Jeden Samstag machen Siedler einen Spaziergang aus der von ihnen geschaffenen Geisterstadt heraus in die lebendige arabische Altstadt Hebrons.
letzte woche haben wir sie verpasst, da waren sie schon morgens unterwegs gewesen. heute streifen wir rechtzeitig in den straßen herum und warten. die bewohnerin eines der wohntürme in der kasbah erkennt uns wieder und lädt uns ein, auf ihr dach zu steigen. oben stellen wieder einmal fest, wie toll die kasbah ist. enge, verwinkelte treppenhäuser. gassen, die erst hinter schmalen torbögen anfangen, durchgänge hinter denen sich eine moschee, ein schöner innenhof oder (ja! tatsächlich!!!) ein dromedargehege befindet, auch wenn sich unsere vorstellung von artgerechter haltung von der des besitzers unterscheidet. jetzt wird uns klar, warum hebron keine stadtmauer brauchte und trotzdem uneinnehmbar war.
ja, es soll jedem erlaubt sein, die kasbah zu besuchen. sie ist wirklich großartig und nicht umsonst UNESCO-weltkulturerbe. aber die siedler sind nicht einfach gäste. sie gehen dort spazieren, um ihren besitzanspruch zu demonstrieren. sie sind der grund, warum die UNESCO die kasbah zum bedrohten(!) weltkulturerbe erklärt hat. sie sind es, die ihre existenz bedrohen.
Am späten Nachmittag ist es dann soweit. Erst kommt ein Voraustrupp der Armee, sichtet die Lage, fordert den einen oder anderen Händler auf, seine Auslagen einzupacken um Platz für die Siedler zu machen, und besetzt einige Dächer. Dann kommen mit massiver Soldatenbegleitung die Siedler. – Sobald die Siedler erscheinen, verbieten die Soldaten uns das photographieren. Daher können wir manches nur von hinten zeigen.
dann erst ist der weg für die siedler frei. es wird englisch und hebräisch gesprochen. wäre die situation nicht so prekär, könnte man denken, es ist ein netter familienausflug. aber die anwesenheit der soldaten verhindern diese illusion. und die gesten der gäste, die uns und den bewohnern den stinkefinger zeigen und andere obszöne gesten in unsere richtung machen, zeugen auch von etwas anderem.
die siedler flanieren noch ein bischen und kehren dann um.
das tor wird wieder zugeschlossen und die bewohner und händler können mit ihrem alltag weiter machen. diesmal bleibt es friedlich. aber manchmal gibt es ärger.