Bilderbuchmoschee und gemischtes Dorf

Mo. 19. Feb. 2018

Wir fahren nach Osten, zunächst von Limassol bis kurz vor Larnaka, zur Hala Sultan Tekke, einer Moschee, die aus einem Märchenbuch entsprungen zu sein scheint.

die tekke war schon im oktober ein bezaubernder ort, aber jetzt, wo alles blüht, ist es noch mal so schön. der salzsee führt um diese jahreszeit wasser und beherbergt flamingos, die hier rasten und futter suchen.

Die ersten Passionsblumen ist schon da!
Im Oktober stand hier nur trockenes Gras.
Der erste Marienkäfer des Jahres.

die vielen katzen waren im oktober auch schon da. aber mit welcher ruhe sie mitten auf dem parkplatz liegen und sich im schlaf von besuchern in keiner weise stören lassen, ist immer wieder erstaunlich. manchmal möchte eine schmusen, dann sucht sie sich ein herumstehendes zweibein, schmeißt ihren schnurrapparat an, läßt sich knuddeln und geht wieder weg, wenn sie genug hat. – oder setzt sich in den kaktus und meditiert.

Schmusebedürftige Katze mit Beschmuser.
Meditierende Katze im Kaktus. – Bloß nicht bewegen!
Wir fragen uns: Was fressen Flamingos aus einem Salzsee? – Eigentlich kann in einem solchen völlig versalzenen und jedes Jahr austrocknenden Temporärgewässer kaum Leben geben. Außer vielleicht Salinenkrebsen – den Urzeitkrebsen aus dem YPS.
Wir haben auf unserer Reise nun ja schon einige Moscheen gesehen. Aber diese ist, auch auf Grund ihrer Lage auf einer palmenbestandenen Halbinsel im Salzsee, einfach die Märchenhafteste. Disney hätte sie sich nicht klischeehafter ausdenken können.

Dann geht es weiter nach Osten, bis nach Pyla, kurz hinter Larnaka. Pyla ist eines der beiden Dörfer, die komplett in der UN-Pufferzone liegen und eine gemischte griechisch und türkisch Zypriotische Bevölkerung haben. Hinzu kommt, dass Pyla an die souveräne Britische Basis grenzt. Auch als die “Grenze” zwischen Zyperns Norden und Süden komplett dicht war, unterhielten die Briten einen eignen Grenzübergang in den Norden und beschäftigten griechische und türkische Zyprioten auf ihrer Militärbasis. Dadurch war Pyla der einzige Ort, aus dem Friedensaktivisten aus beiden Teilen der Insel sich treffen konnten. Außerdem war und ist Pyla eine Hochburg des Schmuggels, denn die türkischen Einwohner des Ortes können ohne kontrolliert zu werden in den Norden und die griechischen Einwohner ohne Kontrollen in den Süden der Insel fahren. – Zusammen haben sie also die “Erlaubnis” zum zollfreien Warenverkehr über eine EU-Außengrenze.

auf dem platz steht ein UN-posten, auf dem der wachhabende auch gleich unruhig wird, weil wir fotografieren. das kennen wir ja schon. also schnell ein bischen wahllos in die luft geknipst und demonstrativ diese unnützen bilder gelöscht. dann den curser in die gegenrichtung bewegt, wo kein bild mehr gespeichert ist und der soldat ists zufrieden.

es ist an dieser stelle von vorteil, daß die kameras technisch so hochgerüstet und damit mit so vielen kleinen tasten versehen sind, daß man schon sehr genau hinschauen muß, um zu erkennen, welchen knopf jetzt jemand wie drückt.

Der UN-Posten direkt am Dorfplatz. Der freundlich winkende Herr weist uns gerade auf das hier herrschende Photographierverbot hin. Kurz danach werden zwei Kollegen von ihm überprüfen, ob wir das Bild auch gelöscht haben…

wir laufen ein wenig herum, klettern auf den venizianischen turm und freuen uns an der aussicht. trinken einen kaffee bei den türken mit blick auf das griechische cafe auf der anderen seite.

es herrscht eine idyllische ruhe, die ein wenig angespannt wirkt. würde man nicht wissen, was hier los ist, wäre das ein stilles, verschlafenes dorf. ist es wahrscheinlich auch, aber ein komisches gefühl bleibt zurück.

mal ehrlich: ich kann griechen und türken nicht auseinander halten. je länger wir hier sind, desto mehr gemeinsamkeiten sehe ich und denke mit meinem kleinen naiven herzen: mal ernsthaft leute, was soll der scheiß…! ja, vertreibungen und ermordungen gebierten großes leid und die besatzung ist nicht schön. aber schaut euch doch mal an: ihr eßt und trinkt die selben sachen, ihr sitzt beide gern im schatten und schaut den leuten auf der straße zu, ihr beide spielt backgammon in der bar, mögt eure autos und eure kinder. denkt doch mal darüber nach!

Kirche und Moschee in Pyla.
Zweisprachiges Straßenschilde auf Griechisch und Türkisch. Aber leider gibt es keine echten Straßennamen, die Straßen sind einfach durchnummeriert. Alles andere würde wohl Streß geben.
In voller Blüte.
Rechts hinter dem Venizianischen Turm sieht man die türkische Stellung oberhalb des Ortes.
Blick über den türkischen Kaffee auf das griechische Kafenaion auf der anderern Seite des Dorfplatzes. – Der fotoscheue UN-Posten liegt rechts außerhalb des Bildbereichs zwischen den beiden Lokalen.

Das griechische Kafenaion hat noch geschlossen als wir ankommen. Es ist Grünmontag, ein Feiertag an dem die Griechen zu Massen zu vegetarischen Großfamilienpicknicken in die Natur fahren. Dieser Umstand erleichtert uns die Wahl unseres Kaffees dankenswerterweise sehr. Als ich im türkischen Kaffee dann zwei “Zypriot Coffee” bestelle, werde ich barsch zurechtgewiesen, dass es hier nur “Turkisch Coffee” gäbe. – Naja, es ist halt doch noch ein weiter Weg…

Südlich des Dorfes überquert die Straße diesen Panzergraben, der dem Schutz der Republik Zypern vor einer Invasion aus dem Norden dient.

Wir fahren weiter nach Osten, ganz bis zum südöstlichen Zipfel der Insel. Dem Kap Greko. Also fast bis zum Kap, denn ganz am Ende ist militärisches Sperrgebiet. (Mal wieder.) Die Briten haben sich hier mit einer Abhörstation breit gemacht. – Wir fahren eine Bucht zurück und übernachten dort. – Inzwischen wissen wir ja, dass die Briten etwas paranoid reagieren, wenn wir direkt am Zaun ihrer Spionage- und Militäreinrichtungen übernachten.