Wo ist das griechische Rizokarpaso?

Montag, 09.10.17

die küstenstraße weiter richtung osten. dipkarpaz heißt der nächste spannende ort. ein vornehmlich griechisches dorf, von dem michel erzählte, das bei seinem ersten besuch vor 12 jahren die griechen auf der einen straßenseite im cafe saßen und die türken gleich gegenüber auf der anderen straßenseite.

jetzt ist von griechen nichts mehr zu sehen. die moschee ist neu, die kirche alt. das griechische cafe geschlossen. wo sind sie geblieben? eine seltsame ruhe herrscht auf der hauptstraße.

ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. in der griechischen schule ist grad pause. im lehrerzimmer, wo wir hallo sagen, entsteht schnell ein gespräch mit einer lehrerin. das cafe sei nur heute geschlossen und der türkische anteil der dorfbewohner ist tatsächlich größer geworden, da viele anatolien-türken angesiedelt wurden. ein dezenter blick zwei klassenräume offenbart wunderbare zustände: eine lehrerin für zwei schüler. in einem anderen raum sitzen fünf schüler.

Als wir zwei Tage später wieder durch den Ort fahren, ist griechische Cafe ist geöffnet und gut besucht. Es hat wohl nur Montags seinen Ruhetag. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass die Türkische Verwaltung endgültig vom ehemaligen griechischen Risokarpaso in das ein rein türkisches Dipkarpaz verwandeln will. Die alt eingesessenen Griechen scheinen langsam verdrängt und durch Siedler aus Anatolien ersetzt zu werden.

Die alt orthodoxe Kirche wird zum Beispiel von der hinten von der neuen Moschee überragt, von vorne von einem Reiterstandbild symbolisch attackiert und von neuen türkischen Ladenzeilen links und rechts in die Zange genommen.

Die alte griechisch-orthodoxe Kirche von Rizokarpaso, überragt von der neuen Moschee, attackiert vom Reiterstandbild und in die Zange genommen von türkischen Ladenzeilen.

Die Englischkenntnisse der vorher freundlichen Türkin im Rathaus versagen ab dem Moment, wo ich nach griechischen Geschäften, Restaurants und Bewohnern frage, komplett.

Die Lizenzen für Restaurants an Stränden in der weiteren Umgebung werden offensichtlich nur an Türken vergeben.

Als die türkische Armee 1974 eine Invasion auf Zypern gemacht hat, um die türkische Minderheit auf der Insel zu schützen und einen Anschluss Zyperns an das damals faschistische Griechenland (Obristen) zu verhindern, wurden die Menschen auf der Halbinsel, die Zypern seien charakteristische Form verleiht, vom Süden der Insel abgeschnitten und konnten nicht fliehen. Daher gibt es hier eine alteingesessene griechische Bevölkerung, die seit über 40 Jahren von UN-Konvois mit Lebensmitteln, Medikamenten und Post aus dem Inselsüden versorgt wird. (Wobei diese Versorgungslieferungen derzeit gerade akutes Inselpolitikum sind.)

Die Zustände an der griechischen Schule sind, wenn man die äußeren ha ignoriert, paradiesisch. Wir sehen zwei Klassen, die eine mit zwei, die andere mit fünf Schülern. Vier bis sechs Klassen scheint es insgesamt zu geben. Im Lehrerzimmer treffe ich ein halbes Dutzend entspannter Kolleginnen und Kollegen, die gerade Freistunde haben. Mit einer Lehrerin, die als Erasmusstudentin in Deutschland war, unterhalte ich mich ein wenig. Die Ausstattung der Schule scheint gut zu sein.

Griechische Schule von Rizokarpaso. Das Lehrerzimmer befindet sich links hinter dem dreifachen Bogen.

An der Hauptkreuzung des Dorfes treffen wir eine deutsche Familie, die einem Touristentypus angehört, den wir öfters treffen und der uns innerlich zur Weißglut treibt: „informiert und moralbefreit“. Sie sagen: „Ja, das ist hier im Grunde eine ethnische Säuberung. […] Das ist nicht unser Problem.“ Dabei sitzen sie im Cafe des Siedlers und verstehen nicht, warum wir uns die Mühe machen in diesem Dorf nach einem von alteingesessenen Griechen geführten Cafe zu suchen.

wir kaufen schnell das nötigste ein und fahren weiter. aber dann sehen wir am rand des dorfes ein schild auf griechisch. ein restaurant. neu, noch gar nicht ganz fertig. hinter dem tresen zwei frauen, sonst sind die vielen tische leer. mit einem fröhlichen ‚kalimera!‘ auf den lippen kaffee bestellt und versucht, ein gespräch anzufangen. leider ist das durch die sprachbarriere nicht leicht. trotzdem werden wir hier dieser tage noch essen gehen. wir haben unsere griechen gefunden! es gibt sie also doch noch!!!! und michel bekommt nach den touristen ohne moral wieder luft.

und dann sind wir mitten im eselgebiet. die karpaz-esel sind berühmt. verwilderte hausesel, die gleich am reservatseingang stehen, wie vom touristenministerium bezahlt, und um futter betteln. hübsch sind sie mit ihrem braunen fell und dem weißen bauch, nebst weißer schnauze und den wirklich schönen, weiß umrandeten augen.

Wegelagernde Esel.

Die waren vor 12 Jahren auch nicht so degeneriert, sondern scheue Wildesel, die man nur von weitem gesehen hat.

am andreas-kloster stehen noch mehr. dieses kloster ist in der tat etwas besonderes. so wichtig für die griechisch-orthodoxe kirche, das selbst die türken es nicht angerührt haben. welch ironie: das wichtigste heiligtum der griechen steht im türkischen teil von zypern und die wichtigste moschee im griechischen teil.

St. Andreas Ikonostase im Kloster des Apostels. (Das wichtigste Heiligtum der Inselgriechen im letzten Winkel des türkischen Inselnordens.)

und trotzdem hat sich hier viel verändert: der türkische militärposten, den michel auf seiner ersten reise noch auf dem dach des klosters gesehen hat, ist weg und die souvenierstände vor dem kloster sind mehr geworden.

Die Türken haben die orthodoxen Kirchen insgesamt kaum angerührt. Aber dieses Kloster ist halt etwas besonderes. Es war die ganze Zeit über bewohnt und für Pilger (die so gut wie nicht kamen) offen. Verehrt wird hier besonders die Ikonostase des Heiligen Andreas. (Also eine Wundertätiges Heiligenbild.)

frage des tages: wozu stehen rund ums kloster diese einstöckigen häuser, die aussehen wie ein motel an einem amerikanischen highway? wir haben es nicht herausbekommen.

Hier am Ende der Insel treffen wir auch drei andere Wohnmobilisten. Ein Pärchen aus Osnabrück macht seit 20 Jahren Urlaub am Strand hinter dem Andreaskloster. Die beiden anderen (die wir erst morgen treffen werden) haben echte Expeditionsmobile, mit denen sie anscheinend schon in der halben Welt unterwegs waren. Es bleiben die einzigen WoMos, die wir in Nordzypern treffen. Der riesige Vorteil, den das fast komplette fehlen von Wohnmobilen auf der Insel hat, ist, dass wir uns mit unserem VW-Bus fast überall hinstellen können. Buchten und Parkplätze, die sonst versperrt oder „Für Wohnmobile verboten!“ wären, sind hier frei zugänglich. Allerdings fehlt hier auch jede Campinginfrastruktur.

und dann stehen wir an der äußersten spitze von nord-zypern.

Der Polizist an der Spitze der Karpazhalbinsel kocht uns türkischen Kaffee.
Bulli am Ende der Halbinsel – vom Polizeirevier aus gesehen.

der wachhabende polizist an der station freut sich, das ihn mal jemand besucht und nicht nur schnell fotos machen will und wieder abhaut. wir werden sofort zum kaffee eingeladen, dürfen naürlich hier schlafen und als er wegfährt, läßt er sogar die scheinwerfer aus, die normalerweise die beiden großen fahnen auf dem hügel nebenan anleuchten, damit wir besser sterne schauen können.

und der himmel ist wirklich phantastisch! danke, arkan!

Nachts bestaunen wir einen sagenhaften Sternenhimmel und sehen indirekt den Lichtschein von Latakia an der syrischen Küste. Bis dahin sind es kaum 80 km.

Strandwanderung

Dienstag, 10.10.17

Pause bei Strandwanderung.
Und man sieht hier nur etwa ein Viertel des Strandes!
Ein Krebs am Strand starrt uns an.

heute wird endlich mal wieder gewandert.

michel hat eine rundtour ausgesucht, die zwar länger dauert, aber nur 300 höhenmeter hat. ideal für mein knie. auf eselspfaden durch buschlandschaft, über den langen strand, auf feldwegen und wieder durch buschlandschaft zurück. diesmal sehe ich in der ferne auch wirkliche wilde esel, die weggehen, wenn menschen kommen. die am andreaskloster hatten schon wildpark-mentalität: ‚faß mich ja nicht an, aber kauf mir futter und gib es mir!‘

es ist knalleheiß und auch anstrengend. aber wunderbar. einen fuß vor den anderen setzen, immer im selben rhythmus. gedanken kommen und gehen lassen. gerüche, geräusche, gegenden im gehirn speichern. michel vorweg gehen sehen, aber zu wissen, an der nächsten biegung wird er warten. das hat sich bei uns mittlerweile eingespielt.

in einer der bars gibt es ein bier und einen kurzen schwatz mit zwei ehepaaren, die mit ernsthaften expeditionscaravans unterwegs sind. ich finde, diese laster sehen aus wie burgen. sinnvoll, wenn man wirklich in die wüste will und diese leute waren vor dem syrienkrieg in damaskus und umgebung und das offensichtlich länger. aber ich möchte unseren kleinen bulli nicht missen. grad jetzt, wo ich dies schreibe, sitze ich auf der rückbank, die schiebetür ist offen und ich hab den freien blick auf einen steinstrand und ein heute tosendes meer.

abends gehen wir in diesem griechischen restaurant essen.

das wiedersehenshallo ist groß, wir müssen in den kühlschrank schauen, um zu entscheiden, was wir essen wollen. schnell werden kartoffeln für pommes geschnitten, den wein nehmen wir uns selbst aus dem regal und wir bekommen ein gradezu homerisches mahl auf den tisch gestellt.

Wir genießen unser Mahl (wobei immernoch weiter aufgetragen wird).

und dann holt der wirt seine bousouki raus und fängt an zu spielen. nicht dies übliche touristen-sirtaki-gedudel, sondern die stücke, die hier schon immer gespielt wurden.

noch eine zweite flasche wein geöffnet, meine bodhràn aus dem auto geholt (das ziegenfell hat bis hier her die reise prima durchgehalten) und losgelegt. es ist nicht einfach, in dieser musik die rhythmus-linie zu finden, aber ich schlage mich und meine trommel tapfer und wohl auch nicht schlecht, denn die ganze familie grinst (und zwar nicht hämisch!)

Griechische Session mit Irischer Rahmentrommel (Bodhrán).

michel gibt derweil einem türkischen freund der familie ein bischen englischunterricht.

diesen freund finde ich sehr ermutigend. das heißt, das hier und da doch türken und griechen miteinander reden. ich hätte gern mehr davon.

selbstverständlich dürfen wir vor dem haus schlafen, uns wird sogar ein klo hinten auf dem hof offen gelassen und ich muß alles nicht gegessene mitnehmen für das frühstück morgen. und die äpgel als nachtisch noch dazu!

Das Wandern tut gut! Wobei der Barfußteil am Strand anstrengender ist, als gedacht. Zwar ist es toll Barfuß diesen unglaublichen Strand entlangzulaufen. Aber bei jedem Schritt sackt man etwas ein. Und das kostet auf die Dauer ganz schön Kraft. Wie viel, das merke ich erst, als mir die Wanderschuhe auf festem Boden wie Siebenmeilenstiefel erscheinen.

Das Abendessen in dem griechischen Restaurant in Rizokarpaso musste einfach sein. Nachdem wir uns dort am Tag zuvor so die Seele eingerannt haben. Der Kontrast zwischen der Kargheit des Restaurants und der Üppigkeit der Speisen war erschlagend. Das Restaurant lebt nicht von Touristen. Kann es nicht. Vielleicht von griechischen Pilgern zum Andreaskloster? Vermutlich ist es vor allem ein Ort zum Treffen und für größere Feiern für die Griechen des Ortes. Was den Spaß, den der Mann der Wirtin und bina bei ihrer Musiksession hatten angeht: Man sehe sich das Bild an.

Nikosia: Kathedralenmoschee & Hamam

Mittwoch 11.10.17

Auf dem Weg nach Nikosia frühstücken wir an einer alten griechisch orthodoxen Kirche. Die Türken haben bei und nach ihrer Invasion in Nordzypern die Kirchen offensichtlich nicht angerührt. Da die griechischen Gemeinden aber vertrieben wurden, stehen sie leer und verfallen so langsam vor sich hin. Man sieht sie überall in Nordzypern: alte Kirchen und Kapellen in Städten, Dörfern und eingestreut in die Landschaft. Wir werden nur ein orthodoxes Kirchlein sehen, dass in eine Moschee umgewandelt wurde. Ansonsten wurden überall Fertigbau-Einheitsmoscheen daneben gesetzt. Wie aus dem Ikeakatalog, Modelle „Türk I“ oder „Türk II“.

Die Kirche seit 1974 verwaiste Kirche vor der wir gefrühstück haben.

Immerhin versuchen sie nicht die griechisch orthodoxe Geschichte Nordzyperns auszulöschen, so wie der Staat Israel versucht hat (und noch versucht) mittels Abrissbirne die arabisch-islamische Geschichte des Landes auszulöschen.

Die Altstadt der geteilten Hauptstadt Zyperns Nikosia (türkisch: „Lefkosa“) ist von einer kreisrunden venizianischen Stadtmauer von etwa einem Kilometer Durchmesser umgeben. Und ziemlich genau mittendurch geht die Grenze. Im Norden die Türken, im Süden die Griechen dazwischen die Blauhelme der UN. Seit 1974!. Der längste Blauhelmeinsatz der Geschichte.

Wir stellen Bulli gleich außerhalb der Stadtmauer unterhalb des türkischen Checkpoints und in Sichtweite des Ledra Palace (dem UN-Hauptquatier) ab. Gut bewacht, verkehrsberuhigt, im Schatten großer Bäume und innenstadtnah. Ideal!

Die Altstadt ist schön. Viele kleine alte Häuser. Das ganze meist ziemlich heruntergekommen, aber lebens- und liebenswert. Ohne Grenze und Embargo, stünden hier vermutlich gentrifizierte Neubausünden.

Zwischendrin stoßen wir immer wieder auf die Grenze. (OK! Ja, weil wir’s drauf anlegen…)

Dann plötzlich der Fußgängergrenzübergang an der Haupteinkaufsstraße. Hier schnuppern die Pauschaltouristen aus dem Süden auch mal kurz in den Norden der Insel. Aber sie kommen nicht weit. Das Gebiet, auf dem sie sich bewegen, wo die Preise deutlich höher und in Euro sind, ist etwa vier Fußballfelder groß. Einige wenige kommen auch weiter. Die 500 Meter vom Grenzübergang entfernte Stadtmauer erreicht kaum einer. Sie bewegen sich vom Grenzübergang zur alten Karavanserei, deren Angebot komplett auf Touristen ausgerichtet ist, zur alten St. Sophia Kathedrale, die heute die Selimiye Moschee ist und zurück. Vielleicht sehen sie noch den Basar, der leider touristisch tot ist oder das alte türkische Bad, das Büyük Hamam – meist von außen.

Die Kathedrale / Moschee ist großartig. Als die Osmanen Zypern 1571 den Venizianern abnahmen, haben sie diese große gotische Kathedrale zur Moschee umgewidmet. Das heißt, sie haben alle bildlichen Darstellungen und Figuren entfernt, die Glockentürme zurückgebaut und durch ein Minarett ersetzt (das ein wenig wie angeklebt aussieht), die Bänke durch einen riesigen weichen Teppich ersetzt und die obligatorische Gebetsnische und Kanzel eingebaut. Da Kathedrale im Gegensatz zu einer Moschee, die schon immer Moschee war, nicht nach Mekka ausgerichtet ist, liegen Teppich, Gebetsnische und Kanzel schräg im Raum. Das ganze ist in seiner Wirkung umwerfend. Es strahlt auf uns eine quasi buddhistische Harmonie und Ruhe aus. (Um noch eine Religion ins Spiel zu bringen.)

Was uns hingegen beschämt und wütend macht, ist das Verhalten einer deutschen Reisegruppe. Die Frauen weigern sich relativ hartnäckig in der Moschee Kopftücher (die am Eingang hängen) anzulegen. Meinen zu bina, dass die Türken sich erst mal in unseren Kirchen ordentlich benehmen sollen. Die Antwort auf die Frage, wann sie zuletzt eine unpassend gekleidete Muslima in einer Kirche gesehen hätten, bleiben sie schuldig. Eine Frau, der ich auf den Kopf zusage, dass sie Protestantin ist, weil man so wie sie bekleidet auch keine katholische Kirche (die das hier ja mal war) betritt, verläßt darauf hin schimpfend das Gebäude. Der Rest der Gruppe will von seinem Touristenführer vor allem hören, wie die Muslime „unsere“ schöne gotische Kathedrale verschandelt haben. – Wo die Kreuzritter, die sie erbaut haben, doch ein Beispiel für Toleranz und Völkerverständigung waren. – Ich werde sarkastisch…

Wir finden ein Buchcafe, dessen Wände bis unter die etwa sechs Meter hohe Decke mit Büchern in Doppelreihen zugestellt sind. Sie haben auch etwa sechs Regalmeter deutscher Bücher, von denen bina drei kauft. Hier werden wir, so lange wir in Nikosia sind, jeden Tag unser Nachmittagskaffee oder Tee trinken.

Im Büyük Hamam haben die Tatsachen, dass es in jedem Reiseführer steht und es im 4 Fußballfelder großen Tourstengebiet liegt, auf Angebot und Preise durchgeschlagen. Es werden uns verschiedene Wellnessmassagen angeboten und der Preis für das normale Vollprogramm von Hamam, Schrubben und Massage beträgt 100€ pro Person.

Das andere Hamam der Altstadt liegt etwa 80 Meter außerhalb des Touristengebiets und steht nicht im Reiseführer, weil es nur knapp über 150 Jahre alt ist und nicht 450. Eigentlich ist es nur für Männer. Aber der Inhaber sagt uns, wenn wir um halb fünf kommen, kann er uns zusammen rein nehmen. Außer uns sind nur türkische Männer im Hamam. Und es ist erstaunlich, wie sie bina quasi kontaktlos durchschleusen. Während wir uns im Schwitzraum mit heißem Wasser übergießen und uns der Hitze hingeben, wird um die Ecke noch einer massiert. Während bina geschrubbt und massiert wird, kommt der nächste in den Schwitzraum. Und als bina fertig ist und ich drankomme, wird sie in den großen Umkleide- und Ruheraum gebracht und gebeten den Vorhang vor unserer Nische zu zuziehen. Alle Umkleide- und Ruhenischen haben solche Vorhänge. Mein eigener kleiner Harem! Als ich mit meiner Konkubine darin liege und mich wie neu geboren fühle, nachdem der Masseur mich nach allen Regeln der Kunst zerlegt hat, reicht er uns von außen Wasser durch den Vorhang. Die Situation, das Gebäude, die Geräusche, die Gefühle: Ein Traum aus 1001 Nacht.

Ach ja, und der Preis: umgerechnet 37€ für uns beide gemeinsam.

ein kleiner eingang in einem unscheinbaren haus. gleich rechts oder links der empfangstresen, eine kleine treppe hinunter in den großen aufenthaltsraum. ein wasserbecken in der mitte. umgeben von dicken mauern und ruhenischen. darin handtücher bereitgelegt, haken für die persönliche kleidung. die schuhe bleiben vor den nischen stehen. für wertsachen gibt es am eingang schließfächer. in der ferne rauscht wasser, es wird leise gesprochen, der raum ist kühl. wie angenehm nach der hitze der stadt.

durch eine kleine tür geht es ins bad. das rauschen des wassers wird lauter. ein scheinbares labyrinth aus räumen. jeweils ein, zwei oder drei wasserbecken an den wänden, beheizte bänke zum sitzen und/oder liegen. alles ist aus grauem marmor. die decke eine kuppel, einige steine mosaikartig durch glas ersetzt. teilweise bunt. diffuses licht und noch mehr stille. und hier feuchte hitze. nur das rauschen des wassers, das sich in unsere becken ergießt. mit schalen heißes wasser über den körper fließen lassen. entspannung pur. kaum vorstellbar, das auf der anderen seite der wand lefkosa tobt. michel und ich begießen uns gegenseitig, vergessen die welt draußen. dann holt mich der masseur ab. ich habe ihn nicht nach seinem namen gefragt. schade eigentlich. er heißt mich nackt auf einen warmen stein legen. kein grund zur scham. noch mehr heißes wasser über mir ausgekippt und dann werde ich mit einem rauhen handschuh abgeschrubbt. erst vorsichtig, aber als ich sage, er soll vergessen, daß ich eine frau bin und loslegen, legt er los. und scheint sich darüber zu freuen. vergißt keine hautfalte und wird doch nicht indeskret. bei den zehen fängt er an und hört bei den haaren auf. nebenan höre ich michel mit dem wasser planschen. mehr nicht.

wieder wasser auf mir, dann schaum. und dann holt der masseur jeden muskel aus mir raus und setzt ihn richtig herum wieder ein. es geht an die schmerzgrenze, aber nie ernsthaft darüber. hinterher brauche ich hilfe beim aufstehen. wohlig-wackelig fühle ich mich. liebevoll eingepackt in dicke handtücher husche ich in unsere nische, ziehe den vorhang zu und breche auf dem polster zusammen.

döse, fühle mich sauber wie noch nie. irgendwann schaut der masseur nach mir, deckt meine füße zu, freut sich, das es mir gut geht und geht wieder nach hinten, sich um michel kümmern.

später, nach dem bezahlen kommt er noch mal mit einem wohlduftenden eau de toilette, verabschiedet sich von uns persöhnlich.

wir verlassen das haus und die welt draußen kommt mir nach der stille der letzten stunden sehr unwirklich und laut vor.

Das Hamam vom Rande des Tourstengebietes aus photogaphiert. – Diese paar Meter reichen schon, um die meisten Touristen „fern“zuhalten.

Museum des Nationalen Kampfes & Kino am Ledra Palace

Donnerstag 12.10.17

Unser zweiter Tag in Nikosia beginnt mit einem Gang zu Reinigung. Uns wurde eine „Laundry“ ein Stückchen außerhalb der Altstadt empfohlen. Der Laden heißt (Sprachspiel) „London Dry“, der Inhaber spricht hervorragendes Englisch und ist überzeugter Brite und Zyperntürke gleichzeitig. Seine Eltern sind irgendwann zwischen 1960 und 1974 nach England ins Exil gegangen, und er ist vor ein paar Jahren zurückgekommen. Es entspinnt sich ein interessantes Gespräch. Er hilft uns seine zypriotischen Landsleute besser einzuschätzen und gibt uns Tipps, was wir uns ansehen sollen. Dazu gehören unter anderem eine muslimische Beerdigung, das Haus eines Mafiosi und eine Oldtimerrallye mit Party. Zumindest die ersten beiden der hier genannten Tipps werden wir umsetzen.

Anschließend besuchen wir das „Museum des Nationalen Kampfes“, welches sich dem militanten Widerstand der türkischen Minderheit gegen die Griechen während der Endzeit der britischen Herrschaft über die Insel (also vor 1960) und der Zeit zwischen Ausrufung der Republlik Zypern und türkischer Invasion (also 1960 bis 1974) gewidmet ist, sowie natürlich türkischen Invasion von 1974.

Mich nervt an diesem Museum, dass es fast vollständig auf nachvollzieh- und belastbare Daten, Zahlen und Fakten verzichtet. Dafür schmeißt es mit wertenden Adjektiven nur so um sich. Die Griechen werden durchgängig mit Adjektiven wie „blutrünstig“, „feige“ und „unmenschlich“ versehen. Die eigenen Kämpfer mit „heldenhaft“ und ähnlichem. Diese Propagandasprache ist so plump, dass sie sich Außenstehenden gegenüber (also beispielsweise uns) sofort selbst verrät und disqualifiziert. Mit guter geschichtlicher Aufarbeitung und Aufbereitung würde das Museum hier mehr erreichen. Denn zumindest die Behandlung der Zyperntürken durch die Inselgriechen zwischen 1960 und 1974 (also zwischen Abzug der Briten und Invasion der Türken) ist eine Geschichte von Ghettos, Progomen und Vertreibungen. Bei Einheimischen, die diese Propagandasprache gewohnt sind, scheint sie leider zu wirken.

ich bin neugierig, ob es auf der griechischen seite auch ein ähnliches museum gibt und wie es aufgestellt ist. dieser pathos nervt mich total. mehr sachlichkeit und faktengenauigkeit wäre dem friedensprozess wesentlich dienlicher.

Nun ist das türkisch-griechische Verhältnis kompliziert und hat eine lange Geschichte, sowohl in Bezug auf den griechisch-türkischen Großkonflikt, als auch den zypriotischen Teilkonflikt. Wir sind hier derzeit noch dabei, uns Informationen, Zusammenhänge und Hintergründe anzueignen und uns eine fundierte Meinung zu bilden. Ich werde später versuchen, hier etwas dazu zu schreiben.

Anschließend gehen wir zum Verdauen des Gesehnen in unser Buchcafe und dann zum Abendessenkochen „nach Hause“ zu unserem Bulli.

Die Altstadthäuser oberhalb unseres Schlafplatzes im Abendlicht.

Abends steht dann noch ein besonderer Kinobesuch auf dem Programm. Das Goetheinstitut veranstaltet im Oktober eine Kinoreihe mit englisch untertitelten deutschen Filmen in der UN-Zone. Genauer gesagt, zeigen sie die Filme im „Home for Cooperation“ (auch „H4C“), welches gleich gegenüber des UN-Hauptquartier am Ledra-Palace liegt. Das H4C hat ein Cafe und mehrere Seminar und Konferenzräume für Friedensgruppen, Treffen und Projekte. Und da es in der UN-Zone liegt können Menschen von beiden Seiten sich auf neutralem Boden treffen. Leider ist der Film schlecht besucht und hat eine Stunde früher angefangen, als in der Zeitung angekündigt. Und weil es ein ohnehin anstrengender Wim Wenders Film über Zwangsprostitution ist, in dem vor allem Russisch gesprochen wird, kommen wir nicht richtig rein. – Schade.

Bulli vom UN-Hauptquartier „Ledra Palace“ aus gesehen.

Bina vorm „H4C“ in der UN-Pufferzone.

Muslimische Beerdigung & queere Politkneipe

Freitag 13.10.17

Jeden Tag finden nach dem mittäglichen Muezzinruf auf dem großen Friedhof von Nordnikosia die Beerdigungen statt. Und da unser Reinigungsinhaber uns versichert hat, dass es absolut in Ordnung ist, wenn wir der Zeremonie pietätvoll und mit etwas Abstand beiwohnen, machen wir das heute.

Auf dem Friedhof steht vor einer kleinen Moschee, auf einem Tisch ein schlichter grüner Sarg, der offensichtlich wiederverwendbar ist. Nach und nach trifft die Trauergemeinde ein, und der eine oder andere stellt einen Blumenkranz mit Banderole an den Sarg. Dann beginnt mit etwas Verspätung die Zeremonie. Auf mich wirkt sie eher wie ein militärischer Appel, als wie eine Beerdigungszeremonie. Die Trauernden stellen sich wie eine Kompanie in Reih und Glied auf. Gesicht zum Sarg. (Und nach Mekka – aber das kann Zufall sein.) Dann sagt der Hodscha einige offensichtilich liturgische Worte auf die die Gemeinde im Chor antwortet. Das ganze dauert kaum fünf Minuten, dann ist es vorbei. Der Sarg wird zum Leichenwagen getragen und langsam, mit dem Trauerzug dahinter zum offenen Grab gefahren. Dort wird der in ein Leichentuch gewickelte Tote dem Sarg entnommen ins Grab gelegt. Während die engsten Angehörigen noch am Grab weinen, zerstreut sich schon die Trauergemeinde.

Zwar weiß ich, dass es auch die Tradition des Trauersitzens gibt. Aber als sozialisierter Katholik hatte ich mir die Beerdigungszeremonie schon länger und ritualbeladener vorgestellt. Da sind ja protestantische Abschiedsgottesdienste und Beerdigungen ausladender. (Auch wenn ich nicht verstehe, wie aus dem opulenten katholischen Leichenschmaus der norddeutsch protestanische Beerdigungskuchen – diese staubtrockene Kargheit – werden konnte.)

Anschließend holen wir unsere frischgereinigte Wäsche ab, was erneut zu einem guten, informativen Gespräch mit dem Inhaber führt, und besuchen „unser“ Buchcafe.

Abends geht’s dann in eine queere Politkneipe ganz in der Nähe des Grenzüberganges in der Innenstadt. Vermutlich sind der nahe Übergang und die Touristen ein guter Schutz für die Andersliebenden und Andersdenkenden.

Der Laden war uns schon bei unserem ersten Altstadtbummel aufgefallen. Regenbogenfahne auf dem Dach und lauter linkspolitische Plakate im Fenster, wie beispielsweise die Ankündigung eines israelisch-ziypriotisches LGBT-Treffens oder eines antimilitaristisches Konzertes. Letzteres auf Türkisch und Griechisch(!):

Es tut gut mitten in Nordnikosia vor der Kneipe in der lauen Sommernacht zu sitzen (OK, inzwischen ist es so kühl, dass sich bina ein Tuch um die Schultern legt.) und die bunten Pärchen an den Nachbartischen zu sehen. Zwei Lesben liebkosen und küssen sich ganz offen, eine absolut offensichtliche Tunte neckt sich mit anderen Schwulen und eine türkisch-griechisches Paar unterhält sich auf Englisch. – Dass in einer türkischen (Halb-)Stadt so etwas so offen möglich ist, hätten wir nicht gedacht. – Es freut uns und wir glauben zu ahnen, wie schwer es diese kleine qeer-libertäre Gemeinde im komplett durchmilitarisierten, und vermutlich noch recht patriarchalen Nordzypern hat. „Wir wünschen euch viel Kraft und Erfolg sowie möglichst wenig Repression von Staat und Gesellschaft!“

Versehentlicher illegaler Grenzübertritt

Samstag 14.10.17

Eigentlich wollten wir uns nur kurz die innerzypriotische Grenze bei Akincilar angucken, bevor wir an die Norküste der Insel fahren. Aber es kam anders…

Ankinclar ist ein nordzypriotisches Dorf, dass am Ende einer etwa sechs Kilometer langen „Halbinsel“ des Nordens in den Süden liegt. Von drei Seiten vom Süden umgeben und nur über eine einzige Straße zu erreichen.

Der Weg nach Akincilar führt durch ein im Krieg von 1974 völlig zerstörtes Dorf und wird von Hügeln gesäumt, auf denen Stellungen der türkischen Armee liegen. Wir fahren in das Dorf hinein, hindurch und hinten wieder heraus. Die Straße biegt nach Osten und wird zum gut ausgebauten Schotterweg. Auf den Hügeln links und rechts sehen wir türkische Militärposten. Wir werden langsamer und halten zwischendrin sogar an, um Landschaft und Karte genau zu betrachten. „Hier müßten doch jetzt die Grenzanlagen kommen.“ Aus unserer Erfahrung mit den türkischen Grenzen zu Griechenland, zu Syrien und in Nikosia wissen wir ja, dass die Türkei dazu neigt, ihre Grenzen sehr(!) ordentlich zu sichern und kenntlich zu machen. Hier nicht! Kein Schild, kein Zaun, keine Schranke, kein Soldat. Nur der Posten auf dem Hügel rechts von uns, der zwar kurz zu uns runter sieht, dann aber telephonierend weiterschlendert. Wir fahren also weiter und stehen unvermittelt vor einer weißen UN-Tonne, die die Grüne Linie (also die von der UN überwachte Waffenstillstandslinie) markiert. Wir sind in die UN-Pufferzone geraten und fahren auf der Grünen Linie weiter zur nächsten Tonne und einen Hügel hoch, auf dem wir einen UN-Posten sehen.

Der Posten ist unbemannt. Wir schnappen uns Fernglas und Kamera, steigen aus, gehen in den Posten, und betrachten und photogaphieren die Gegend. Wir finden die Situation schon cool, wissen aber auch nicht so richtig, was wir jetzt machen sollen. Weiter zu den Griechen? Oder zurück zu den Türken? Deren Posten uns übrigens inzwischen mit ihren Ferngläsern anstarren. – Humor ist mit ziemlicher Sicherheit keine Stärke des türkischen Militärs. Und die Jungs sind bewaffnet! – Zum Glück sehen wir in der Entfernung ein UN-Patroullie mit dem Auto die Grüne Linie entlang auf uns zufahren. Wir fahren ihnen zum Fuße des Hügels entgegen.

Michel im UN-Posten.
Der Blick aus dem UN-Posten.
Ein zypriotischer Schmetterling (weder türkisch noch griechisch).

Es sind Blauhelmsoldaten aus Slowenien. Sie sagen uns, dass dies die „Verbotene Zone“ sei. Betreten Verboten! Photographieren verboten! Nur sie dürfen (und müssen) uns photographieren. Sie wollen uns „zurück“ zur griechischen Seite begleiten und glauben uns nicht, dass wir von der türkischen Seite gekommen sind. Das sei absolut unmöglich! Unsere Reisepässe mit den nordzypriotischen Stempeln sehen sie erstaunt an, eskortieren uns dann aber trotzdem auf die griechische Seite. Dort steht nur ein verwaister Grenzposten. Wir sind also plötzlich in Südzypern, ohne ordentlich eingereist zu sein.

Die Blauhelme geleiten uns zur griechischen Seite.

Wir fahren schnurstracks zum nächsten Innerzypriotischen Grenzübergang.

Die griechisch zypriotischen Zöllner an diesem Übergang kontrolliern nur die Autos, die aus dem Norden in den Süden fahren. Sie sind für uns also kein Problem.

Mit den türksich zypriotischen Grenzern ist das nicht ganz so einfach. Sie wissen nicht, was sie mit uns anfangen sollen. Sie wollen wissen, wie wir aus Nordzypern ausgereist sind, weil unser Ausreise nicht in ihrem Computersystem registriert ist. Wir sagen es ihnen und sie meinen, das könne nicht sein, das sei noch nie vorgekommen. Wir können es ihnen aber anhand unserer Photos beweisen. Dann geht ein gut viereinhalb Stunden dauerndes Spiel los. Die Grenzpolizei und die Sicherheitspolizei versuchen sich gegenseitig den Schwarzen Peter der Entscheidung zuzuschieben. Die Ränge der uns befragenden Polizisten werden immer höher. Von „kein Streifen auf der Schulter“ bis „drei Streifen auf der Schulter“ und „extra aus Nikosia hergefahren“. Auch die Telephonate scheinen immer weiter weg zu gehen. Anfangs sind die Nummern noch eingespeichert, dann werden sie auf der Pinnwand nachgesehen und schließlich erfragt, aufgeschrieben und angerufen. Am Ende unterschreiben wir ein Geständnis, dass wir die Grenze der „Türkischen Republik Nordzypern“ verletzt haben und versprechen, dies nicht wieder zu tun. – Natürlich machen wir das nicht noch mal! Wir sind ja nicht wahnsinnig.

Der Grenzübergang, an dem wir 4 1/2 Stunden gewartet haben, von der Straße vorm Cafe aus gesehen.

Als wir anschießend im ersten Cafe hinter der Grenze sitzen und zur Entspannung einen türkischen Kaffe trinken (der übrigens von einem zypriotischen, griechischen oder albanischen Kaffee nicht zu unterscheiden ist – aber bei der Bestellung bloß nicht verwechseln!) – auf jeden Fall, als wir da sitzen hält der extra aus Nikosia angereiste Polizist mit den vielen Pommes auf der Schulter extra noch mal an, um kurz mit uns zu schnacken und uns alles Gute zu wünschen.

Wir schlafen wieder an unserem altenbekannten Platz am Ledra Palace. Heute keine Experimente mehr!

ich denke, was uns im umgang sowohl mit den un-soldaten als auch mit den grenzern sehr geholfen hat, war unsere zum gutteil gespielte naivität.

natürlich war uns klar, daß hinter akincilar die un-zone anfängt. aber bitte, wenn die nicht in der lage sind, ihre grenzen anständig zu makieren und zu schützen … fahren wir halt weiter.

als uns die soldaten abfingen, haben wir bewußt, aber auch nicht zu betont auf naiv gemacht. wir streiften sozusagen unsere bunten hawaii-hemden über und lächelten sonnig.

das führte auf jeden fall erst einmal dazu, das auch die soldaten lächelten. dann begrüßten wir sie mit einem netten hallo und gaben ihnen die hand und der ärger verschwand aus ihren gesichtern. zurück blieb erstaunen und ungläubigkeit, es folgte ein netter dialog und das gemeinsame bemühen, diese offentsichtlich sehr ungewöhnliche situation gemeinsam zu bewältigen. zurück auf der hauptstraße verabschiedeten wir uns herzlichst, nicht ohne einer ermahnung, so was nie wieder zu machen. wie man halt kinder ein wenig ausschimpft.

ich bin überzeugt davon, die hätten auch anders gekonnt.

an der grenze nach nord-zypern war es ähnlich. mit einem lächeln, guten tag sagen, die hand reichen und der bereitwilligkeit, mehr fragen zu beantworten als die grenzer eigentlich stellten, kann man sehr deeskalierend sein.

jeder, der neu ankam, mußte erst mal bulli kontrollieren. unser kleiner gefährte hat immer wieder für erstaunen und leuchtende augen gesorgt, wenn offenbar wurde, was wir in ihm alles verwahren. küche, schlafplatz, gepäck in so einem kleinen auto. der gartenschrank erntete besondere bewunderung.

im laufe der stunden entspannte sich die lage immer mehr. die polizisten hatten mit telefonieren zu tun und nachdem wir uns erst nicht vom fleck rühren durften, konnten wir uns bald frei auf dem grenzgelände bewegen. bücher, wasser und kekse aus dem bulli holen und es uns im schatten gut gehen lassen.

auf toilette gehen, den polizisten bei der arbeit zuschauen, ein bischen johannisbrot naschen, dass uns eine von ihnen zum probieren gab. und michel hat in der küche in alle schränke geguckt und den abwasch gemacht. auch die verdeckte geheime pinnwand mit den wichtigen telefonnummern haben wir gefunden.

und wir wurden auch beim fünften erzählen unserer geschichte nicht ungeduldig. auch in dieser sache bin ich sicher: wären wir unwirsch geworden oder hätten angefangen zu nörgeln, wären wir nicht so schnell weitergekommen.

ich fühlte mich immer unbedingt sicher. wir hatten etwas getan, was wohl noch niemals vorher passiert war. wir blieben beim erzählen immer bei der wahrheit. wir wollten niemandem etwas böses. kein grund zur sorge.

ich fürchte nur, das irgendwo bei der türkischen armee ein kleiner, unbedeutender grenzsoldat jetzt einen höllenärger bekommt, weil er für einen moment unaufmerksam war. ich glaube, da versteht die armee keinen spaß.

PS: Hier der Blick aus dem UN-Posten noch mal als PDF, damit man hineinzoomen kann [Nach einer technischen Verbesserung des Blogs kann man sich nun zwar auch das JPG-Bild selber groß anzeigen lassen, wir lassen das PDF aber trotzdem drin.]:

Blick-vom-UN-Posten.pdf

In der Mitte die Schotterstraße auf der wir gekommen sind. An ihrem hinteren Ende sieht man den Rand des Nordzypriotischen Dorfes, an ihrem vorderen die weißen UN-Tonnen, die die Grüne Linie makieren. Links von der Straße hinten ein hoher Hügel und etwas weiter vorne ein niedriger. Beide mit türkischen Stellungen oben drauf. Das Dorf links von den beiden Hügeln gehört schon zum Süden. Die Berge im Hintergrund sind das Troodosgebirge.

Das Mafiahaus

Sonntag 15.10.17

Wir besuchen auf Empfehlung unseres Reinigungsinhabers das „Blaue Haus“, das Haus eines italienisch-griechischen Mafioso und Waffenschmugglers in den Bergen am Ostende der Nordküste Zyperns, bei Camlibel.

Das Haus liegt auf einem türkischen Militärgelände und ist trotzdem der Öffentlichkeit zugänglich. Es muss dem türkischen Militär also sehr wichtig sein, denn sonst lassen sie nichts und niemanden auf ihre Stützpunkte, Kasernen und Übungsplätze (von denen es in Nordzypern übrigens unglaublich viele gibt). Leider bleiben sie aber so paranoid, dass sie auch im Haus das Photographieren verbieten, wie in und um jedes Militärobjekt.

Es ist wieder das gleiche Spiel wie im Museum des Nationalen Kampfes. Hier wollen sie vor allem zeigen, wie gut die Drahtzieher der Griechen lebten, während die Inseltürken unter ihrer Brutalität litten. Und wieder werden Zahlen, Daten und Fakten weggelassen. Diesmal ersetzt durch Geschichten, die zwar gut sind, aber schon einem oberflächlichen Plausibilitäts-Check nicht standhalten.

– Vor 1960 ging es den Inseltürken nicht schlechter als ihren griechischen Landsleuten. Danach vermutlich ja. Aber der Beweis wird hier nicht geführt.

– Der Inhaber des Hauses lebte offensichtlich gut (immerhin in einer Villa mit Pool). Aber überschwelgend? Nein! Da haben es der Zeitungsmogul Hearst, Ludwig II von Bayern oder Berlusconi ganz anders krachen lassen.

– Zwar wird behauptet, dass der Hausbesitzer einer der größten Waffenhändler des Nahen Ostens war, aber es wird keine einziger Transport oder Deal von ihm als Beispiel konkret benannt.

– Die Geschichte, dass er seine Villa deshalb geschickt in die Berge gesetzt hat, dass er einerseits einen guten Blick auf Umgebung und Küste hat, man andererseits das Haus von außerhalb des Grundstückes nicht sehen kann, weil seine Waffentransporte über seine Villa liefen, ist unglaubwürdig. Kein Mafiapate lagert seine illegale Ware in der eigenen Villa. Deshalb ist er ja der Pate. Dieses Risiko lagert er (im Wortsinne) aus und schiebt es irgendeinem kleinen Gefolgsmann zu.

Was wir sehen ist eine 50er-Jahre-Villa, die vermutlich wirklich einem Mafioso gehörte. Dafür sprechen u.a. die Existenz eines Fluchttunnels und das versteckte liegende Wachhäuschen mit Schiessscharten. Aber vor allem fällt mir auf, dass sie erstaunlich funktional und geschmackvoll eingerichtet ist. Die Lage und Größe der Räume empfinde ich als angenehm. Und es gibt viele kleine Details, die zeigen, dass Architekt und Innenarchitekt wirklich nachgedacht haben. Zum Beispiel:

– Das nach Süden liegende Esszimmer hat einen überdachten Balkon, der dafür sorgt, dass es morgens und abends Sonne, mittags jedoch Schatten hat.

– Auf der Anrichte im zentralen Flur des Gebäudes steht eine bronzene Ballerinenstatue, die so ausbalanciert ist, dass sie bei einem leichten Erdbebenstoß mit lautem Krachen umfällt, was im ganzen Haus zu hören ist. Da leichte Erdbebenstöße oft Vorbeben für stärkere Stöße sind, ist dies ein geniales und elegantes Frühwarnsystem.

Einen Nebenaspekt der Führung, den ich bezaubernd finde ist, dass den Besuchern, die ja meist Muslime sind, beim einem Gemälde der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm erklärt wird, wen das Bild zeigt, dass dies ein im Christentum häufiges Motiv ist und dass die Kreise aus Blattgold hinter den Köpfen (die Heiligenscheine) die Heiligkeit der Personen darstellen. – Dass die Verwendung von Blattgold für die Heiligenscheine als Beleg für den Luxus und die Prunksucht des Hauseigentümers gewertet wird, ist hingegen keine glaubwürdige Argumentation. Blattgold war und ist erstaunlich billig. Wir haben zu hause genug Blattgold für mindestens zweieinhalb Heiligenscheine herumliegen.

Anschließend fahren wir noch bis zur Küste unterhalb der Burg Kantara und verbringen den Nachmittag mit herumlungern und lesen.

Lungern im Bulli

Wanderung, Chamäleon, Antikes Salamis

Montag 16.10.17

Wir holen die Wanderung von Kantara zur Burg und zurück nach. Die uns vor einer Woche aufgrund, der Autorallye nicht sehr attrakiv erschien. Eine schöne dreistündige Bergwanderung ohne große Höhenunterschiede. Auf der einen Seite des Bergzuges hin und auf der anderen zurück. Vor allem der Hinweg wartet mit atemberaubenden Ausblicken auf.

Ausblicke

Den Höhepunkt bildet jedoch unsere zweite Chamäleonsichtung. Auf dem Weg ist es leicht zu übersehen, wenn man es jedoch einmal gesehen hat, ist seine Tarnung futsch. Im Gebüsch ist das etwas ganz anderes, selbst wenn es nur 20cm entfernt ist, und man genau weiß, wo es ist, ist es kaum zu sehen. Wir verlieren es immer wieder aus den Augen, und als es kaum 40cm von uns entfernt verschwindet es endgültig. Neben seiner farblichen Tarnung, ist es aufgrund seines Körperbaus schwer im Auge zu behalten (von oben ist es erstaunlich schmal) und aufgrund der Tatsache, dass es nicht huscht. Wenn etwas huscht, sieht man es sofort. Das Chamäleon bewegt sich jedoch langsam bis mittelzügig und wechselt ständig Geschwindigkeit und Richtung.

Das Chamäleon ist im Gebüsch nicht zu sehen. Wirklich nicht!!!
Auf der Wanderung

Im Abendlicht besuchen wir noch Salamis, die antike griechische Stadt und spätere antike römische Stadt am Strand bei Famagusta. Außer der Tatsache, dass nichts abgesperrt ist und man überall drauf und rein kann, beeindrucken mich insbesondere die Thermen, von denen noch erstaunlich viel erhalten ist. Warum gibt es keine nachgebaute antike griechische Therme? So mit allem: Mosaiken, Fußbodenheizung, warmen und kalten Schwimmbecken, feuchtheißem Raum zum Schwitzen und einem Säulengang zum Wandeln. Das müßte doch eine Marktlücke sein, so etwas originalgetreu nachzubauen und zu betreiben.

Das Heißwasserbecken des Bades

Außerdem fasziniert mich die öffentliche Toilette. Man saß ein einem Halbkreis von etwa 8m Durchmesser, jeder konnte jeden sehen und mit ihm reden, und der Halbkreis war zum Forum hin geöffnet, gleich gegenüber lagen die Thermen. So wohnte man auch beim erledigen seines Geschäftes noch den Staatsgeschäften, der Gerichtsverhandlung oder dem Markt bei. Das gibt dem Begriff „öffentliche Toilette“ eine ganz neue Dimension. Die Toilette selbst ist übrigens fast ein modernes WC. Vorne eine Rinne, in der frisches Wasser fließt, hinten eine tiefere Rinne, in die man hineinscheißt. Es lagen Schwämme an Stielen bereit, mit denen man sich anschließend säuberte. (Diese öffentlichen Schwämme müssen ein hervorragender Verbreitungsweg für Parasiten gewesen sein.)

Öffentliche Toilette im wahrsten Sinne des Wortes

wenn ich es mir recht überlege, finde auch ich unsere deutsche sauna- und badekulur armselig. trotz allen bioenergethik,-salz,-und sonstigen dekosaunen. ein römisches bad, der hamam, auch die russische banja, japanisches zento und natürlich eine finnische schwitzhütte mit 120 grad.

es gibt so tolle beispiele in der welt. ich wünschte mir eine sauna- und badelandschaft, die diese schwitz- und badekulturen unter einem dach vereint.

salamis ist faszinierend. so vieles ist noch da. die steine und fliesen, auf denen wir wandeln, sind original. wer hat da nicht alles schon seinen fuß hingesetzt, wo ich zufällig grad stehe. irgendwo hat jemand scherben gefunden und sie auf einem säulenrest abgelegt, wie zum mitnehmen. teile der fußbodenheizung sind sichtbar. fast meine ich den lärm, die gespräche der badegäste zu hören. irgendwo bietet jemand schreiend seine ware an, jemand macht musik, von ferne höre ich pferdehufe auf der straße. mir bleibt so manches mal der mund offen stehen.

Das Theater von Salamis
Wunderschön, aber warum versammeln sich Schnecken am oberen Ende eines Pflanzenstiels um zu sterben?
Eine erstaunlich große Echse oder ein erstaunlich kleiner Drache.
Je nachdem.

Nach einem Bad in den Wellen schlafen wir oberhalb des Strandes 100m von den Ruinen entfernt.

Famagusta und ein türkischer Hitler-Fan

Dienstag 17.10.17

ein tag in famagusta. ich bin irgendwie dermaßen voll mit eindrücken und erlebnissen aus den letzten tagen, daß mir nur stichpunkte im gedächtnis geblieben sind.

ich erinnere mich an eine kathedralenruine neben der nächsten. zypern war, nachdem die kreuzfahrer aus dem heiligen land rausgeflogen waren, deren letzte bastion und da haben sie natürlich noch einmal richtig zeichen setzen müssen. als ob es kein morgen gäbe. auch hier wurde eine kathedrale in eine moschee umgewandelt. mittlerweile kommen so viele touristen, daß die moschee innen mit absperrband gesichert ist.

und von den grabplatten der luisignans, die michelvor 12 jahren noch vom hausmeister gezeigt bekommen hat, weiß der mensch, der am eingang sitzt, nichts. er achtet auch nicht auf angemessene kleidung der frauen, obwohl ich glaube, das dies sein job ist. dann eben nicht.

wieder sind es nur einige wenige straßen in der altstadt, in denen die touristen herumlaufen. schon am othello-turm an der stadtmauer ist es stiller und wir genießen die ausblicke über die stadt.

Die Luisignans haben sich in Famagusta noch zu Königen von Jerusalem krönen lassen, als in Jerusalem selbst schon lange wieder die Muslime regierten. Und so viele Kirchen und Kirchenruinen wie hier gibt auf einem Quadratkilometer sonst vermutlich nirgends. Alleine drei ordentliche gothische Kathedralen keine 200m auseinander. Dazu Extrakirchen für die Tempelritter, die Hospitaliter und was weiß ich wen noch.

Absperrung gegen zu viele Touristen
Die Konsequenz, mit der Gebetsräume neben WCs und WCs neben Moscheen liegen, ist bemerkenswert.
Kathedralen in Steinwurf-Abstand. Die dritte Kathedrale ganz links passte nicht mehr aufs Bild.
Kathedralen-Durchblick
Kartenstudium. Zu welcher Kathedralenruine gehen wir jetzt?

am rand irgendwo sind auch unterirdische kirchen. mit dem stadtplan ist das suchen ein bischen wie eine schnitzeljagd und wo die eine kirche eingezeichnet ist, finden wir einen kleinen laden. der besitzer erlebt es wohl öfter, das leute kommen und sich wundern und er zeigt uns voller freundlichkeit die richtige straßenecke. nach der besichtigung kaufen wir bei ihm ein.

Diese Untergrundkirche war mal katholisch und mal orthodox.
Straßenkatzen sieht man hier überall, und erstaunlich viele Menschen füttern sie regelmäßig.

und dann treffen wir zufällig serkan aus istanbul, seinen bruder und seine mutter wieder, mit denen wir schon in girne zusammen mit den beiden irischen pärchen im pub zusammengesessen hatten.

bei einem kaffee haben wir nun ein sehr interessantes und anstrengendes gespräch, denn serkan sagt uns, wie toll er adolf hitler findet. die stärke, die dieser mann vermittelt hat, beeindruckt ihn über alle maßen.

Serkan (li.) und seine Familie

Solche Hitlerfans haben wir in der Türkei schon ein paar getroffen, und natürlich sofort gegengehalten. Aber da die Betreffenden bisher immer kein oder kaum Englisch konnten, war es uns kaum möglich, auch nur zu versuchen, ihnen klar zu machen, dass Hitler ein Verbrecher und Massenmörder war, und wir Deutschen wirklich nicht stolz auf ihn sind. Oder dass, wenn Hitler heute in Deutschland an die Macht käme, sein erstes Ziel vermutlich wäre das Land „türkenrein“ zu machen.

Michel und ich versuchen ihm klar zu machen, daß wir in keiner weise stolz auf hitler sind. sondern dass wir uns schämen, das der holocaust geschehen konnte, daß wir auf die zeit des 3. reiches als deutsche eine komplett andere sichtweise haben. er jedoch erwidert, die schaffung eines großdeutschen reiches sei doch eine gute absicht. michel versucht es mehrfach. aber für serkan sind die 8 millionen ermordeten nur eine fußnote, für ihn zählt vor allem, dass hitler deutschland stark gemacht hat, dass alle welt ihn respektiert hat. wir dringen gar nicht zu ihm durch. er kann oder will uns nicht verstehen, und fragt mehrfach, welches hitlers fehler war, mit dem er den eigentlich guten nationalsozialismus verdorben hat.

irgendwann geben wir auf. dennoch bin ich ein bischen zufrieden. wir haben unsere meinung gesagt und wir verabschieden uns trotz allem freundlich voneinander.

Und der Mann ist Anwalt und lebt in Istanbul. Sollte also zur aufgeklärten Elite des Landes gehören…

hinter famagusta fängt gleich wieder die grenze an. das müssen wir uns noch anschauen.

Vorne Sonnenliegen auf dem Strand, hinten Ruinen im militärischen Sperrgebiet. Mit Einschußlöchern von 1974.

hier in varosha entstand in den 70ern der ballermann von zypern. ein hochhaushotel neben dem anderen, bars, geschäfte. dann kamen das türkische militär, das gebiet wurde zur miltärzone und verfällt. gespenstisch ist das einzige wort, was mir dazu einfällt. vor allem, weil direkt am strand der zaun anfängt, der immer noch wie ein provisorium aussieht. davor badende menschen, dahinter ruinen. serkan und familie treffen wir dort wieder, sie stört das überhaupt nicht, nehmen es zur kenntnis und schwärmen von dem tollen strand.

eine weitere nacht schlafen wir bei salamis. dahin ist es ja nur ein katzensprung.

Ab in den Süden / zwei Gleichgesinnte

Mittwoch 18.10.17

eigentlich wollen wir über die britische area südlich von famagusta nach griechisch-zypern einreisen. aber der mensch am grenzerhäuschen erlaubt uns das nicht. wir sollen zum übergang nach lefkosa fahren, dort kämen wir rüber. na gut, es ist ja nicht weit. wir machen uns auf probleme gefaßt, schließlich sind wir irgendwie immer noch illegal im land, aber der polizist legt nur unsere pässe wie üblich in den scanner und winkt uns weiter. vielleicht macht er nur einfach die augen zu, weil er keine lust hat. bulli stellen wir an der stadtmauer ab, gleich auf der anderen seite vom ledra-palas. wir können sogar rüberschauen. die häuserzeile, an der wir auf dem weg von der stadt vorbei mußten. der kleine laden, wo michel morgens brot gekauft hat. ich hab komischerweise schon jetzt sehnsucht.

südnikosia brummt. es fühlt sich wie eine großstadt an. diese vielen eleganten geschäfte. daneben h&m, mc-doof, starbucks. die häuser in den seitenstraßen sehen genau so aus wie auf der anderen seite. nur meist weniger kaputt. und immer wieder stoßen wir auf die grenze. sie wirkt von dieser seite bunter, entspannter, weniger bedrohlich.

Meine Lieblingsstraßensperre in Lefkosia/Nicosia auf griechischer Seite.

und dann treffen wir g… und s… nach ein bischen plauderei stellen wir bei einem gemeinsamen kaffee fest, das wir die selben bekannten haben, michel und g… kommen beide aus der graswurzelbewegung, ich müßte s… noch aus der hafenstraße kennen und wir haben uns eigentlich sehr viel zu sagen. aber die beiden hatten die letzten tage schon so viele verabredungen und wollten sich jetzt einfach nur mal entspannt die stadt ansehen und abends zum abendessen in pafos wieder im hotel sein, das wir uns beizeiten verabschiedeten.

als michel und ich am bulli ankommen und grade bedauern, das wir nicht auf die idee gekommen sind, uns mit ihnen nach dem essen in pafos zu verabreden, kommen s… und g… um die ecke und haben die idee, daß wir uns ja nach dem essen in pafos… ist das nicht wundervoll?????

also ab nach pafos in den süden und einen wunderbaren abend mit netten gesprächen und plaudereien im pub neben dem hotel verbracht. es ist auch mal schön, gleichgesinnte am tisch zu haben, denen man nicht ständig widersprechen möchte.

Die Beiden hatten sich unmittelbar vorher mit einem Zypriotischen Kriegsdienstverweigerer getroffen, und die politischen Gespräche waren wirklich gut und zum Thema „Griechenland, Türkei, Zypern“ sehr informativ für uns. Aber wir gehen hier aber nicht weiter drauf ein. Privatsphäre und so. Auch bei queeren Themen haben wir einige Berührungspunkte mit ihnen.

Auf dem Weg nach Pafos kommen wir dann an der Stelle vorbei, an der Aphrodite dem Schaum des Meeres entstiegen sein soll. Da muss bina natürlich…:

bina, die Schaumgeborene

Hausaufgabe für geneigte LeserInnen über 18: Woraus entstand der Schaum, dem Aphrodite entstieg?

Ein muslimischer Friedhof im Süden der Insel. Genauso verlassen, wie die Kirchen im Norden.