So-Mo 26.-27.11.17
Die Nacht auf Sonntag schlafen wir wieder gut bewacht in Betlehem an der Sperrmauer.
Da das AIC immernoch keinen Job für uns hat, entscheiden wir uns, Ramallah anzugucken. Ramallah ist für uns nicht weiter von Betlehem entfernt, als Pinneberg von Elmshorn (etwa 20km). Über den Checkpoint durch die Sperrmauer nach Jerusalem, von Süden durch Jerusalem durch nach Norden, und auf der anderen Seite wieder über einen Checkpoint durch die Mauer nach Ramallah. Für die in der Westbank lebenden Palästinenser ist der Weg deutlich weiter: Vom Betlehem runter nach Jericho und wieder hoch nach Ramallah. Mindestens 100km und 1.200 Höhenmeter runter und wieder rauf. Denn sie müssen ja die Sperrmauer rund um Jerusalem und die östlich davon liegende Siedlung Maale Adumin umgehen. Anzahl der Checkpoints auf dem Weg: Ungewiß und je nach Lage!
Ramallah ist eine quirlige Stadt. Nicht alt oder schön, aber lebendig. Wir haben den Eindruck, dass das Bildungsniveau der jungen Leute hier höher ist, als in den anderen uns bisher bekannten palästinenschen Städten und dass die jungen Frauen hier emanzipierter sind und zum Beispiel ganz selbstverständlich gemeinsam in Cafes sitzen und öffentlich Argila (Shisha) rauchen. Wir führen dies darauf zurück, dass in und bei Ramallah die palästinensischen Universitäten liegen.
Wir stürzen uns mit Lust und Entdeckerfreude zwei Tage lang in das arabische Stadtgewühl.
Ramallah ist die Hauptstadt der autonomen palästinensischen Gebiete, oder des Staates Palästina – je nach Auffassung. Auf jeden Fall, landen wir irgendwann im Außenministerium, um nach dem Weg zu fragen. Und im Verzeichnis der Diplomatischden Vertretungen an der Rezeption sehen wir folgendes:
Als sie merken, dass wir uns amüsieren und ich ein Foto von der Seite machen will, werden die Herren von der Sicherheit nervös. Ich versuche sie zu beruhigen und erkläre, dass wir Deutsche sind und welchen Fehler sie gemacht haben. Sofort wird das Buch zur Verschlußsache, „Nur zum internen Gebrauch“ erklärt. Ich beteure, noch kein Foto gemacht zu haben und werde mit (ungelogen) acht BewaffnetenMännern als Begleitschutz die zehn Meter zur Tür eskortiert.
(ein idiot in uniform ist immer noch ein idiot…ein idiot in uniform ist immer noch in uniform!) zitat: das allseits beliebte känguru!
eigentlich ist es schade. nun treffen diese herrn in dieser, für sie ohne zweifel delikaten, angelegenheit auf deutsche, die das total lustig finden und humor beweisen und sie wissen das nicht zu würdigen.
Da Ramallah stadtweit freies Wlan hat (die Router sitzen in den Straßenlaternen), muckeln wir uns einen Abend im Bulli ein, liegen im Bett und gucken einen Kinofilm.
beobachtungsschniepsel:
- in jericho fahren nur jungs fahrrad. mädchen gehen zu fuß.
- pferde und maultiere haben vor dem karren einen einheitstrab. sie kennen nur den stand und dieses eine tempo, egal wie schwer die last ist.
- hier gibt es beide arten von tauben: die normale, die wir auch aus deutschland kennen und die schlankere friedenstauben-artige, die wir schon auf zypern und so gesehen haben.
- eine dose hummus hält genau zwei tage. und zwar völlig unabhängig von der größe. wir haben es mit 500, 750 und 1000 gramm getestet.
- an sehr vielen autos (meist deutschen fabrikats) klebt irgendwo einen deuschland-flaggen-aufkleber. manchmal ist er sogar mit akribie selbst gebastelt. wir haben jemanden gefragt und der sagte, das täten sie, weil sie deutsche autos lieben (na, dafür werden wir lieber gemocht als für hitler)
- palmen und straßenbegleitgrün wachsen hier nicht einfach so, auch wenns so aussieht. bei den israelis wird jede einzelne palme, jedes fleckchen rasen einzeln bewässert. überall sieht man drainageschläuche, die als erstes in der erde versenkt werden, bevor etwas gepflanzt wird. dann gehen, abends oder in den frühen morgenstunden und computergesteuert, die wasserhähne auf. – den palästinensern fehlt das wasser für solchen luxus wiebegrünte, bewässerte verkehrsinseln.