Braunkohle Tagebau: Ende Gelände!

Donnerstag bis Sonntag:

mit dem schönen gefühl, in einem der seltsamsten orte der welt gewesen zu sein, den ich immer schon mal sehen wollte fahren wir nach erkelenz zum klimacamp von ‚ende gelände‘ gegen den braunkohleabbau.

bestreiten die mahnwache an der garzweiler grube für 40 std. als versammlungsleiter und mit verschiedensten aktivisten (nein, ich beteilige mich jetzt nicht an dem anstrengenden gendersprech mit sternchen oder großem binnen-i, damit sich keiner benachteiligt fühlt) aus dem camp. lernen viele leute kennen, treffen aktivistenbekannte aus dem wendland und haben eine gute zeit.

Auf der Mahnwache am Tagebau. (Von einem Polizisten photographiert!)

Ich fühle mich bei Ende Gelände sofort zu Hause. Nicht nur, weil ich einige alte Weggefährten aus der Anti-Atom-Bewegung wiedertreffe. Sondern auch, weil mir die Strukturen, Aktionskonzepte weitgehend aus den Castor-Blockaden bekannt sind. Es gibt einen klaren Aktionsrahmen, der Zivilen Ungehorsam ein- aber Sachbeschädigung und jeglichen Angriff auf Menschen ausschließt.

Auch die Diskussionen sind ähnlich. Die RWE-Mitarbeiter sehen vor allem ihren eigenen Arbeitsplatz. „Das bißchen CO2“ [Zitat!] sowie die sozialen und gesundheitlichen Folgen in der Region spielen sie herunter oder leugnen sie ganz. Dabei ist die Lage eigentlich ganz eindeutig:

– Strom Braunkohle erzeugt etwa 4 Mal so viel CO2 wie Strom aus Erdgas.

– Die Kohlestäube aus den riesigen offenen Gruben sind Ursache vieler Atemwegserkrankungen

– Die Umgesiedelten Menschen werden vielleicht Finanziell entschädigt. Ihre Heimat und ihre Wurzeln verlieren sie aber.

Die Polizei hat einen Aktivisten festgenommen. Er sitzt in Handschellen vor der Minna. Bina leistet Beistand.

immer wieder werden wir gefragt, ob das mit uns gut gehen wird in der enge des bullis über so lange zeit.

die frage ist interessant.

wir machen das ja nicht zum ersten mal. so oft sind wir mehrere wochen in irland oder auf korsika gewesen. daher haben wir erfahrung damit, wie wir auf engem raum umeinander herum kommen.

während einer im waschbecken steht und sich wäscht, muß der andere eben  draußen warten.

während michel akkordeon übt, liege ich hinter ihm auf dem bett und lese.

ich kümmere mich um den abwasch, derweil geht michel wasser nachladen.

im laufe der jahre haben viele gegenstände ihren festen platz bekommen. das waschzeug, klopapier, literatur, klamottenkisten haben immer ihren festen platz.

das erleichtert das räumen und die orientierung.

und wir machen natürlich auch sachen getrennt. im rijksmuseum hat der herr allein seine tour durch die kolonialzeit gemacht, während ich mich in der nachtwache verlor. hinterher haben wir uns wieder getroffen, miteinander darüber geredet und sind gemeinsam bierchen trinken gegangen.

ich stelle mir viel mehr die frage, wann wohl das erste mal kommt, an dem ich denke: ‚ich könnt jetzt auch wieder nach hause fahren‘ und wie ich dann wohl damit umgehe.

Und wann ich zum ersten mal nicht mehr irgendwie radebrechen möchte und die schnauze voll habe von meinem eigenen englisch und dessen grauenhafter grammatik.