Verbannung, Sabotage, Visa

Mohammad verbannt!

Heute wurde Mohammad Natschi auf Dauer („for ever“) aus der Hebroner Geisterstadt verbannt!

Das ist für das Sumud-Zentrum ernst und gefährlich. Denn Mohammad ist die Person, die fast jeden Tag rund um die Uhr im Sumud-Zentrum war. Er ist hier gemeldet. Und wenn Issa weg war, um Öffentlichkeitsarbeit zu machen, um Politiker zu treffen und so weiter, dann war Mohammad hier und hat das Haus bewacht. Das hat er schon vor dem 7. Oktober 2023 gemacht. Aber insbesondere danach war er ein wichtiger Grund, warum das Haus bisher trotz allem überlebt hat.

Am 7. Oktober 2023 ist Mohammad Natschi genau wie Issa Amro von Siedlern und Soldaten entführt und stundenlang gefoltert worden. Und in diesem Jahr ist er am Jahrestag seiner Folter von Soldaten mitgenommen, zusammengeschlagen und auf der Straße liegen gelassen worden. Wir berichten davon im Beitrag „Überfälle von Soldaten und Siedlern“.

Issa Amro war heute eine Stunde lang mit Mohannad am Checkpoint, um zu erreichen, dass sie ihn reinlassen. Aber es war nichts zu machen! Die Entscheidung kam von ganz oben, vom „Hebron District Command“. Ohne Angabe einer Begründung oder einer Rechtsgrundlage.

Noch gestern Abend hat Issa mit uns darüber geredet, dass die Soldaten die Aktivisten von YAS gezielt schikanieren und versuchen, sie aus der Geisterstadt und dem Sumud-Zentrum heraus zu halten. Um ihn und das Haus zu isolieren und verwundbar zu machen. Die heutige Verbannung von Mohammad Natschi gibt ihm offensichtlich Recht. Und das ist für ihn, YAS und das Sumud-Zentrum wirklich gefährlich.

Es war Sabotage!

Die beiden Stromausfälle, über die wir inm letzten Blogeintrag berichten, waren doch Sabotage!

Die Siedler haben in beiden Fällen vom Rande ihrer Terrasse hinter dem Sumud-Zentrum aus die Strom-Hauptleitung kurzgeschlossen. Die Stelle, an der sie es gemacht haben, ist von ihrer Terrasse aus gut mit einer Stange zu erreichen. Ja, von der Terrasse aus, auf der rund um die Uhr immer mindestens ein Soldat Wache schiebt.
Von uns aus war das aber nur einsehbar von einem Bereich, den man kaum betreten kann, weil einen dann sofort der Wachsoldat im Blick hat, bedroht und verscheucht.

Sie haben Kurzschlüsse verursacht. Und weil es dreiadriger Drehstrom ist, hat der Adernkontakt beim ersten Mal zu den Spannungsspitzen geführt, die unsere Geräte haben abrauchen lassen.

Es ist übrigens keineswegs das erste Mal, dass Siedler die Hauptstromleitung ihrer palästinensischen Nachbarn sabotieren. Einmal haben sie den Strom an vier Nächten in Folge ausfallen lassen: Immer durch Sabotage an derselben Stelle, direkt vor dem wachhabenden Soldaten! Oder zusammen mit dem Soldaten?

Habemus Visa!

Die Auskunft unserer Anwältin und des Deutschen Vertretungsbüros in Ramallah sind eindeutig: Unsere aktuellen Visa sind vom Widerruf unserer ETA-ILs nicht betroffen (Zumindest mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit…) Der Entzug der ETA-ILs verhindert nur, dass wir nicht wieder einreisen können, sobald wir einmal ausgereist sein werden.

Und sonst?

Alles ruhig, nur das Übliche: Heute Abend war mal wieder ein Trupp Soldaten an der Tür und wollte wissen, wer sich alles im Haus aufhält. Und es gab heute nur ein einziges Mal Drohnenalarm: Das ist ungewöhnlich wenig.
Ach ja, und gestern war eine Delegation schwedischer Diplomaten mit einer Führung von Breaking the Silence da. Im Orient nichts Neues… 🙂

{Text behutsam redigiert von vS}