Olivendiebstahl

Closed Military Zone

Der Donnerstag (16. Oktober) verläuft weitgehend unauffällig. Drohnen, Soldaten und Siedler, aber nichts davon betrifft uns und das Sumud-Zentrum direkt. Die Deutsche Botschaft in Tel Aviv schickt ihrer Beschwerde in unserer Sache ans israelische Außenministerium eine Erinnerung hinterher, weil die Israelis sich mit ihrer Reaktion so viel Zeit lassen. Das scheint in Diplomatenkreisen unüblich zu sein.

Am späten Nachmittag erfahren wir dann von Issa Amro, dass das Haus zum geschlossenen Militärgebiet erklärt wurde (Closed Military Zone). Schon wieder! Dieses Mal bis 17:00 Uhr des folgenden Tages. – Also müssen wir wieder einmal dafür sorgen, dass wir von den Soldaten nicht gesehen werden. Nur die hier gemeldeten Bewohner des Hauses dürfen hier sein.

Breaking the Silence

Am Freitagmittag besucht dann eine geführte Gruppe von Breaking the Silence das Sumud-Zentrum. Zwölf jüdisch israelische Student*innen, die von Yehuda Shaul eine Führung durch die Geisterstadt von Hebron bekommen. – Zunächst will der Soldat, der plötzlich vor der Tür steht, sie nicht ins Haus lassen, weil es ja eine „closed military zone“ ist. Dann läßt er sie doch durch. Vermutlich, weil es alles jüdische Israelis sind, weil die Tour angemeldet ist, und sie eine offizielle Gemehmigung haben.

Viele der israelischen Studenten scheinen zum ersten Mal in ihrem Leben einem Plalästinenser zuzuhören. Ihm wirklich zuzuhören, was er erlebt hat, was Besatzung und Apartheid für ihn bedeuten.
Anschließend brechen wir (wortwörtlich) das Brot miteinander, die Israelis stellen Fragen, und Izzat antwortet.
Als die Gruppe aufbricht, nutzen bina und ich die Gelegenheit für ein Promi-Selfie mit Yehuda Shaul. Dem Gründer von Breaking the Silence.

Olivendiebstahl

Etwa eine halbe Stunde später ist plötzlich Alarm. Soldaten an der Tür, mindesten 6 Mann.

Mohammad Amro und Izzat haben die Polizei angerufen, weil Siedlerkinder Oliven von den Bäumen der palästinensischen Nachbarn stehlen. Statt der Polizei kommt die Armee, welche den beiden nicht glaubt. Aber sie haben es gefilmt:

Natürlich lassen die Soldaten die Siedlerkinder unbehelligt. Statt dessen erklären sie den Olivenhain vor dem Sumud zur „Closed Military Zone“ und nehmen Mohammad und Izzat mit. Die Siedlerkinder feixen sich derweil einen.

Zum Glück werden Mohammad und Izzat nur zum Checkpoint geleitet und aus der Geisterstadt rausgeschmissen. (Eigentlich ist das illegal, weil sie ja hier im Haus gemeldet sind. – Aber so etwas wie Gesetze scheint die Soldaten hier schon lange nicht mehr zu interessieren.)

Mohammad (der andere Mohammad – der, den die Soldaten vor einer Woche krankenhausreif geprügelt haben) und wir verstecken uns im Haus, um nicht auch rausgeschmissen zu werden und das Sumud-Zentrum schutzlos zurück zu lassen.

Gegen 17:00 Uhr hören wir Schüsse (kurze Salven und Einzelschüsse). Wir vermuten, dass die Siedler in die Luft schießen, damit ja kein Palästinenser den Kopf rausstreckt, während sie deren Oliven klauen. Denn die Überwachungskamera über dem Eingang des Sumud-Zentrums zeigt, wie sie die Oliven von den Bäumen direkt vorm Eingang stehlen. – Zumindest zum Teil. Denn sehr weit kommen sie nicht, weil kurz danach der Shabbat anfängt. Und da ist alle Arbeit verboten. Einschließlich des Stehlens von Oliven.

Blinder Fleck deutscher Medien

Dadurch, dass wir deutschsprachige, englischsprachige und zum Teil (mit Übersetzungsprogramm) hiesige Medien verfolgen, fällt uns auf, wie groß der Blinde Fleck ist, den deutsche Medien in Bezug auf Israel haben.

Ich nenne hier nur zwei Beispiele, für die ich als Quelle The Guardian anführen kann. Meiner Meinung nach, eine der besten und vertrauenswürdigsten Zeitungen der Welt.

Israel erschießt trotz Waffenstillstand Zivilisten:
Am Montag, dem 13. Oktober, war in deutschen Medien zu Recht viel über die 20 Geiseln zu lesen, die die Hamas an diesem Tag frei gelassen hat. Aber es war nichts darüber zu erfahren, dass die Israelische Armee alleine am Vormittag mindestens 10 Zivilisten im Gazastreifen erschossen hat. In zwei separaten Vorfällen hat Israels Militär 6 Menschen erschossen, die ihm zu nahe kamen. Und 4 Menschen wurden von einer Drohne erschossen, als sie bei der Rückkehr ihre Häuser inspizierten. [Quelle]

Man stelle sich die Bereichterstattung vor, wenn die Hamas trotz Waffenstillstands 10 israelische Zivilisten erschossen hätte!

Hinweise auf Folter & Hinrichtung palästinensischer Gefangener:
Israel gibt für jede Leiche einer Geisel, die die Hamas zurückgibt, 15 Leichen von palästinensischen Gefangenen zurück. The Guradian schreibt über die ersten 90 palästinensischen Leichen die übergeben wurden (Deepl-übersetzt):

„„Fast alle hatten verbundene Augen, waren gefesselt und hatten Schusswunden zwischen den Augen. Fast alle waren hingerichtet worden“, sagte Dr. Ahmed al-Farra, Leiter der Kinderabteilung des Nasser-Krankenhauses.

„Es gab auch Narben und verfärbte Hautstellen, die darauf hindeuten, dass sie vor ihrer Ermordung geschlagen worden waren. Es gab auch Anzeichen dafür, dass ihre Leichen nach ihrer Ermordung misshandelt worden waren.““ [Quelle]

Die Angaben der Krankenhäuser und Ärzte in Gaza haben sich in den vergangenen Gaza-Kriegen immer als sehr zuverlässig erwiesen!

VORSICHT: Der Link am Ende dieses Absatzes führt zum Foto einer der von Israel zurückgegebenen Leichen eines palästinensischen Gefangenen. Man sieht die Abdrücke der Kabelbinder an Hand- und Ellenbogengelenken, die Augenbinde hängt noch um den Hals, Hautabschürfungen und ähnliches sind zu sehen. Ein Bild das Alpträume macht.
Hier der LINK!

The Guardian schreibt dazu:
„The graphic images, seen by the Guardian, show bodies with plastic restraints visible around their wrists, consistent with being bound before death. Photos depict prisoners who appear beaten, bruised and blindfolded, with fabric still wrapped tightly around the heads of some of the deceased.
The release of the photographs follows earlier Guardian reporting in which Palestinians freed from Israeli prisons described severe mistreatment, including beatings, binding and exposure to extreme conditions during detention“

Amnesty International Petition

An dieser Stelle bitten wir euch die Petition von amnesty international: „Menschen in Gaza retten, Genozid stoppen!“ zu unterschreiben!
Vielen Dank!

2 Antworten auf „Olivendiebstahl“

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