Tirana

es ist eine quirlige stadt, irgendwie mit bereits orientalischem flair, aber sie wirkt verstaubt, ein bischen marode, so lieblos.

Bina vor der Enver-Hodscha-Gedenkpyramide in Tirana.

der einzige ort, der ein bischen liebevoller ist, ist das grab (tekke) der heiligen hatrixhe vom bentaschiorden.

es hat die wirren der zeiten überlebt, liegt versteckt in einem kleinen wohnviertel und wird von den einheimischen gehütet und rege besucht. fremde sind willkommen, wenn sie sich an die regeln halten.

ein riesen eurospar macht mich fertig. so viel angebot, alles importiert. da kauf ich doch lieber in dem kleinen laden in der gasse nebenan und bei der alten frau an der straße.

und auch in tirana finden wir einen irischen pub. ein plastik-pub, wos auch froschschenkel als pub-grab gibt, aber auch ordentliches guinness und fish’n’chips.

Was wird man in einem einem echten Irish Pub niemals finden: eine englische Fahne! Diese hängt im sogenannten „Irish Pub“ in Tirana.

wir lernen k… aus finnland kennen, der in schweden lebt, grad in der ukraine arbeitet und in albanien urlaub macht. welch spannenes gespräch über albanische zustände, den syrienkrieg den sinn des lebens und über gott und die welt.

es war ein wunderschöner nachmittag mit ihm. liebe grüße von hier aus.

auch die 2. nacht verbringen wir wieder unterhalb unserer burg. Am morgen hatten wir sie uns schon angeschaut. sie ist winzig und zu einem hübschen restaurant hergerichtet, in dem der kaffee gut schmeckt und der blick übers land wunderschön ist.

So schön und so billig (aus deutscher Sicht) Albanien ist, einiges an dem Land macht mich wahnsinnig:

1) Lieb- und achtloser Umgang mit der Umwelt

Alles was man gerade nicht mehr braucht wird einfach weggeschmissen. Egal, wo man gerade geht oder steht. Überall liegt Müll rum. Wenn der Müll nicht weggeschmissen wird, wird er einfach verbrannt. Immer wieder beißt der Geruch von verbranntem Plastik in die Nase. Blumen vor den Häusern? Fehlanzeige! Stattdessen eher mal ein Autowrack oder eine Baustelle.

2) Wirtschaft

Albanien scheint nichts zu produzieren. Von dem Geld, das im Ausland verdient wird, werden offensichtlich bevorzugt dicke Autos (vor allem Mercedes) gekauft und überdimensionierte Einfamilienhäuser gebaut. Die oft unfertig bleiben oder leerstehen. Ansonsten sehe ich haufenweise Tankstellen, Autowaschanlagen und kleinste Geschäfte. Was mir fehlt sind normale Tante-Emma-Läden mit einem Sortiment für den täglichen Bedarf. Oder ein Schuhgeschäft mit etwas Auswahl. Auch produzierendes Gewerbe jeder Art fehlt. Das Geld wird in Autos und Häuser gesteckt, anstatt in produzierende Maschinen. Die Landwirtschaft liegt am Boden, obwohl man hier so ziemlich alles anbauen könnte.

Ein lähmender Stillstand hat das Land erfaßt. Die einzige Industrie, die wirklich boomt ist die Bauindustrie. Straßen für die ganzen Autos und diese überdimensionierten Einfamilienhäuser.

Mir bleibt unklar, wie hier eine Wirtschaft entstehen soll, die das Land und seine Bewohner trägt.

Typisch Albanische Ansicht: Vorne eine Autowaschanlage, hinten irgendetwas zwischen Rohbau und Bauruine.

3) Verkehr

Dass Verkehrsregeln in südlichen Ländern bei Weitem nicht so streng genommen werden, wie in Deutschland kenne ich ja schon. Aber diese Wild-West-Mentalität ist der Hammer. Jeder scheint nur auf seinen kurzfristigen Vorteil bedacht zu sein. Jeder und alles wird geschnitten. Das gilt insbesonder für SUVs (aber nicht nur für diese). Der Effekt ist, dass der Verkehr sehr langsam fließt und ständig stockt. Weil immer irgendwer abrupt abbremsen muß. Die Bremsen und Motor laufen heiß. Und mein Benzinverbrauch ist mindestens doppelt so hoch wie in Deutschland.

Diesmal keine Kühe, Pferde oder Esel, sondern Schafe und Ziegen.

(Ich entschuldige mich für das eben geschriebene bei N… aus „meiner“ alten 9b! Albanien und seine Menschen haben auch wunderbare Seiten. Oft waren wir von ihrer Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft einfach überwältigt.)

Schlafplatz an der Burg bei Tirana.