Fr. 5. Jan. 2018
am freitag besuchen wir wieder unseren spannend-schönen workshop im jerusalemer house of pride and toleranz. da es vermutlich unser letzter besuch sein wird, weil wir anfang nächsten monats unsere zelte hier abbrechen müssen, werden wir mit einer kleinen ansprache und einem herzlichen dankeschön für unser einbringen sehr warm verabschiedet. anschließend sitzen wir noch mit den veranstaltern des workshops, d… und f…, bei einem tee zusammen und klönen über gott und die welt.
als wir über die situation im land, die besatzung und besonders über hebron sprechen, merken wir, daß wir in den beiden gleichgesinnte haben. f… überrascht mich sehr. sie sagt klipp und klar, daß sie es schrecklich findet, in diesem apartheidsstaat zu leben. das aus dem mund einer israelin…chapeau!
ich erinnere mich daran, daß michel und ich vor sechs jahren an einem unserer letzten tage hier die friedrich-ebert-stiftung in jerusalem besucht haben, mit einem mitarbeiter sprachen und er unsere meinung teilte, das man in israel von apartheid sprechen kann, vielleicht sogar muß.
er sagte aber auch, daß man damit nicht zu laut in deutschland sein dürfe, das käme gar nicht gut an und müsse erst lange erklärt werden.
heute treffen wir immer öfter menschen, die diese wahrheit offen aussprechen. abu-hassan kann zuversichtlich sein.
und ich hoffe, d… und f… nehmen unsere einladung, uns in deutschland zu besuchen, an. ich würde sie zu gern wieder sehen.
Diese Erfahrung haben wir vor 6 Jahren übrigens nicht nur mit der Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD gemacht. Auch wenn das Gespräch mit denen das längste und tiefste war. Aber im Kern lief es auch bei den Mitarbeitern der Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU und des Goethe-Instituts auf das Gleiche hinaus. Sie alle stimmten in der Analyse der Situation weitgehend überein: Die Besatzung ist ein völkerrechtliches und menschliches Unrecht, und Israel ist dabei, ein Apartheidsstaat zu werden. (Ob es schon einer sei, oder Gefahr laufe, einer zu werden, da gingen die Meinungen auseinander.) Sie alle waren ratlos, wie sie Situation ihren Entsendeorganisationen oder den Delegationen, die nur eine Woche im Land sind, begreiflich machen sollten. Die Gespräche liefen immer auf die Frage hinaus: „Wie können wir das hier denen zu Hause begreiflich machen?“
Ich weiß noch, wie bina und ich mit Mitarbeitern von der Konrad-Adenauer und dem Goethe-Institut gemeinsam im Sammeltaxi von Ramallah nach Jerusalem saßen und zusammenarbeiteten, um unsere „Heiße Ware“ ungesehen durch den Checkpoint zu bekommen. (Jeder hatte was dabei, von dem er befürchtete, dass es ihm Ärger mit den Israelis bringen könnte.) – Ungewöhnliche Umstände bringen ungewöhnliche Bündnisse hervor.