“White Man’s Burdon” in Tel Aviv

Mo-Di 29.-30. Jan 2018

Wir verbringen beide Tage in Tel Aviv. Am Montag buchen wir unsere Flüge, waschen Wäsche und trinken unser “Parting Glas” im Molly Blooms – unserem Irish Pub hier. Am Dienstag faulenzen wir, dass es nur so seine Bewandnis hat. Wir setzen den ganzen Tag nicht einen Fuß vor den Bulli!

Zu gibt uns ein Gespräch, dass wir am Montagabend mit einem etwa 30 oder 35 Jahre alten, säkularen Israeli aus Tel Aviv führen. Während wir Abendessen kochen, taucht er am Bulli auf, für den er sich sehr interessiert, da er erwägt dauerhaft in ein Wohnmobil oder einen ausgebauten LKW zu ziehen. Da er nett ist und ein Brompton fährt (die Falträder, die wir auf dieser Reise mithaben, sind auch Bromptons), ergibt sich sofort ein gutes Gespräch. Zumindest so lange, bis wir das Westjordanland, die Siedlungen und Hebron erwähnen. Dann legt er los…

“Ohne uns Juden wäre hier nichts!” Auf Nachfrage genauert er: “Nur ein weiterer arabischer Staat. Ihr würdet nicht hier sein wollen!” Er ist zwar nicht gläubig, aber fest vom Recht der Juden überzeugt, das ganze Land, inklusive Judäa und Samaria (also dem Westjordanland), zu besiedeln. Weil ja vor 3.000 Jahren schon einmal Juden hier gelebt haben. “Palästinenser” gibt es für ihn nicht, nur “Araber” und Erfindungen der Propaganda. Und diese Araber sind für ihn nur Gäste im Land der Juden. Wenn sie ihr Gastrecht weiterhin verwirken, werden sie “transferiert”. (Ein Euphemismus für “mit Gewalt vertrieben”.) Im übrigen profitieren die Araber von den Siedlungen, weil mit den Siedlungen Infrastruktur, Zivilisation und Arbeitsplätze kommen. Nicht die Siedlungen sind das Hauptproblem der Araber, sondern die Korruption ihrer eigenen Anführer und der Autonomiebehörde. Ach ja, dass israelische Soldaten an Checkpoints Araber schikanieren tut er als Verleumdung ab. Immerhin hat Israel die moralischste Armee der Welt. Er weiß das aus eigener Erfahrung.

Er entpuppt sich als religiöser Rassist und Kolonialist reinsten Wassers, der sich selbst für einen liberalen Humanisten hält. Wenn ich die Worte “Jude” durch “Weißer Mann” und “Araber” durch “Eingeborene” ersetze, so erhalte ich die damalige Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus im 19ten Jahrhundert: „White Man’s Burdon!“ – Es ist “die Bürde des Weißen Mannes” in die dunklen Erdteile zu gehen und das Licht der Zivilisation dorthin zu bringen.