Wadi Qelt, Georgskloster, Totes Meer

Fr 24.11.17

Morgens nutzen wir unsere Poleposition und besichtigen gleich bei Toresöffnung um 8.00 Uhr den Tel es Sultan. So früh am Morgen haben wir die Anlage ganz für uns alleine. Am Beeindruckendsten ist dieser Turm:

Ältestes Gebäude der Welt: 8.500 vor Christi. Rechts darüber unsere Schatten in der Morgensonne 🙂

Er macht verglichen mit Stonehenge, der Akropolis und der Cheopspyramide auf den ersten Blick nicht viel her. Aber im Verhältnis zu diesem Turm sind die genannten drei Gebäude Neubauten. In Jericho ist eine durchgehende Besiedlung seit etwa 9.000 vor Christi nachgewiesen. Und dieser Turm wird auf 8.500 vor Christi datiert. Er ist also 10.500 Jahre alt und somit das älteste erhaltene Gebäude der Menschheit. Und er beherbergt auch die älteste Treppe der Welt:

Die obersten Stufen der älteste Treppe der Welt.

Jericho verdankt seine Existenz der Quelle des Elias. Der Prophet soll das bis dahin ungenießbare Wasser der Quelle in Trinkwasser verwandelt haben. Jericho ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Oase.

Erstaunlich grün! Jericho ist eine Oasenstadt.

 

Kein Wunder, dass dies einer der Orte ist, an dem die Menschen das Nomadenleben aufgaben und seßhaft wurden. Wobei sie, so vermuten wir, allerdings kein Getreide anbauten, sondern Bananen, Datteln und so weiter.

Die zweite große Sehenswürdigkeit sind natürlich die Mauern von Jericho. Sie waren für ihre Zeit gigantisch und galten als uneinnehmbar. Da es aber einfache Trockenmauern ohne Zement oder ähnlichem waren, waren sie nicht Erdbebenfest. – Eine andere Theorie besagt, dass sie keinen Posaunen standhalten konnten.

Die Mauern von Jericho.

Unser heutiges Hauptvorhaben ist eine Wanderung den Wadi Quelt der entlang zum Georgskloster. Doch zunächst erwischen wir die falsche Straße, die uns wortwörtlich „in die Wüste“ führt. Doch die Wüste entschädigt uns mit ihrer grandiosen Landschaft:

Grandiose Wüstenlandschaft.
Noch mehr grandiose Wüstenlandschaft.

Als wir den richtigen Startpunkt gefunden haben, dort wo der Wadi aus seinem Canyon in die Ebene fließt (wenn er fließt). Geht es von dort bis zum Georgskloster anderthalb Stunden lang immer an der Felswand entlang in angenehmer Steigung bergauf Richtung Jerusalem. Ein Stück weiter, hinter dem Georgskloster käme dann die Stelle, an der der barmherzige Samariter dem Überfallenen geholfen hätte. (Also wenn es ihn gegeben hätte, und er nicht nur eine Figut aus einer lehrreichen Geschichte des Jesus von Nazareth wäre.) Der Weg von Jericho nach Jerusalem ist zwar steinig, aber, anders als das Lied behauptet, weder steil noch unbequem. Es ist ein sehr bequemer uralter Maultierpfad. 

Bina am Eingang des Canyon, dahinter Jericho und die Berger dahinter liegen schon in Jordanien.
Ein Felsenbogen.
Der Wadi Quelt. Beeindruckend. (Wer in das Bild hineinzoomt findet in der Schlucht unten links alte Einsidlerklausen.)

Dann kommt das Georgskloster, in einer so tollen Lage, wie das bei griechisch orthodoxen Klöstern inzwischen ja schon gewohnt sind. Es wurde wiedergegründet, nachdem es im 7. Jahrhundert von jüdischen Fanatikern zerstört und alle Mönche umgebracht wurden. Die Gebeine der Märthyrer liegen in der Krypta des Klosters.

Das Georgskloster. (Im inneren war Photographieren verboten.)

Auf dem Rückweg versuchen wir noch zu einigen der vielen alten verlassenen Einsiedeleien, die die Felswände säumen abzusteigen. Geben das Vorhaben aber irgendwann als zu halsbrecherisch auf.

Es führt kein halbwegs sicherer Weg hinab.

Außerdem Sieht bina einen riesigen Tausendfüssler:

Riesiger Tausendfüßler.

Und wir beide sehen immer wieder kleine pelzige Tiere, die ein wenig Ähnlichkeit mit Murmeltieren haben. Wir haben bisher nicht rausgefunden wie diese Tiere heißen und nennen sie Wüsten-Wolpertinger. – Die beiden ersten Personen, die uns sagen, was sie sind und wie sie richtig heißen, bekommen je eine Flasche Taybeh (ein in bayrischer Tradition nach Deutschem Reinheitsgebot gebrautes palästinensisches Bier) von uns. Kontakt über die Emailadresse im Impressum.

Wer kennt diese Tiere?
Der gemeine Wüsten-Wopertinger.

Anschließend fahren wir ans Tote Meer zum schwimmen, duschen und schlafen.

Dromedarherde zwischen Jericho und dem Toten Meer.

Wir sind erschrocken, wie tief der Wasserspiegel seit unserem Besuch vor 6 Jahren gesunken ist.

Wie Jahresringe, jeden Sommer sinkt der Spiegel des Toten Meeres ein Stückchen weiter.
Das „En Gedi Spa“: Vorne bei den Palmen war einmal das Ufer des Toten Meeres, inzwischen werden die Touristen mit einer Bummelbahn auf der Straße dahinter zum sich immer weiter zurückziehenden Meer gefahren.

das „en gedi spa“ ist ein wellnessressort mit sole-schwimmbad, liegewiesen, heißen süßwasserduschen und einer gangway zu einem parkplatz, von dem man sich mit bummelbahnen ans ufer des toten meeres fahren lassen kann. vorher wird man durch einen riesen souveniermarkt geleitet, wo unendlich viele produkte mit totemmeersalz verkauft werden. vorzugweise kosmetika. das alles kostet eintritt und so machen wir auf dem absatz wieder kehrt. das haben wir nicht bestellt!!!!

ich frage mich, ob die vielen touristen hier eigentlich wissen, wo sie sind?

der meeresspiegel sinkt offiziell jedes jahr einen meter. wir vermuten aufgrund unserer beobachtungen von vor 6 jahren und heute, daß es wenigstens das doppelte ist. en gedi lag mal direkt am ufer, mittlerweile muß die bummelbahn bestimmt 1km weit fahren, um es zu erreichen. dieses meer wird irgendwann nicht mehr da sein und das liegt nicht am üblichen weltenlauf, dem die natur unterliegt. daß es so schnell geht, ist menschengemacht. das meer wird hauptsächlich vom jordan aus galiläa gespeist. das wasser wird aber für die israelische intensiv-landwirtschaft hergenommen, damit u.a. europa zu weihnachten frische tomaten hat.

Wir fahren bis En Boqeq, dem wichtigsten Kurort Israels. Hier stehen mehrer große Fünfsternehotels, denn bei vielen Atemwegs- und Hautkrankheiten verspricht eine Kur am Toten Meer Linderung oder Heilung. Und damit es sich in den teueren Hotels weiterhin so anfühlt, als würden sie am „Toten Meer“ liegen, wird Wasser aus dem sterbenden Binnenmeer in ein sehr großes Becken gepumpt, das dort liegt, wo hier einmal das Tote Meer war. So bleibt die schöne Idylle am Hotelstrand gewahrt. Und weil wir in Israel sind, ist der Strand öffentlich und mit kostenlosen Duschen versehen.

Michel schwebt im falschen Toten Meer.
„Alpenglühen:“ Blick bei Sonnenuntergang vom Hotelstrand über das Meerwasserbecken nach Jordanien.