Pompeii

Sa 26. Mai 2018

Als der Vesuv am 24. August 79 n.Chr. Ausbrach und die Stadt Pompeii sowie das kleinere Herkulaneum unter mehreren Metern Bimsstein und Asche begrub, konservierte er eine Augenblicksaufnahme im Leben zweier römischer Städte für die Nachwelt. Leider haben fast zweitausend Jahre später raubgräberisch vorgehende Archäologen und Verwahrlosung vieles zerstört, was Bimsstein und Vulkanasche bewahrt hatten.

Wir fahren zusammen mit unserer Nachbarsfamilie vom Bulli nebenan nach Pompeii, wobei wir allerdings erstmal an der falschen Station aussteigen. Vater A… ärgert sich ziemlich über sich. Wir hingegen sind im Ohne-Fehlschläge-ist-es-kein-Abenteuer-Modus und finden den kurzen Ausflug ins Chaos vor allem interessant.

Am Eingang gönnen wir beide uns Audioguides, die ihr Geld absolut wert sind. Zu den interessantesten Häusern gibt es Audioerklärungen, oft mit passender Musik- oder Geräuschuntermalung und außerdem viele Zusatzerkläroptionen: “Wenn sie den Augenzeugenbericht des Plinius über den Vulkan anhören möchten, wählen sie die Nummer…”, “Wenn sie einen Auszug aus einer in diesem Theater aufgeführten Kommödien hören wollen, wählen sie…” oder “Wenn sie mehr über an Straßenständen verkauftes Essen erfahren wollen, …”.

Anfangs sind wir mit unserer Bulli-Nachbars-Familie noch zusammen, doch später trennen wir uns. Wir beide sind einfach langsamer, weil wir uns alles genauer ansehen wollen.
Die Touristenmassen stören kaum. Einerseits war es hier auch vor 2.000 Jahren voll, laut und wimmelig. Andererseits ist Pompeii so groß und weitläufig, dass man abseits in den Seitenstraßen oft trotzdem alleine ist.
Dieser aus dem Pflaster herausgemeißelte Penis weist auf eines der Bordelle der Stadt hin.
Im Lupanare, dem besterhaltenen Bordell der Stadt, befindet sich über jeder Zimmertür ein recht eindeutiges Bild.
Normalerweise wird davon ausgegangen, dass es die Dienstleistung darstellt, die im jeweiligen Zimmer angeboten wird. Wir halten die Bilder eher für eine allgemeine Menükarte ohne unmittelbaren Bezug zum jeweiligen Zimmer. Denn es werden nicht alle Dienste gleich häufig gewünscht worden sein.
Die Zimmer selbst sind klaustrophobisch klein, selbst wenn man bedenkt, dass die Menschen, die hier vor 2.000 Jahren lebten, im Schnitt nur um 1,60m groß waren.

Das Lupanare ist eines der berühmtesten Gebäude Pompeiis und ich hatte es mir größer vorgestellt. Aber da nur Ärmere und Sklaven ins Bordell gingen, während die Reichen die Huren bei sich zu Hause empfingen, ist das Bordell entsprechend “schlicht”. Dafür war der Preis mit dem Gegenwert von zwei Bechern mittelguten Weins absolut erschwinglich! – Die Sklavinnen, die hier arbeiten mußten, tun mir allerdings leid. Bei dem niedrigen Preis mußten sie sicher ziemlich viele Kunden am Tag bedienen, um ihrem Besitzer einen entsprechenden Gewinn einzubringen.

Das Lupanare und seine Nachbarhäuser sind übrigens ein gutes Beispiel für das verantwortungslose Verwahrlosenlassen Pomepeiis. Das berühmte Lupanare hat ein Dach, das die Fresken schützt und ist insgesamt gut erhalten. Die Nachbarhäuser, die eigentlich genauso gut erhalten sein müßten, sind reine Ruinen, weil sie seit Jahren sich selbst überlassen und der Witterung voll ausgesetzt sind.

Blick vom Seiteneingang ins große Theater.
Das Eßzimmer einer Villa.
Das Gemälde an der linken Wand in Großaufnahme: Nach dem Fall Trojas; links wird die schöne Helena wieder von ihrem rechtmäßgen Ehemann in Besitz genommen; während rechts Kassandra sich erfolglos dagegen wehrt von Odysseus verschleppt zu werden.
Der Garten der Villa.
Das Lararium, mit den Gipsabdrücken der Laren.

Die Laren waren die Hausgötter des jeweiligen Hauses und das Lararium ihr Altar. Die Figuren, die vermutlich aus Holz waren, sind nicht erhalten geblieben. Aber sie haben Hohlräume hinterlassen, die man bei der Ausgrabung mit Gips ausgegosssen hat. Auf die selbe Weise, sind auch die Konturen vieler Bewohner der Stadt, ja sogar der Faltenwurf ihrer Kleider, erhalten geblieben.

Blick vom Eingang in die Villa.
Fußbodenmosaik einer anderen Villa.
Dieses Gärtchen eines etwas bescheideneren Hauses wirkt, als ob sich der Hausherr gleich mit einem guten Becher Wein zu einem in den Schatten setzen würde.
Überall in der Stadt gibt es öffentliche Brunnen, von denen einige Dank neuer Leitungen (zum Glück nicht die alten aus Blei) wieder Trinkwasser spenden.
Die Hauptstraße ist gesäumt von Thermopolien, also Straßenimbissen, in denen meist das Mittagessen eingenommen wurde.
Wandverzierung in einer Villa.
Gartenverzierung in der selben Villa. Links Narziss, in der Mitte eine künstliche Grotte, rechts die Vorläufergeschichte zu Romeo und Julia. (Er bringt sich wegen ihr um und sie sich wegen ihm.)
Hier hört die Ausgrabung einfach auf. Größere Teile Pompeiis sind zum Glück noch unberührt.
Das Amphietheater.

Das Amphietheater war übrigens zwischenzeitlich für 10 Jahre geschlossen worden, nachdem es Krawalle zwischen den Fans zweier Gladiatorenmannschaften gegeben hatte. – Auch bei den Römern gab es schon Ultras und Hooligans.

Antike Brotleibe. (Zwergenbrot ist noch nach 2.000 Jahren so genießbar wie am ersten Tag!)
Auch damals war vieles nachgemachter Kitsch. Dies ist eine antike Kopie des berühmten Bildes von Alexander dem Großen.
Gipsabdruck eines Mannes, der vom Vulkanausbruch im Schlaf überrascht wurde.
Amphoren über Amphoren! Auch damals gab es schon Massenproduktion.
Und hinter dem Jupitertempel am Forum der Stadt schlummert der Vesuv, als ob er keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte.