Heute um 9:30 Uhr kommt ein Trupp Soldaten an die Vordertür des Sumud-Zentrums. Sie wollen, dass wir mitkommen. Als Issa ihnen sagt, dass nur die Polizei uns mitnehmen darf, wollen sie uns nur mitteilen, dass wir gehen müssen, weil dies ja eine „Closed Military Zone“ sei. Issa weist sie zum wiederholten Mal darauf hin, dass sie verpflichtet sind, ihm eine Karte dieser geschlossenen Zone zu geben, mit Unterschrift, Stempel und vor allem den Daten, von wann sie besteht. Eine solche Karte haben sie auch diesmal wieder nicht dabei.
Es ist offensichtlich eine schrödingersche Zone. Die gleichzeitig existiert und nicht existiert.
Zumal sie ständig ihre Größe und Bestandszeit ändert. Erst sollte sie die gesamte „Geisterstadt“ hinter den Checkpoints umfassen. Dann nur Issas Haus, das Sumud. Jetzt das Haus und die Umgebung. („Umgebung“ ist ja ein so schön dehnbarer Begriff.) Erst sollte sie den ganzen Monat Oktober bestehen. Dann nur bis zum Abend des 9ten (also gestern). Jetzt bis morgen Abend (also dem 11ten).
Die Soldaten wußten nicht nur, dass wir im Sumud sind, sondern auch, was wir frühstücken. Vermutlich die Drohnen, die hier ständig rumfliegen. Oft steht eine von ihnen für über eine Viertelstunde über dem Sumud, wie der Stern über Betlehem.
Dafür wissen sie offensichtlich noch nichts vom Widerruf unserer Visa.
Ihre Vorwürfe gegen uns sind:
- Wir hätten sie gefilmt. (Wir haben sie fotographiert.)
- Das dürften wir nicht. (Doch, das dürfen wir. Das ist hier legal.)
- Wir hätten sie als Mörder beschimpft. (Nein, haben wir nicht!)
Letzteres, weil wir bisher noch überhaupt nicht inhaltlich mit den Soldaten hier diskutiert haben. – Also außer über die jeweils konkreten Fragen, ob wir hier sein dürfen oder ob sie uns festnehmen dürfen.
Dann ziehen die Soldaten ab!

Ruhige Nacht
Die Nacht war ruhig.
Abends wurde die vordere Terassentür des Sumud massiv verstärkt. Bei ihrem nächtlichen Überfall waren die Siedler und Soldaten ja fast durchgebrochen. Das wird an dieser Stelle nicht wieder passieren.


Nur gegen 21:00 Uhr gab es dann ein paar wenige Steinwürfe von der Terasse der Siedlung hinter uns. Die Terasse der Siedlung ist gleichzeitig Posten des Wachsoldaten der Siedlung. Der Soldat wollte nichts gesehen oder gehört haben haben. Währenddessen standen die beiden Missetäter grinsend links und rechts neben ihm. Dudley Dursley und sein Freund. Beide etwa 13 Jahre alt.
Wir halten in Schichten Nachtwache. Die Nacht ist so ruhig, dass der wachhabende Soldat der Siedlung bei Sonnenaufgang tief eingeschlafen ist. (Im Gegensatz zu uns)


Selfie mit Prommi
Nach dem Soldatenbesuch gibt es Frühstück, und danach machen wir noch ein gemeinsames Selfie.

Geschehnisse unten in der Stadt
gestern war unten aus der stadt viel ungewöhnlicher lärm zu hören. stimmengewirr, rufen, knallen, wie schüsse….
issa sagt (und die hiesigen nachrichten bestätigen das am abend), alle checkpoints seien geschlossen und es gab von jetzt auf gleich eine anordnung, daß wegen des jüdischen laubhüttenfestes 400 arabischen läden geschlossen werden müssen, was die soldaten umsetzen.
für die menschen bedeutet das wieder mal kein umsatz, ausgeliefert sein an willkür und machtdemonstration seitens der israelischen soldaten.
das alles in der zone h1, wo israelische soldaten eigentlich nichts zu suchen haben. das ist das a-gebiet, wo die palästinensiche autonomiebehörde das alleinige sagen hat – oder besser: haben sollte.
darauf es gab demonstrationen und die soldaten schossen mit tränengas, blend- und knallgranaten auf die menschen.
drei kindern wurden mit gummigeschossen in die beine geschossen.
die isralischen gummigeschosse können durchaus menschen töten. und tun das oft auch. da es metallgeschosse sind, die nur mit gummi ummantelt sind. und das tränengas ist, anders als in deutschland, mit einer chemikalie versetzt, die dem gehirn suggeriert, daß der körper nicht atmen kann.
von unten, dies mal eher von der rechten seite ist heute eine große demonstration zu hören, jemand spricht lange auf arabisch und es klingt, als hätten sie die lautsprecher aller moscheen für die ansprachen umfunktioniert, bis auf einen, aus dem der muezzin singt.
