Um viertel vor zwei wachen wir vom Lärm auf der Terrasse auf. Offensichtlich werden Steine gegen das Haus und auf die Terrasse geschmissen. Dann ist Krawall an der Vordertür der Terrasse (dem Haupteingang des festungsartig gesicherten Sumud-Geländes). Wir haben in Klamotten geschlafen und sind sofort einsatzbereit.
Siedler versuchen die Tür einzuschlagen und die darüber angebrachte Überwachungskamera zu stehlen. Dieses Video zeigt, wie einer der drei an dem Überfall beteiligten Söhne von Mosche, dem Chef der Siedlung Tel-Rumeida direkt hinter uns, versucht die Kamera zu stehlen:
Issa geht dann erst mal alleine raus. Wir sollen drinnen bleiben und mit einsatzbereiten Kameras warten, bis er uns hinausruft. Auf diesem Video sieht man, wie Issa rausgeht und die Sichtklappe der Vordertür öffnet:
Sobald Issa die Sichtklappe öffnet hauen die Siedler kurzfristig ab. Hier sieht man die Siedler abhauen:
Wir kommen dann auch raus, ziehen uns aufgrund einer Barrage von Steinen aber wieder zurück. Das scheinen die Siedler beabsichtigt haben. Denn sie kommen wieder. Auf diesem Video sieht man wie erst mal ein Soldat gefolgt von einem bewaffneten Siedler guckt, ob die Luft rein ist und dann die anderen Siedler zurückkommen (der Soldat kommt erst bei Sekunde 25 ins Bild):
Der Junge Siedler mit dem schwarzen NBA-Hoody, der relativ spät ins Bild kommt, hat am Abend außen an der Terrasse rumgepöbelt und Issa angedroht, dass sie ihn umbringen werden.
Wir kommen also wieder raus. Bina und ich filmen und fotographieren, während Issa, die Polizei anruft. Hier unser Film:
Unten bei der Machpela (Abrahams Grab) gibt es eine Polizeistation. Aber die Polizei sagt, sie glaube uns nicht und sie könne nicht kommen. Das selbe hat sie schon am Siedlerüberfall am Nachmittag gesagt. – Das ist sehr praktisch für die Siedler. Denn die Soldaten sind ja nur für ihren Schutz zuständig. Alles andere ist Sache der Polizei.
Dann kommt auf Issas Telefonieren hin endlich ein anderer Trupp Soldaten. Wir beide ziehen uns wieder ins Haus zurück. Zunächst können sie nicht hinein, da die Vordertür durch die Rammversuche der Siedler verzogen ist. Das Schloß ist kaputt. Nur mit dem Riegel und Gewalt lässt sie sich am Ende wieder schließen. Die Soldaten verschaffen sich Zugang zur Terrasse und wollen Issa festnehmen. Durch den Fensterschlitz machen wir diese Bilder:


Weil das Gespräch hauptsächlich auf Englisch geführt wird, verstehen wir das meiste: Die Siedler beschuldigen Issa, er habe sie von der Terasse aus mit Steinen beworfen, als sie nur friedlich ihres Weges gingen. Sie hätten sich nur verteidigt. Die Soldaten glauben ihnen zunächst und wollen Issa festnehmen. Doch Issa kann mittels der Bilder der Überwachungskameras beweisen, was wann passiert ist. Die Soldaten glauben auch nicht, dass andere Soldaten beteiligt waren. Aber auch das ist auf den Videos ja eindeutig zu sehen.
Erst als die Soldaten die Videos gesehen haben, und keine Möglichkeit mehr finden, den Sachverhalt zu leugnen, rufen sie die Polizei an.
Die Polizistin, die dann kommt glaubt auch erst mal den Siedlern. Sie gibt dann zu, dass Issa nicht mit Steinen geworfen hat. Aber sie kann weder Steinwürfe von Siedlern, noch einen Vandalismus gegen die Tür, noch den Versuch eine Überwachungskamera zu stehlen, noch einen versuchten Einbruch erkennen. Wir haben ja keine Videos, auf denen man richtig sieht, wie die Siedler werfen und wie sie aktiv die Tür eintreten. Außerdem ist die Kamera ja noch da. Und ganz reingekommen sind sie ja auch nicht. – Also will sie keine Anzeige gegen die Siedler aufnehmen.
Als die Polizei weg ist, kommen wir raus, kochen Kaffee und halten mit Issa gemeinsam Wache. Auf der Terrasse liegen mehr als faustgroße Steine herum.

Mohammad
Mohammad haben sie auf dem Militärstützpunkt mit 40 Soldaten verprügelt, und dann mit gebrochenen Knochen vor einem Checkpoint auf die Straße geschmissen und liegen lassen. – Aber auch da wird es vermutlich mangels Zeugen und Videobeweis weder Gerichtsverfahren noch Verurteilung geben. Das kennen YAS und wir schon.
Mohammads „Verbrechen“ scheint es übrigens gewesen zu sein, dass er filmen wollte, was sie mit den beiden Palästinensern, die den Hügel hochkamen, machen. (Die Soldaten mögen halt keine Leute, die Zeugen sind, und schon gar keine Beweise in Form von Bildern und Filmen.)
Steinwürfe am Abend
Direkt nachdem wir gestern Abend den letzten Blogbeitrag hochgeladen, flogen von der Siedlung hinter uns einzelne kleinere Steine auf das Haus und die Terrasse. Der wachhabende Soldat behauptete nichts gesehen zu haben, während der Missetäter ein feister Junge, der so aussieht, wie ich mir Dudley Dursley vorstelle, mit ebenso feistem Grinsen neben ihm stand.

Lärmbelästigung
Um etwa halb zwölf Uhr in der Nacht war draußen plötzlich laute Musik. Einige junge Siedler beschallten ihre palästinensischen Nachbarn etwa eine Stunde lang mit lauter Musik, die für uns wie Goa klang. – Dabei hatten sie sich so gestellt, dass ihre eigenen Siedlungen von dem Lärm nicht so betroffen waren.
Adam ist stabil

