Hala Sultan Tekke & Gebeine des Heilige Barnabass

Samstag 21.10.17

Am Vormittag besuchen wir die Hala Sultan Tekke bei Larnaka, eine Moschee wie aus dem Bilderbuch: Eine Halbinsel in einem Salzsee, darauf zwischen Palmen die Moschee mit Kuppel und Minarett, wie man sie sich vorstellt.

die Hala-Sultan-Tekke

Das wichtigste muslimische Heiligtum der Insel liegt im griechischen Inselsüden, sozusagen als Gegengewicht zum Andreaskloster, das als wichtigstes orthodoxes Heiligtum im türkischen Norden liegt. Nach Meinung der hiesigen Muslime ist sie das viertwichtigste muslimische Heiiligtum nach der Kaaba in Mecka, dem Schrein von Mohammed in Medina und dem Felsendom in Jerusalem. Da besteht aber offensichtlich noch Diskussionsbedarf, denn nach Meinung der Syrer ist die Ommaiyadenmoschee in Damaskus und nach Meinung der Palästinenser das Patriarchengrab (Abraham / Ibrahim & co) in Hebron das viertwichtigste Heiligtum des Islam. Vermutlich gibt es noch mehr Viertwichtigste…

Im ältesten Teil der Moschee liegt Umm Haram begraben, die oft fälschlicher Weise als Mohammeds Tante bezeichnet wird, in Wirklichkeit aber „nur“ eine von ihm sehr geschätzte „mütterliche“ Beraterin war. Sie soll an dieser Stelle im Jahr 649 (unserer Zeitrechnung, also nach Christi) beim ersten Überfall der Muslime auf die Insel vom Esel gefallen und gestorben sein.

Interessant finden wir hier insbesonder drei Dinge:

1) Die Omnipräsenz der Katzen in und um die Moschee:

Durstige Katze beim rituellen Füßewaschen.
Katzen in der Moschee sind offensichtlich erlaubt!

Ob die Katzen hier offiziell gehalten werden, wie die Katzen im orthodoxen Kloster „St. Niclas of the Cats“ bei Limassol, welche die Stadt angeblich von einer Schlangenplage befreit haben, wissen wir nicht.

2) Die Bildlichen Ornamente und die Davidsterne, die die Gebetsnische umrahmen:

Es gibt sie doch! Bildliche Darstellungen in einer Moschee.

Unseres Wissens sind bildliche Darstellungen in Moscheen ein Tabu. Und Davidsterne… Naja…

3) Umm Haram ist eine wundertätige Heilige:

So haben beispielsweise die Einwohner von Damaskus, als sie von einer langen Dürre geplagt waren, zu ihr gebetet, dass sie Gott bitten möge, ihnen Regen zu schicken. Und auch jetzt noch kommen Pilger zu ihrem Grab, um sie im Beistand zu bitten. Dies ist in sofern erstaunlich, als dass es im Islam ein Beistellungsverbot gibt. Man darf eigentlich nur zu Gott direkt beten. Das katholische Konzept der Fürbitte durch Heilige ist dem Islam fremd. Aber zumindest in dieser Region scheint die „Tante des Propheten“ Umm Haram die Rolle einzunehmen, die für viele Katholiken die „Gottesmutter“ Maria hat.

Bina auf dem Salzsee mit (genau!) Salz in der Hand.

Nachmittags sind wir in Lympia, dem griechischen Ort gleich unterhalb der südlichsten Stellung der türkischen Armee auf Zypern. Also dem Ort und der Stellung, die wir vor einer Woche vom UN-Posten aus photographiert haben. Diesmal halten wir uns an die Demarkationslinie, können uns ein Photo aber nicht verkneifen:

Türkische Stellung oberhalb von Lympia. Diesmal vom griechischen Dorf aus. (Ja, innerhalb der türkischen Stellung befindet sich eine orthodoxe Kirche.)

Abends bleiben wir unplanmäßig in Peristerona, nördlich des Troodosgebirges, obwohl wir eigentlich noch im Gebirge übernachten wollten. Aber in Peristerona ist Kirchweihfest. Das ganze Städtchen ist auf den Beinen. Das Hauptsträßchen ist von Buden mit Süßkram, Kinderspielzeug und Klamotten gesäumt. Gegen Sonnenuntergang gibt es eine Messe, die per Megaphon auch auf den Marktplatz und in die umliegenden Cafes übertragen wird. Die Messe dauert die (bei den orthodoxen) üblichen drei Stunden. Aber sie ist keine geschlossene Veranstaltung. Vorne in der Kirche sind Heiligkeit und Andacht, hinten das pralle Leben. Die Leute unterhalten sich, gehen ein und aus, und auch die Kinder schauen zwischendrin mal rein, während sie draußen Fußball spielen.

Am Ende der Messe werden Teller mit gekochter Getreidemischung geweiht. Eigentlich wollen wir aus Höflichkeit nichts davon nehmen. Aber da haben wir unsere Rechnung ohne die griechischen Hausfrauen gemacht…

Als die Kirche sich nach der Messe weitgehend geleert hat, gehen wir noch einmal hinein, um uns in Ruhe umzusehen. (Vorher hatten wir uns hinten im Pralles-Leben-Bereich gehalten.) Die Reliquien des Heiligen Barnabas, dem die Kirche geweiht ist, sind in einer offenen Silberschatulle vorm Altarraum ausgestellt. Schädel, Oberschenkelknochen und … tja dann versagen meine anatomischen Kenntnisse.

(fingerknochen diagnostiziert die altenpflegerin)

Die Gläubigen küssen sie genauso wie die verschiedenen Ikonostasen. Sogar zwei Mädchen, die ihr Fangenspiel vom Marktplatz in die Kirche geführt hat, schlagen schnell das Kreuz, küssen die Gebeine des Heiligen und rennen dann in ihrem Spiel durch die Stuhlreihen wieder nach draußen.