibt gebührlich. sollte sie sich ernsthaft bedroht fühlen, angreifen und zubeißen, wäre das nächste krankenhaus wahrscheinlich zu weit weg.

Unter dem Stein stehen einige Teile der Schlange hervor. (Leider etwas unscharf!)

wir kommen an der ruine des armenischen klosters ‚sourp magar‘ vorbei, das im 11. Jahrhundert gegründet wurde und nach der türkischen invasion 1974 aufgegeben werden mußte.

in den räumen stehen noch die betten, schränke, stühle und tische. die mönche lebten in dreibettzellen. ein zierbrunnen, den man nur ein wenig sauber machen müßte, der altar in der kirche zerstört und die fliesen davor noch fast vollständig. unter einem mandarinenbaum voller früchte die klosterquelle, die nur mit einer eisenplatte abgedeckt wurde. und hinter der küche noch zwei intakte backöfen aus ziegeln und lehm, wie sie überall in gärten und innenhöfen zu finden sind. einen so traurigen ort haben wir schon lange nicht mehr gesehen. weil so vieles noch da ist. ich laufe mit tränen in den augen über die innenhöfe und mir bleibt doch nur, drei mandarinen zu pflücken und sie als gruß und gebet auf die reste des altars zu legen.

Innenhof des Klosters, links die Klosterkirche, rechts der Mandarinenbaum.
Durchblick von der Kapelle zur Kirche.
Bina mit den gepflückten Mandarinen auf dem Weg zur Kirche.

wie zum trost entdecken wir, dass der wald und die wiesen nach der langen trockenheit ganz vorsichtig wieder grün werden. wir sehen die ersten blümchen, sprößlinge, die mit macht durch die ausgetrocknete erde brechen und den hiesigen herbst als zweite blütezeit nutzen. das beruhigt das herz.

Frisches Grün im Herbst.

die nacht verbringen wir auf einem öffentlichen picknickplatz im gebirge bei stürmischer kühle und unter ‚bewachung‘ eines katzenrudels, von denen einige, ungelogen, derart fett sind, dass wir sie, wären sie normale hauskatzen, sofort auf diät gesetzt hätten.

Unser Schlafplatz.