Rauswurf von Palästinensern und Italienerin
Am Freitag, den 24. Oktober, abends gegen 19:00 Uhr verschaffen sich israelische Soldaten Zugang zur Terrasse des Sumud-Zentrums.
Sie befehlen allen anwesenden Palästinensern – mit Ausnahme von Issa Amro – sowohl Haus und Terrasse als auch die Geisterstadt zu verlassen. Obwohl sie alle in der Geisterstadt oder sogar hier im Haus gemeldet sind. Anschließend nehmen sie die Italienerin (Gracia) mit, bringen sie zum Checkpoint und werfen auch sie aus der Geisterstadt raus.
Als Begründung liefern die Soldaten, dass das Haus ein einer „Closed Military Zone“ liege. Diesmal haben sie sogar eine schriftliche Verfügung nebst Karte der geschlossenen Zone dabei – zum ersten Mal seit wir hier sind. Die Zone soll bestehen vom 20. Oktober bis zum 27. November diesen Jahres, somit die gesamte Zeit der Olivenernte. Diese Zone umfasst nur die palästinensischen Olivenhaine in der Nachbarschaft. Alle Häuser liegen aber außerhalb der Zone. Auch das unsere: Das Sumud-Zentrum ist zwar von drei Seiten von der „Closed Military Zone“ umgeben, liegt aber selbst nicht darin.

Die Razzia und der Rauswurf sind also rechtswidrig, weil weder Haus noch Terrasse von der Verbotszone betroffen sind. Aber unter einem Regime ohne Rechtsstaat kann man nur schwer gegen Maschinengewehre anargumentieren.
Und wir? Wir waren kurz vorher im Haus verschwunden, weil sich schon vorher abzeichnete, dass es eine Razzia geben würde. Gracia war leider nicht so vorsichtig.
Das Vorspiel zur Razzia war, dass sich der wachhabende Soldat auf der Siedlerterrasse hinter uns über die anwesenden Palästinenser beschwerte und ankündigte, unsere Terrasse räumen zu lassen. (Sofern Michel das richtig mitbekommen hatte.)
Der Soldat, der die Razzia leitet, ist übrigens derselbe, der unsere kurzzeitige Festnahme und den Rauswurf aus der Geisterstadt am 4. Oktober befehligte (er hatte am Ende ja seine Vermummung abgenommen). Er war auch derjenige, der Mohammad Nadschi am Mittag des 7. Oktober auf der Terrasse festgenommen und – gemeinsam mit anderen Soldaten– krankenhausreif geschlagen hatte. Dann hatten sie Mohammad einfach auf der Straße liegen zu lassen.
Alle drei Aktionen sind selbst nach israelischem Recht illegal. Dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zufolge ist die gesamte Besatzung illegal – und damit schon die bloße Anwesenheit im Westjordanland.
Erneuter Olivendiebstahl
Am Nachmittag vor der Razzia hatten dieselben beiden Siedler-Teenager sich daran gemacht, die direkt vor dem Sumud-Zentrum wachsenden Oliven der Familie al-Natischa zu stehlen, die das auch schon letzen Freitag gemacht hatten (demnach vor genau einer Woche).
Wieder waren sie von einem Soldaten begleitet, der ihre Sicherheit gewährleistete.

Irgendwann haben die Siedler-Teenager dann aufgehört. Vermutlich war ihnen doch unwohl dabei, dass so viele Kameras auf sie gerichtet waren.
Die Polizei weigerte sich (wie üblich) zunächst auf Issas Anruf zu reagieren. Schließlich sagten sie doch zu, bei der Armee anzurufen. Diese hat daraufhin sofort den wachhabenden Soldaten außerplanmäßig ausgetauscht. Wäre die Polizei gekommen, hätte der neue Soldat sagen können, er habe nichts gesehen. Natürlich ist die Polizei nicht gekommen. Weil sie auch in diesem Fall kein Ermittlungsverfahren eröffnen wird. Wie in allen bisher von uns in diesem Blog dokumentierten Fällen.
Wasserleitung sabotiert
Nebenbei konnte Issa dokumentieren, dass die Wasserleitung zu unseren Nachbarn sabotiert wurde:
Wasser ist ein wichtiges Thema hier!
Wasser ist rationiert. Einem Siedler aber steht zehn Mal so viel Wasser wie einem Palästinenser zu. Eigentlich hat das Westjordanland viel Wasser. Immerhin ist es im Wesentlichen ein Gebirge, an dem sich die vom Mittelmeer kommenden Wolken abregnen: Das Sumud-Zentrum in Hebron liegt etwa 1.000 über Meeresspiegel.
Aber den Palästinensern ist das Graben von Brunnen verboten. Sie dürfen nur Zisternen anlegen, die jedoch oft Ziel von Siedlerattacken sind. Der Wasserreichtum des Westjordangebirges wird nach Israel umgeleitet. Die palästinensischen Städte können so ihr Wasser nur zu erhöhten Preisen von der israelischen Wassergesellschaft kaufen, welche die meisten Brunnen im Westjordanland kontrolliert.
{Text behutsam redigiert von vS}

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