Das (zum Teil) besetzte Haus

Do., 11. Jan 18

Dieses Haus steht zwischen der Apartheidstraße und Checkpoint 209. Unten und oben Siedler, in der Mitte eine palästinensische Familie und die Garage eine Militärbasis.

Anhand dieses Hauses läßt sich gut erklären, wie schleichend eine Siedlung entsteht.

Es läßt sich kein konkretes Datum festmachen, an dem die Besetzung begann:
Erst tanzen und feierten die Siedler öfters vor dem Haus. Dann schliefen sie mal 2-3 Nächte davor. Irgendwann versuchten sie in das Haus zu gelangen. Die ersten Male vergeblich. Als es ihnen gelang, blieben sie zunächst nur ein paar Tage und zogen dann wieder ab. Dieser Prozeß zog sich über Monate hin. Aber irgendwann im Jahr 2012 waren sie richtig eingezogen.

Einige Monate später, im Jahr 2013 entschied Israels Oberster Gerichtshof, daß die Siedler geräumt werden und die Wohnungen ihren eigentlichen Besitzern zurückgegeben werden müssen. Die Gerichtsentscheidung wurde aber nur zur Hälfte umgesetzt. Die Siedler wurden zwar geräumt, aber die Wohnungen nicht zurückzugeben. Statt dessen richtete die Armee sich für die nächsten 4 Jahre mit einer Militärbasis darin ein.

Die Armeebasis in der Garage.

Im Sommer letzten Jahres warf dann der Konflikt um den Tempelberg in Jerusalem seinen Schatten auf das Haus: Im Juni 2017 wurden am Tempelberg zwei Grenzpolizisten bei einer Messerattacke getötet. Als Reaktion stattete die Armee den Zugang zu der Heiligen Stätte mit Kameras und Metalldetektoren aus. Nach friedlichen Massenprotesten, in denen die Palästinenser sich weigerten, den Tempelberg zu betreten und statt dessen öffentlich auf den Straßen beteten, wurden die Anlagen wieder abgebaut. Das war im Juli. Und im August 2017 ließ die Armee die Siedler wieder in das Haus in Hebron einziehen. Vermutlich als eine Art Rache dafür, dass sie sich am Tempelberg nicht durchsetzen konnte.

Derzeit steht eine erneute Entscheidung des Obersten Gerichtshofes darüber, ob die Siedler wieder geräumt werden müssen, aus.

Sowohl Siedlerhäuser als auch Militärbasen erkennt man unter anderem an Hanukka-Leuchtern und Videokameras.
Und die palästinensische Familie in der Mittleren Etage? Sie war und bleibt standhaft. Siedlerpartys vorm Haus? Siedler über und unter ihnen? Ein Militärposten um sie herum? Schikanen ohne Ende? Sie weigern sich einfach, sich vertreiben zu lassen.