Eine Woche in Nikosia

Montag, 30.10.2017

Wir bleiben eine gute Woche in Nikosia. Bulli bleibt im Nordteil der Stadt am angestammten Platz zwischen dem türkischen Checkpoint am Übergang Ledra Palace und der venizianischen Stadtmauer, während wir uns zu Fuß und mit unseren Fahrrädern freier in beiden Teilen der Stadt hin und her bewegen als es manchem Grenzer lieb ist. – Einer hat uns ziemlich angeblafft, was wir denn ständig im anderen Teil der Stadt zu suchen hätten.

Zunächst müssen wir uns neu orientieren und unsere Weiterreise planen. Und das geht hier sehr gut, weil wir im Home for Cooperation (H4C) in der UN-Pufferzone gutes Internet haben, EU-Europäisches Mobilfunknetz ohne Roaminggebühren sowie die Möglichkeit schnell mal was auszudrucken. Während wir organisieren, stellen wir fest, dass es uns hier immer besser gefällt, wir mehr und mehr Kontakte kriegen, und die Stadt so zunehmend vielfältiger und interessanter für uns wird.

Was unsere weitere Reiseplanung angeht, so haben wir nach gründlicher Recherche nach Fähren, Flügen und Frachtschiffen, politischen und militärischen Lagen sowie einigen Botschaftsbesuchen beschlossen: Wir fahren Anfang November zurück in die Türkei. Bulli schicken wir dann mit dem RoRo-Frachtschiff von Mersin nach Haifa, während wir mit dem Flugzeug von Adana über Istanbul nach Tel-Aviv fliegen.

Wir werden nicht versuchen, diese Woche chronologisch wiederzugeben. Vieles ist einfach durch die Stadt radeln und schlendern, in netten Cafes sitzen, nette Menschen treffen und wiedertreffen. Und natürlich gehen wir auch noch einmal ins Hamam.

Im Folgenden wollen wir aber ein paar Ereignisse und Begegnungen wiedergeben, die sich in dieser Woche ergeben haben:

1) Die Unheimlichen Dattelwerfer

Nachts wird Bulli immer wieder mit halb aufgegessenen Datteln beworfen. Wobei die nächste Dattelpalme etwa 50m entfernt steht. Auch treten wir immer wieder in das Zeug (wie Hundescheiße, nur deutlich appetitlicher). Was ist hier los? Des Rätsels Lösung: Es gibt hier fruchtfressende Fledermäuse, endemisch hier im einzigen „Land“ in Europa. Und die Bäume, unter denen wir stehen, sind offensichtlich ihr Esszimmer. Die scharfen Blätter der Palmen sind anscheinend nicht wirklich gut geeignet, um sich als Fledermaus daranzuhängen. Also pflücken sie dort nur die Datteln und hängen sich zum Fressen in die Laubbäume über uns. In der Dämmerung sehen wir sie auch.

2) Das Katzenbaby

Beim Abendessen und die ganze Nacht hindurch hören wir irgendwo hinter unserem Bulli ein kleines Kätzchen nach seiner Mutter schreien. Aber immer wenn wir aufstehen, um es zu suchen, ist es ruhig. Wir können es einfach nicht orten. Morgens setze ich mich mit einem Buch hinter den Bulli und bin ganz ruhig. Nach einiger Zeit hab ich´s: Die Kätzchenschreie kommen nicht von hinter dem Bulli, sondern quasi aus dem Bulli. Das Kleine sitzt hinter dem linken Hinterrad im Radkasten.

Ich ziehe es raus und bina mutiert sofort zur Katzenmami. Das Woll­knäu­el ist 2-3 Wochen alt, kann schon normal essen und wird von uns „Heathcliff“ getauft. Von dem, was wir ihm anbieten können, mag es am liebsten Weichkäse.

Heathcliff mit Katzenmami bina beim Frühstück.

Wir verbringen den Tag damit es zu hätscheln und jemanden zu suchen, der es aufzieht. Mitnehmen können wir es ja nicht. Dabei schmuggeln wir es auch zweimal über die Grenze. Am späten Nachmittag treffen wir im H4C eine Frau mit Katzentick. Sie ist aus Limassol und wird Heathcliff aufziehen bis er alt genug ist, für sich selber zu sorgen.

Die Frau ist vom „Commitee on Missing People“ (CMP). Einer Organisation, in der griechische und türkische Zyprioten in gemischten Teams nach den etwa 2000 Menschen suchen, die auf der Insel vermisst werden. Die meisten seit der türkischen Invasion 1974. Etwa die Hälfte der Vermissten haben sie bisher gefunden, ausgegraben und den Angehörigen übergeben, so dass diese sie ordentlich beerdigen konnten. Neun von elf Suchteams graben im Inselnorden, denn die meisten der Vermissten sind Griechen, welche die türkische Armee 1974 bei ihrem Vormarsch, der gleichzeitig eine ethnische Säuberung war, umgebracht hat. Viele einfach deshalb, weil sie sich nicht vertreiben lassen wollten. Das Suchteam unserer neuen Katzenmami hat gerade Teamsitzung auf der Terasse des H4C . Sie reden auf Englisch, aber die beiden Griechen nehmen inzwischen Türkischunterricht und die beiden Türken Griechischunterricht. – Hier geschieht großartige Völkerverständigung im Kleinen.

Heathcliff auf der Schulter seiner neuen Mami. – Daneben eine den Tränen nahe bina.

3) Armenische Zyprioten

Wir sehen im H4C die Premiere des Films „Together“, in dem ältere armenische Zyprioten über ihre Geschichte und die Geschichte ihrer Familien interviewt werden. Es gibt auf Zypern schon sehr lange eine armenische Gemeinde, aber die Familien der meisten interviewten Armenier kamen erst am Ende des Ersten Weltkriegs als Flüchtlinge. Ihre Familien stammten aus Adana oder Mersin und waren im Zuge des Völkermordes und der Vertreibung der Armenier auf wochenlange Hunger-und-Durst-Märschen nach Syrien geschickt worden, die viele der Marschierenden nicht überlebten. Von Syrien aus kamen sie illegal über das Mittelmeer nach Zypern. In Nikosia siedelten sie sich vor allem in und am Rand der türkischen Stadtteile an, weil sie die türkische Sprache sprachen. Als 1963 die Auseinandersetztungen zwischen Griechen und Türken auf der Insel begannen (also so richtig begannen mit Barrikaden, Vertreibungen, Paramilitärs und so), wurden sie von der TMT (der türkischen paramilitärischen Organisation) aus diesen Vierteln vertrieben, da sie als Christen den Griechen zugeordnet wurden. Heute leben sie im Inselsüden. Das alte Armenische Viertel liegt direkt oberhalb unseres Bullis. Einer der Interviewten wohnte in dem Haus, auf das die Abendsonne immer so schön scheint:

Die Altstadthäuser oberhalb unseres Schlafplatzes im Abendlicht.

Als das Licht wieder angeht, sehen wir, dass etwa 2/3 der Interviewten im Publikum sitzen. Einige von Ihnen kommen noch nach vorne und sagen etwas. Sie sprechen im Wesentlichen Türkisch und werden auf Englisch übersetzt. Ihre Kernbotschaften sind Frieden und Versöhnung. Sie sind lebende innerzypriotische Bindeglieder: Türkisch sprechende Christen. (Oder sie sitzen zwischen den Stühlen, je nachdem, wie man es sieht.)

Besonders anrührend finde ich, dass einer der Interviewten den Filmemachern zum Dank ein Friedensgemälde schenkt. Er hat die Hala Sultan Tekke, die im griechischen Teil der Insel liegende wichtigste Moschee Zyperns, gemalt. Dass jemand, dessen Familie im 20. Jahrhundert zweimal von muslimischen Türken vertrieben wurde, eine Moschee als Vesöhnungssymbol wählt…

4) Freitagsgebet

Wir nehmen am Freitagsgebet in der „Kathedralenmoschee“ teil. (Also der Kathedrale Nikosias, die seit der Übernahme durch die Osmanen 1571 eine Moschee ist.) Das Ganze läuft auffallend leger ab. Was auch daran liegen kann, dass die Zyperntürken als die unmuslimischsten Muslime der islamischen Welt gelten. Ab dem Mittagsruf des Muezzin kommen die Gläubigen (überwiegend die Männer) nach und nach herein, verrichten ihr Gebet und setzen sich dann gemütlich lungernd, meditierend auf den Teppich. Ein „Imam“ (wir glauben, es ist ein Imam) sitzt in der Gebetsnische und liest eine Stelle aus dem Koran vor und interpretiert sie dann für die heutige Zeit. Offensichtlich geht es um die weltlichen Ablenkungen und Versuchungen von Handy und Facebook. Schließlich kommt der Mufti (wir glauben er ist es) und erzählt etwas von der Kanzel. Immernoch kommen nach und nach die Gläubigen hinzu. Erst ganz am Ende als gemeinsam gebetet wird, sind alle da.

Wir finden die ganze Atmosphäre sehr angenehm. Die Gebetsbewegungen schauen wir uns ab, verbinden sie aber mit einem „Vaterunser“. Wer oder was Gott/Allah auch immer ist, wird uns schon verstehen.

Zwei Dinge bleiben aber als unangenehmer Nachgeschmack:

Erstens: Menschen bringen sich tatsächlich gegenseitig um, weil der eine auf einer Holzbank und der andere auf einem Teppich zum gleichen Gott betet. Warum nicht freitags so und sonntags so, gerne auch im gleichen Haus.

Zweitens: Immer wieder ignorieren Touristengruppen sowohl die mitten im Eingang stehenden Schilder, dass jetzt Gebetszeit sei und der Besuch der Moschee unerwünscht, als auch deutlichen Hinweise, dass Frauen sich eines der bereit hängenden Tücher über die Haare legen mögen. Sie trampeln mitten durch den Gottesdienst und regen sich über mangelnde Toleranz auf, wenn sie höflich hinaus gebeten werden.

ich sitze derweil im hinteren teil des raumes bei den frauen. er ist nicht abgeschirmt oder auf einem balkon irgendwo, sondern großräumig mit einer kleinen balustrade abgegrenzt offen einsehbar.

eine frau geht sogar während des gebetes zwischen den männern hindurch zum bücherschrank, um sich ein surenbuch zu holen.

nur fünf oder sechs frauen sind da. suren lesend, bei den vorlesungen genau so bequem sitzend wie die männer, die gemeinsamen gebete mitmachend. ich falle höchstens dadurch auf, daß ich kein türkisch spreche und mit meinen gebetsbewegungen etwas hinterher hinke. aber ich fühle mich pudelwohl.

beim hinausgehen nimmt sich jeder eine kleine süßigkeit von einem tisch. einen bonbon, einen in alufolie gewickelten kleinen kuchen. was für eine schöne geste!

5) Kaugummi-Eis

mir war schon öfter der kleine eiswagen aufgefallen, dessen verkäufer einem immer ein ‚eiscreme!‘ entgegenbrüllt, wenn man vorbei geht und der so lustige bunte kleidung trägt. ich dachte immer: jaja, touristenshow…

einmal hält michel an, weil es sich um spezielles, kaugummiartiges eis handelt, von dem ihm schon einer seiner schüler erzählt hat. der verkäufer macht aus seinem verkauf eine richtige kleine schau. gibt mir die waffel… und doch nicht. füllt eis hinein… und doch nicht… jongliert damit in verschiedener weise, weil das eis irgendwie ein eigenleben führt, bis ich schon ein bischen genervt reagiere, weil ich endlich wissen will, wie es schmeckt. aber der verkäufer lacht und läßt sich zeit bis ich endlich mein eis in der hand habe. jaja, touristenshow… lecker ist es und tatsächlich ein wenig klebrig wie kaugummi. bis mir michel erzählt, dass diese schow zum eis dazu gehört. dass das jeder verkäufer macht und dass er das auch von seinem schüler weiß, mich aber überraschen wollte. ich schäme mich über meine eigene ungeduld und meine vorurteile.

Ja, E… hat recht gehabt: Eine großartige Show mit leckerem Eis!

6) Cycling accross Barricades

eine abendliche fahrradtour mit einem türkischen und einem griechischen zyprioten, kreuz und quer durch die altstadt nikosias, über die grenzen hinweg und wieder zurück. wir kennen die meisten ecken und gebäude, die wir passieren, und erhalten kaum neue informationen über den konflikt an sich.

Einblick in die Verbotene Zone, links die Griechen, rechts die Türken.

Aber es lohnt sich Aydin zuzuhören. Die 70 Jahre alte türkische Zypriotin und jahrzehntelange Friedens- und Völkerverständigungsaktivistin steuert vieles aus ihrer eigenen Erfahrung bei. Über ihre griechisch-zypriotische Mädchenfreundin aus dem Nachbarhaus, und wie eines Nachts 1963 plötzlich türkische Paramilitärs von der TMT in ihrem Schlafzimmer standen und von dort aus das Haus ihrer Freundin mit Molotow-Coktails bewerfen wollten. Oder wie es war, als ihre Heimatstadt plötzlich geteilt war und alle Köpfe voll mit Vorurteilen über die „andere Seite“.

Die Gruppe vor der alten britischen Kolonialverwaltung.

erstaunlich sind die anderen teilnehmer. hauptsächlich mitglieder eines erasmus-programms. dass zwei davon nicht rad fahren können… sei´s drum, aber es sind zwei griechische zypriotinnen aus nikosia dabei, anfang bis mitte 20, die für die caritas arbeiten und noch nie im türkischen teil waren. – ok, eine war einmal drüben, im auto, aber nicht ausgestiegen. sie waren unsicher, vielleicht sogar ängstlich auf unserer fahrt durch den türkischen teil. weiß der himmel, was man ihnen zeit ihres lebens von den menschen auf der anderen seite erzählt hat. kein schritt in die kathedralen-moschee und auf die frage, warum nicht, kam keine richtige antwort.

sie entspannten sich erst als wir wieder im griechischen teil waren. ich fürchte, mit solchen menschen wird es noch sehr lange dauern, bis ein entspanntes miteinander möglich ist.

Die beiden Friedensaktivisten, die die Radtour organisieren, schätzen, dass etwa die Hälfte der griechischen Zyprioten noch nie im Norden war, und über „die Türken“ nur Vorurteile aber keine persönlichen Erfahrungen hat. Das Gute daran sei, dass diese Vorurteile extrem leicht aufzubrechen seien, wenn man die Menschen nur einmal auf die andere Seite und in Kontakt mit den Menschen dort brächte. – Aber genau das zu schaffen sei sehr schwer.

Abendstimmung im Südteil der Stadt.

7) Aydin: Aktivistin für Frieden, Völkerverständigung, Radfahren und so

Aus einem kurzen, netten Gespräch mit den beiden Organisatoren der „Cycling-accross-Barricades“-Radtour ergibt sich eine Verabredung mit Aydin am kommenden Tag. Wir gehen zusammen in das queere Cafe in Nordnikosia.

Aydin redet und brennt lichterloh.

Die Frau ist ein Wirbelsturm. Unglaublich, dass sie 70 Jahre alt ist! Was sie schon alles an Projekten angeschoben hat geht auf keine Kuhhaut (andere Aktivisten im H4C, denen gegenüber wir sie erwähnen, bestätigen das ungefragt). Neben ihren persönlichen Erfahrungen und ihrem Geschichtswissen ist vor allem ihre ungeheure Power beeindruckend. Wenn wir mit 70 Jahren auch nur halb so energiegeladen und engagiert sind, ist alles gut gelaufen.

Vom Inhalt des Gesprächs will ich hier nur einen Splitter wiedergeben: Nordzypern wird immer mehr zum Spielplatz der Türkischen Mafia. Sie bauen Hotels mit Casinos, waschen Geld, betreiben Prostitution und so weiter. Eigentlich müßte dem spätestens jetzt Einhalt geboten werden. Aber die Mafia hat halt gut geschmierte Verbindungen zu den Mächtigen in Türkei, Nordzypern und Militär. – Mit diesem Wissen können wir einiges, was wir gesehen haben, besser einsortieren, beispielsweise ein Dorf am Westende der Nordküste, das nur aus Bordellen besteht (die Reeperbahn ist nix dagegen!), oder die vielen Spielcasinos.

Sie schenkt uns noch zwei Bücher, die sie (mit-)geschrieben hat, ihr Kurzgeschichtenbuch „Forbidden Zones“ schwerpunktmäßig über die heutige und historische Situation auf Zypern, und ein Buch über die Identität der türkischen Zyprioten in der Literatur. – Wir revangieren uns mit einer CD des Films „Together“ und dem Aufzeigen der zum Teil frappierenden Ähnlichkeiten zwischen Zypern und Nordirland.

8) „Museum des Nationalen Kampfes“ (zypern-griechische Version)

Auch Südnikosia hat ein „Museum of National Struggle“ es ist dem Guerillakrieg der griechisch-zypriotischen EOKA gegen die britischen Kolonialherren von 1955 bis 1959 gewidmet. Die türkischen Zyprioten kommen hier nur insoweit vor, als sie sich von den Briten im Rahmen von deren „Teile und Herrsche“ Politik instrumentalisieren ließen. Das Museum steht seinem türkisch-zypriotischen Gegenstück in Nordnikosia bezüglich Propagandasprache und Einseitigkeit nur wenig nach. Der 1. Platz in diesem Wettstreit geht jedoch trotz heftigen Bemühens des Südens an den Norden.

Zum Museum im Norden hatten wir ja schon etwas geschrieben, zu dem im Süden nur ein paar Anmerkungen:

I) Mit „The Holocaust at Kourdali“ wird ein Unfall bezeichnet, bei dem sich vier EOKA-Kämpfer mit ihrer eigenen Bombe in ihrem eigenen Haus in die Luft gesprengt haben. Zivilisten kamen nicht zu Schaden. Das ist sicherlich ein tragischer Unfall, aber es ist noch nicht mal ein Mord durch die Briten, geschweige denn ein Massenmord an Unschuldigen, keinesfalls zu reden von einem Völkermord, und das Ganze als Holocaust zu bezeichnen ist aus unserer Sicht schlicht und ergreifend geschmacklos.

II) Die Internierungslager, in welche die Britten über 3.000 mutmaßlichen EOKA-Unterstützer steckten, werden hier als „The Concentration Camps“ bezeichnet. Nun waren die Britten zwar selbst so feinfühlig, sie so zu nennen. Was sie übrigens auch mit ihren Internierungslagern in Nordirland taten. Aber die Iren sind so ehrlich und sprechen von „Internment Camps“ und „Internment without trial“. Denn es gibt einen massiven Unterschied zwischen diesen Internierungslagern, in denen keiner hungern mußte, in denen vielfältige Aktivitäten erlaubt waren und in denen vor allem keiner umgebracht wurde, und den deutschen Konzentrationslagern, welche die meisten Insassen nicht lebend verließen.

III) Eine sparsamere Verwendung von Begriffen wie „hero“ oder „sacrifice“ zugunsten einer objektiveren Sicht täte dem Ganzen, zumindest von außen gesehen, extrem gut. Wenn man in einem dreizeiligen Absatz fünfmal das Wort „Held“ liest, weil jeder EOKA-Kämpfer bei jeder Erwähnung als Held bezeichnet wird, hat das für einen Außenstehenden etwas absurdes. Aber bei den diese Propagandasprache gewohnten Einheimischen scheint es zu funktionieren. Genau wie im Norden bei den türkischen Zyprioten.

ich habs ja befürchtet: die griechen sind in dieser hinsicht auch nicht besser als die türken.

Und sonst:

Betyl im H4C. Eine spannende Gesprächspartnerin, die gerade auf ihre Tochter wartet, die im Goetheinstitut (das auch in der UN-Pufferzone liegt) den Deutschtest „A2“ macht.
Zeitungsbild der Demo gegen die Abholzung von Bäumen für Straßen vorm Parlament in Südnikosia. (Ganz links sind wir.)
Straßenfest zum Tag der Deutschen Sprache.
Bina tanzt auf dem Straßenfest zu Lateinamerikanischen Rhythmen mit dem 3. von der Deutschen Botschaft ausgegebenen Freibier in der Hand.
Im „Buchclub“ Tagesmitgliedschaft 5€, zwei Kaffee inklusive. Abends gibt es auch Kino und so.

Wir könnten unser halbes Sabbathjahr auf Zypern verbringen.

stimmt. dank aydins bekanntschaftsgrad in beiden teilen von nikosia und ihrer fähigkeit menschen miteinander bekannt zu machen, fällt es mir schwer, diese insel zu verlassen. sie stellte mich z.b. dem initiator des queer-cafes vor, an den ich gern einige fragen gerichtet hätte.

auch sie selbst hätte ich gern noch so einiges gefragt. ich hätte mich noch viel länger dem kultur- und stadtleben hingeben mögen, es genießend, auf beide seiten der grenze tiefer in die gesellschaft einzutauchen.

dann die natur. es gibt noch so viele wanderwege, die spannend sind, so viele kleine buchten, die beschnorchelt werden könnten. ich habe noch nicht genug chamäleons gesehen, noch nicht genug johannisbrot geknabbert und unser ‚baf sakisi‘, das zypriotische naturkaugummi, welches nach weihrauch schmeckt, geht auch zur neige.