Fr-So 18.-20. Mai
nun gehts hinauf, die götter besuchen. wir mogeln ein bischen und fahren die ersten 1000 höhenmeter mit bulli. rucksackpacken ist schon ein bischen routine. alles wird bereitgelegt, dann packt jeder systematisch seine taschen, während sich der andere schon mal anzieht. noch mal nachfragen: ist dies und jenes dabei (diesmal ist die kleine flasche methaxa besonders wichtig)… und los.
Flächenmäßig ist der Olymp mit seinen 25 mal 30 Kilometern ein kleines Gebirge, das nur einen Bruchteil der Fläche des Harzes bedeckt. Aber auf dieser kleinen Fläche erreicht er von Meereshöhe fast die Höhe der Zugspitze. Der 2918 Meter hohe Mytikos liegt nur 18 Kilometer vom Meer entfernt. Seine wirkliche Größe liegt natürlich nicht in seiner Mythologischie als Wohnstatt der griechischen Götter. – Ich empfinde es übrigens nicht als Schummelei, mit dem Bulli zum Wanderparkplatz auf etwa 1.000 Metern zu fahren. Erstens machen das alle anderen Bergwanderer, die wir getroffen haben, auch so. Zweitens besteigt man die Zugspitze und andere Berge ja auch nicht ab Meereshöhe.
die frau im laden hatte recht. grödeln sind nicht nötig. irgendwann hören wir von ferne hundegebell und stimmengemurmel. eine maultierkaravane kommt uns entgegen, der wald wird schon lichter und dann sind wir an der hütte. ich bin ehrlich erschöpft. diese endlose steigung, immer wieder mit stufen versehen, macht mich fertig. ein hoch auf wanderstöcke!!!!!
bei bier, einer anständigen bohnensuppe und netten gesprächen mit anderen wandersleuten vergeht der nachmittag. auf der hütte geht es quirlig zu. kein wunder, denn unsere route ist die beliebteste am olymp. die hüttenwirtin spricht hervorragend deutsch, unsere alpenvereinspässe von letztem jahr werden akzeptiert und es haben auch zwei wanderer abgesagt, wir können unsere betten wie erwartet für zwei nächte behalten. wie schön, dann wandern wir morgen mit leichtem gepäck.
Man merkt der Hütte wirklich an, dass der griechische Bergwanderverein stark von den Alpenvereinen DAV und ÖAV ispiriert und geprägt ist. Dass die Hüttenwirtin deutsche Muttersprachlerin ist, ist da nur das Tüpfelchen auf dem “i”.
meine beine sind erstaunlich fit und frohgemut laufe ich los. in sechs bis sieben stunden wollen wir wieder zurück sein. es läuft sich schwerer als ich dachte. der weg ist gut angelegt, geht immer bergauf. mein knie hält und auch von meinem verknacksten fuß merke ich nichts. aber die lungen!!! ich keuche wie eine asthmatische lokomotive. die vielen höhenmeter haben mir auf der zugspitze vorletztes jahr nicht so viel ausgemacht. aber da war ich auch mit dem klettersteig beschäftigt.
aber dann erreichen wir doch skala, einen nebengipfel. es weht ein eisiger wind. und der blick rüber zum hauptgipfel deutet uns, daß es noch mal richtig schwer würde. da fällt sie entscheidung leicht. wir gehen nicht zum gipfel. der methaxa wird geopfert, wir machen eine anständige pause und gehen langsam zurück.
Uns war klar, dass der Olymp ein absolut ernst zu nehmender Berg ist, aber mit diesem steifen, eiskaltgen Wind hier oben haben wir nicht gerechnet. Auch die Profibergführer führen ihre Touren heute nicht auf den höchsten Gipfel, den Mythikos. Jedes Jahr verunglücken auf dem Olymp mehrere Menschen tödlich. Und vielleicht soll man Göttern ja auch einfach nicht zu nahe kommen.
überhaupt der hüttenköter. liegt auf der terasse als verkehrsinsel, läßt sich füttern, kraulen, freut sich über jeden neuankömmling und spielt jeden tag an der skala yeti. leider bellt er auch die dohlen an, was die wirtin überhaupt nicht toll findet.
am nächsten morgen spüre ich meine beine richtig! ich weiß gar nicht, wie ich die treppe zu den waschräumen hinunter kommen soll, geschweige denn mich zum pinkeln hinhocken. die hütte hat nur hocketoiletten, wie wir sie aus dem nahen osten kennen. okay, sie sind leicht zu reinigen, aber sie beinmüden wanderern bereit zu stellen, grenzt an sadismus! schön langsam gehen wir wieder bergab zu bulli, der wohlbehalten auf uns wartet.
Zwischen Frühstück und dem Abstieg ins Tal komme ich noch mit einem Pärchen aus den USA ins Gespräch. Sie sind beide Ärzte und arbeiten in ihrem Urlaub ehrenamtlich in einer Krankenstation für Flüchtlinge in Thessaloniki, wofür vor allem er hervorragend geeignet ist, weil er irakischer Abstammung ist und somit Arabisch spricht. Auf meine Frage, wie es für ihn war, dass im Bett unter ihm ein Israeli geschlafen hat (der übrigens als Einziger seinen Müll nicht wieder mit ins Tal genommen hat), antwortet er: “Ach, wenigstens ist er in seinem eigenen Bett geblieben und hat nicht angefangen, auch noch meins zu besetzten” – Bina brach noch Stunden später beim Wandern immer wieder in prustendes Lachen über diese Antwort aus.