Kann das Alltag sein?

Sa, 13. Jan 18

Wir haben die letzten Tage weniger geschrieben, weil sich eigentlich alles wiederholt: Checkpoints, Soldaten mit der Waffe im Anschlag, Siedler, Willkür, kleine Gemeinheiten, Apartheid. Der Ausnahmezustand ist hier Alltag. Trotzdem – oder gerade deshalb zehrt es an unseren Nerven, an unseren Ressourcen und unserer Gesundheit.

wir hatten zwischendrin eine phase, wo wir emotional zusammengebrochen sind. ich war zeitweise viel zu dicht am wasser gebaut und auch michel wirkte oft gedankenverloren und unausgeglichen. gespräche haben geholfen und ein bischen vorausplanung für die nächsten wochen und monate auch.

wir denken uns aber auch, daß so viele leute, die mittlerweile freunde sind wie issa, e…, ahbed und alle nachbarn hier diese situation auch aushalten und versuchen, den verstand nicht zu verlieren.

dann werden wir das die letzten tage wohl auch hinkriegen!!!!

ich nehme mir hier und da die freiheit und gehe schon mal nach hause, während michel noch bei YAS sitzt und wir sorgen für das eine oder andere leckerli. eine gute portion falafel z.b., mit eingelegtem und/oder gebratenem gemüse. crepe oder süß-stückle im candyQ oder nebenan im karamello.

und wir halten ausschau nach schönen, lustigen oder erstaunlichen dingen: die geschenkte mandarine, der ladenbesitzer, an dem ich immer ins karamello vorbeigehe und der immer fragt, wies mir geht, wenn wir uns sehen.

heute war, wie jeden samstag, wieder ein siedlerspaziergang durch die kasbah, den wir begleitet haben.

abgesehen davon, daß m… von EAPPI wieder in der stadt war, der uns freudestrahlend umarmte, was richtig gut tat, gingen wir durch den teil der altstadt, den wir neulich schon mal von oben gesehen hatten. nicht nur, daß uns die arbeiter dort herzlich willkommen hießen, es entstand auch dieses schöne foto:

In solchen 3-D-Labyrinthen haben wir früher Schwarzes Auge gespielt. – Das war aber lange bevor wir uns kennenlernten, und die Labyrinthe und Monster waren nur ausgedacht.

auf dem weg zum YAS sorgte dies für lacher:

Habemus Papam!… Ach nee, falsche Religion!