Zurück nach Zypern

Fr. 02. Feb. 2018

ich bin mit der gesamtsituation unzufrieden: da versuchen wir in israel/palästina alles, um endlich vom mossad oder wem auch immer beachtet zu werden und der weigert sich einfach. keine interviews am flughafen, keine durchsuchungen von bulli, nichts. wir werden einfach durchgewunken. es ist ein skandal.

ich frage mich, was die horrenden hafengebüren und die sonstigen kosten rechtfertigt, die wir sowohl in haifa als auch in limasol zu entrichten hatten.

Es hat sich anscheinend ausgezahlt, dass wir in Hebron meistens lieber einen Umweg gegangen sind, als eine Datenspur beim Checkpoint zu hinterlassen, dass wir beim Verlassen des Westjordanlands meistens über einen bestimmten Checkpoint gefahren sind, der keine Kamera zum Aufzeichnen der Autokennzeichen hat, dass wir kein Smartphone haben, dass wir Facebook und Twitter meiden und dass wir “Leo und Molly” erfunden haben.

Wir hatten uns auf ein solides Kreuzverhör am Flughafen Tel Aviv eingestellt, wie wir es aus Erzählungen anderer Aktivisten kannten. Aber alles was kommt ist: “Wo kommen Sie gerade her?” – “Tel Aviv.” – “Wo haben sie dort geschlafen?” – “Bei Freunden.” – “Danke.”

In der Reihe vor uns fliegt eine Hochzeitsgesellschaft.

In Israel hat das orthodoxe Rabbinat das Monopol auf Eheschließungen für Juden. Eine Zivilehe gibt es für Juden nicht, und die Eheschließung durch liberale Rabbiner ist illegal. Juden, die zivil oder liberal heiraten wollen, können dies nur im Ausland tun, was zu einem regelrechten Heiratstourismus von Israel nach Zypern führt.

Ob es die Zivilehe für palästinensische Israelis gibt, und wie Mischehen geschlossen werden, wissen wir nicht.

wie dem auch sei: in aller herrgottsfrühe lassen wir uns von tel aviv zum flughafen fahren, checken ohne schwierigkeiten ein, fliegen mal eben nach larnaka und fahren von da aus mit dem bus nach limasol, bulli aus dem hafen kratzen.

wir sind tatsächlich eher im hafen als bulli, dessen schiff gegen 12.30 anlanden soll. wir müssen warten und ich werde langsam nervös, weil der zoll um 15.00h feierabend macht, es freitag ist, am wochenende nicht gearbeitet wird und wir keine lust haben, zwei tage im hostel zu verbringen.  nach 5 std. hin und her klappt aber alles grade noch rechtzeitig. sogar ohne agenten, der uns durchs abfertigungsgewirr hätte leiten sollen und auch noch was kosten würde. um 10 min nach 3 muß der hafenarbeiter, der uns bulli aus seinem vergitterten hafenareal aushändigen muß, zwar aus seinem feierabend zurückgepfiffen werden, nachdem ich demjenigen, der uns vom tor dorthin fuhr, klar mache, daß bulli unser zuhause ist und wir ohne ihn aufgeschmissen sind, aber dann ist die familie wieder vereint.

unseren ersten zypriotischen kaffee bekommen wir übrigens geschenkt. am zollbüro ist ein cafe, wo wir uns die wartezeit verkürzen. der kaffee wird nicht einfach über einer gasflamme erhitzt, sondern in einer metallschale mit heißem sand, der die kanne von allen seiten wärmt. das schmeckt man und die bedienung freut sich offentsichtlich über unser interesse, das sie nichts für die beiden tassen haben will.

Bulli nach von Israel nach Zypern verschiffen kostet uns knapp über 1.500€ – woran die Hafengebühren einen guten Anteil haben.

zum strand, wo wir mit bulli an der wasserkante stehen können, ist es nicht weit und wir haben mal wieder einen stellplatz mit aussicht. – Hallo! Cäsarea und die Bucht südlich von Haifa waren auch toll!

Beim Fahren durch eine Bodenwelle ditschen wir mit dem Huckepackschrank auf und Michel muß (oder darf) mal wieder McGyver spielen.

wir machen aber auch einen traurigen fund in der brandung:

Sie muß erst vor kurzem gestorben sein, denn sie ist noch ganz intakt.

Wie friedlich sie aussieht und wie wunderschön. Wollen wir mal hoffen, daß sie an Altersschwäche gestorben ist, so groß wie sie wurde und nicht am Plastikmüll, den Meeresschildkröten mit Quallen verwechseln und fressen.