Armee verbietet Ernte in Hebron-H2
Die israelische Armee hat verkündet, dass die Olivenernte dieses Jahr im gesamten Gebiet Hebron-H2 komplett verboten sei. Hebron-H2 ist der Teil der Stadt Hebron, der vollständig unter Kontrolle der israelischen Armee steht. Er macht etwa ein Fünftel des Stadtgebietes aus, ist damit ca. 15 Quadratkilometer groß und enthält die Machpela, die israelischen Siedlungen, die UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt Kasbah sowie dicht besiedelte Nachbarschaften. Und vor allem auch viele kleine und große Olivenhaine.

Dies ist das dritte Jahr in Folge, in dem das israelische Militär die Olivenernte in H2 komplett verbietet. Eine gesetzliche Regelung unter diesem Apartheidsregime bestimmt, dass eine landwirtschaftlich genutzte Fläche an den Staat fällt, wenn der palästinensische Besitzer sie drei Jahre in Folge nicht beerntet. Der israelische Staat gibt die Fläche dann normalerweise an die Siedler, die vorher durch Gewalt und Schikane dafür gesorgt hatten, dass Palästinenser nicht ernten konnten. Für uns ganz offensichtlich geschieht das alles in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des israelischen Staates und der Armee!
Die mehr als begründete Befürchtung ist natürlich, dass genau das hier beabsichtigt ist und passieren wird. YAS und einige betroffene Olivenbauern versuchen nun gerichtlich gegen das Ernteverbot vorzugehen. Da es hier aber keinen Rechtsstaat gibt – wie ein hoher deutscher Diplomat sich ausdrückte – werden die Erfolgsaussichten vor Gericht massiv vom Grad des internationalen Drucks abhängen.
Knafeh essen gehen 🙂
Am Donnerstagabend war das Sumud-Zentrum endlich einmal gut besetzt. Es waren relativ viele Aktivisten von YAS da, weil das Wochenende hier am Donnerstagabend beginnt. Darüber hinaus nahmen auch internationale Freiwillige aus den USA, Italien und Deutschland teil (wir selbst). Es ermöglichte uns eine kurze Auszeit zu nehmen, um im lebendigen Teil der Stadt Knafeh essen zu gehen.


Nachtwachen 🙁
In der Nacht steht leider eine Nachtwache an, weil am späten Abend Siedler, die uns vor zwei Wochen angegriffen hatten, wieder auftauchen und ein halbes Dutzend von ihnen bis morgens um 5 Uhr, Party auf der Siedler-Terrasse direkt hinter dem Sumud-Zentrum machen. Die Terrasse, auf der der Wachsoldat postiert ist und von der aus man die Stromleitungen der palästinensischen Nachbarn so gut sabotieren kann.
Und auch kommende Nacht werden wir wieder Wache schieben. Obwohl Schabbat ist und es dann normalerweise ruhig bleibt. In dieser und in den folgenden Wochen wird in der Synagoge „Chaje Sara“ gelesen. Das ist der Teil des Alten Testaments, in dem Abraham die Doppelhöhle Machpela in Hebron für 400 Silberstücke als Erbbegräbnisstätte vom Hetiterfürsten Efron kauft (Genesis 23.1-25.18): Die Siedler neigen dazu, diesem Erbanspruch anschließend mit Gewalt Nachdruck zu verleihen.
Fun Fact zum Erbanspruch
Eine groß angelegte genetische Untersuchungen im Jahr 2023 ergab, dass die heute hier lebenden Palästinenser genetisch gesehen zu erstaunlichen 87% die Nachfahren der Menschen sind, die hier vor 4.400 Jahren lebten, also in der Bronzezeit, und deren Nachfahren hier immer gelebt haben.
[Quelle: „The Genomic History of the Bronze Age Southern Levant“]
David Ben-Gurion (Israels erster Premierminister) und Yitzhak Ben Zvi (zweiter Präsident Israels), lagen also richtig, als sie im 1918 veröffentlichten Buch „The Land of Israel in the Past and the Present“ vermuteten:
Die palästinensischen Bauern stammen von alten jüdischen Bauern ab, den „Am ha’aretz” (Menschen des Landes), die nach den jüdisch-römischen Kriegen und trotz der darauf folgenden Verfolgung wegen ihres Glaubens, weiterhin das Land bewirtschafteten. Während die wohlhabenderen, gebildeteren und religiöseren Juden das Land verließen und sich den Zentren der Religionsfreiheit in der Diaspora anschlossen, konvertierten viele der Zurückgebliebenen zunächst zum Christentum und dann zum Islam.
Wenn unten in der Machpela also wirklich mumifizierte Leichen liegen, es sich dabei tatsächlich um Abraham und seine Familie handelte und man gentechnisch den nächsten noch lebenden Nachfahren ermitteln könnte: Dann wäre es nicht abwegig zu vermuten, dass dies ein palästinensischer Bauer aus der Gegend ist, der in diesem Jahr seine Oliven nicht ernten darf.
{Text behutsam redigiert von vS}
