Ausruhen auf Evvia

Fr-Sa 6.-14. Apr 2018

Evvia ist nach Kreta die zweitgröße Insel Griechenlands und wäre mit ihren Bergen, Stränden und kleinen Hafenstädtchen eigentlich eine typische Touristendestination. Aber sie liegt so dicht am Festland und bei Athen, dass sie normalerweise einfach übersehen wird.

Wir nutzen sie, um eine gute Woche Pause zu machen und um Kurdistan und die Türkei zu verarbeiten. Sowohl innerlich als auch im Blog. Denn während wir dort waren, haben wir uns nicht getraut, hier über unsere Erlebnisse und Einschätzungen zu schreiben. Was auch etwas sehr deutliches zum Themenbereich Türkei, Demokratie und Meinungsfreiheit aussagt,…

Zumächst bleiben wir fünf Tage und Nächte in Loutra im Norden der Insel. Dort gibt es nämlich dies:

Von einer Thermalquelle gespeisten heißen Badewannen,…
… und zwar direkt am Meer.

Schon Aristoteles soll hier gebadet und gekurt haben. In unserer oben zu sehenden Lieblingsbadewanne kann man problemlos zu zweit sitzen und die Beine ausstrecken, weil die Wanne landseitig unter dem Felsen weiter geht. Um uns mit warmem Wasser zu übergießen, nehmen wir die Hamam-Schale aus Plastik mit, die bina im Hamam in Antiochia geschenkt bekommen hat. Um anschließend das Thermalwasser warm abduschen zu können, legen wir jeder zwei Plastikflaschen mit Frischwasser in die heißeste Wanne. Die ist ohnehin zu heiß zum Baden.

Bulli stellen wir in Sichtweite dieser Natur-Wellnessoase auf der Klippe ab,…
…und haben bei Frühstück und Abendessen diesen Ausblick.

Jeden Tag gehen wir in das selbe Cafe, das keine fünf Minuten zu Fuß vom Bulli entfernt an der Hafenpromenade liegt, und schreiben am Blog. Dort dürfen wir auch einmal unser Campingklo entleeren.

Während wir in Loutra sind, wird das orthodoxe Osterfest gefeiert, das später als das katholische liegt und mit deutlich mehr Aufwand zelebriert wird. Die nächtliche Karfreitagsprozession verpassen wir leider, weil wir gerade in der Thermalbadewanne sitzen. Aber zur Mitternachtsmesse in der Nacht von Samstag auf Sonntag gehen wir natürlich.

Da das gesamte Dorf und alle Gäste zur Mitternachtsmesse gekommen sind, ist die Kirche zu klein und die Auferstehung wird auf dem Kirchplatz verkündet.
In der Kirche wird ein Licht entzündet und von Kerze zu Kerze weitergereicht.

daran, eigene kerzen mitzubringen, haben wir jetzt nicht gedacht. zum glück kann man in der kirche beim küster welche erstehen. michel steckt einen geldschein in den gotteskasten und ich darf mir eine kerze aussuchen. die gelben riechen so schön, also nehme ich mir eine aus einem der ständer. blöderweise wird die kerze immer länger, hatte ich doch nicht gesehen, daß der behälter bis zum boden runter geht. so stehe ich da mit einer kerze , die so groß ist wie ich, während die einheimischen alle viel kürzere haben. ich habe das gefühl, ich falle ziemlich auf mit dem riesending. sie zurück zu stellen, traue ich mich aber nicht. das sieht ja auch blöd aus.

Bina mit ihrer Riesenkerze.

die kerze ist jetzt im bulli verstaut. ich mußte sie allerdings oben ein wenig kürzen. ich werde sie auf dem rückweg der maria in bogen vorbeibringen.

Was für uns ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, ist dass die Auferstehung auch mit Feuerwerk und Böllern gefeiert wird. Vermutlich wurde so früher der Winter vertrieben. Am Sonntag ist dann allgemeines Grillen angesagt. Überall wird gegrillt, im eigenen Garten, im Park, am Strand und auf der Straße. Wir selbst grillen nicht, sondern gehen zu einem der Restaurants am Hafen, wo sich die Lämmer an den Spießen drehen und essen. Eines der Restaurants hat einen Riesengrill aufgebaut, auf dem sich acht Lämmer parallel auf acht Grillspießen drehen.

Die letzten drei Tage und Nächte verbringen wir auf einem Campingplatz weiter südlich.

Das erste Mal seit über sechs Monaten steht Bulli mal wieder auf einem Campingplatz.
Wir stehen direkt am Strand, so dass wir mit ein klein wenig Aufwand so Frühstücken können.

Es ist angenehm mal wieder die Infrastruktur eines Campingplatzes zu haben. Wir waschen vier Maschinen Wäsche, leeren und säubern das Campingklo, duschen uns ausgiebig und proviantieren Wasser auf.

Etwas komisch fühlt es sich an, plötzlich nicht mehr das einzige Wohnmobil weit und breit zu sein. Am letzen Abend sind drei andere deutsche Wohnmobile mit uns auf dem Platz. Wir sind wieder im für deutsche Campingtouristen erschlossenen Gebiet und die Saison fängt so ganz langsam an.

Athen revisited

Sa-Mo 14.-16. Apr 2018

auf dem weg zum peloponnes besuchen wir athen ein zweites mal. wir fahren direkt nach exarchia und stellen bulli in einer straße vor einigen netten cafes ab, wo wir auch schlafen wollen. campingplatz hatten wir ja nun grade.

am ankunftsabend besuchen wir einen queer-stammtisch, der auf der dachterassse eines cafes im flohmarktviertel zu füßen der akropolis stattfindet. es befindet sich in einem hinterhof zwischen lauter antiquitätenläden und ist ziemlich klein. eine treppe zur dachterasse hinauf gibt es nicht. als wir fragen, zeigt uns die bediehnung den weg: die treppe runter zur bar im keller. neben dem tresen die nächste treppe wieder hinauf, dann durch den klamottenladen hindurch. an den ständern mit jacken und mänteln vorbei eine weitere treppe nach oben, an der nächsten bar vorbei noch eine treppe höher und dann auf die terasse.

anscheinend sind diese labyrinthe in athen völlig normal. von der terasse aus haben wir einen tollen blick über die dächer der umgebung. hinten, auf dem höchsten hügel trohnt, wunderschön beleuchtet, die akropolis und ein stückchen weiter der ebenso beleuchtete tempel des hephaistos an der antiken agora. der besterhaltene antike tempel griechenlands. der stammtisch kommt erst ziemlich spät in schwung. griechen sind nicht die pünktlichsten menschen. aber dann ist es richtig nett.

Auslage des Antiquitäten- und Trödelladens direkt neben der Bar.

der sonntag soll der agora gewidmet sein. leider sind wir zu spät dran und die anlage ist schon geschlossen. wir trösten uns mit einem guinness im irish pub um die ecke. dort läuft auf einem bildschirm grad das fußballspiel celtic gegen rangers. der klassiker. das derby aller derbys. das, was für hamburger HSV gegen ST. PAULI ist. eine gruppe irischer und griechischer fans hat sich eingefunden, nimmt uns in ihre runde auf und aus dem einen trost-guinness werden ein paar wenige pint mehr. wir haben viel spaß, zumal celtic 4:0 gewinnt und verlassen den pub als gute freunde. wir sollen unbedingt bescheid sagen, wenn wir wieder in athen sind.

Es ist immer wieder erstaunlich, wozu die Fanfreundschaft von St. Pauli und Celtic gut ist. Mit einem Pint Guinness in der Hand kommen wir mit F…, mit dem wir eine zutiefst republikanische Gesinnung teilen, so gut ins Gespräch, dass wir das eine oder andere Tor der Celts verpassen. Aber es fallen ja genug. Als wir etwas zu Essen bestellen, interveniert einer der Celtic-Fans am Tresen bei der Bedienung: “Gib ihnen die hausgemachten Pommes, nicht das tiefgefrorene Zeug!” Später stellt sich heraus, dass er der Küchenchef ist und aus Westbelfast stammt.

Bina und f… diskutieren den israelisch-palästinensischen-Konflikt, während im Hintergrund Celtic die Rangers 4:0 schlägt.
Mitten in Athens Stadgewimmel blitzt plötzlich die Akropolis zwischen den Häusern durch.

die nächte am straßenrand sind, gelinde gesagt, anstrengend. der verkehr ist so laut, daß wir nicht wirklich ruhe finden. das machen wir so schnell nicht wieder

Homers „goldenes Mykene“

Mo/Di 16./17. Apr 2018:

Am Montag verlassen wir Athen, um auf den Peloponnes zu fahren. Den zu umrunden und zu erkunden wollen wir uns etwa einen Monat Zeit nehmen.

“Oh wie schön ist Panama!“
Das erste “Camping verboten!”-Schild seit über 10.000km! Der endgültige Beweis, dass wir uns wieder touristisch erschlossenen Gebieten bewegen.

Unser erstes Ziel auf dem Peloponnes ist das sagenumwobene Mykene. Als Sokrates im Jahre 399 vor Christi den Schierlingsbecher trank, war es etwa 400 Jahre her, dass Homer in der Ilias vom “goldenen Mykene” geschrieben hatte, und 800 Jahre, dass dieses untergegangen war. Für Sokrates lag König Agamamnons Feldzug gegen Troja zeitlich ungefähr so weit zurück, wie für uns der Kreuzzug von Richard Löwenherz.

Das Löwentor, das Haupttor Mykenes.

Wenn man sich ansieht, wie groß die Steine der Mauern sind, versteht man, dass die antiken Griechen ihren Bau den Zyklopen zuschrieben.

Innerhalb des Steinrunds lag das Grab Agamemnons.

Zumindest hat der für die Entdeckung Trojas berühmte Heinrich Schliemann die Gräber, die er hier fand, unter anderem Agamemnon zugeordnet. Die 13,5kg Edelmetalle, vor allem Gold, und insbesonder die goldene “Maske des Agamemnon”, die er in den Gräbern fand, paßten einfach zu gut zum Homers “goldenen Mykene”. Doch er hat sich geirrt, die Maske stammt nicht aus der Zeit der von Homer beschriebenen Heldentaten um 1200 v.Ch., sondern ist ca. 400 Jahre älter. Genaues werden wir nie erfahren, weil Schliemann bei seinen Grabungen zu viel zerstört hat.

Die Grundmauern des Palastes von Agamemnon entsprechen genau Homers Beschreibung. Die Feuerstelle im Thronsaal befindet sich unter dem Schutzdach.
Nur mit Taschenlampe: Abstieg in die 18m tiefe Zisterne.
Das Grab der Klytämnestra liegt außerhalb der Zyklopenmauer unterhalb Mykenes. Nebenan das Grab des Ägisthos.

Natürlich ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht wirklich das Grab der Klytämnestra, aber zu wem würde eine gute Geschichte passen, wenn nicht zu dieser durch und durch dysfunktionalen Familie:

Agamemnon zieht gegen Troja in den Krieg, weil die Trojaner seine Schwägerin, die Schöne Helena, geraubt haben, und um gute Winde für die Überfahrt zu erwirken, opfert er seine Tochter Iphigenie. Als er nach der zehn Jahre dauernden Belagerung Trojas siegreich zurückkehrt, rächt seine Frau Klytämnestra die gemeinsame Tochter, indem sie mit ihrem Liebhaber und Vetter Ägisthos ihren Ehemann umbringt. Dies wiederum rächen ihre Tochter Elektra und deren Bruder Orestes, indem sie Mutter und Liebhaber ins Jenseits befördern. – Kaum wahrscheinlich, dass die beiden Geschwister ihrer Mutter und deren Liebhaber anschließend solch ein Grab errichtet haben.

Das Museum neben der Ausgrabung hilft, sich das Leben in Mykene vorzustellen.

Diese Tasse könnte auch in der Verkaufsauslage einer Töpferei auf der Kulturellen Landpartie im Wendland stehen.
Die Wände muß man sich knallig bunt und farbenfroh vorstellen.
Eine gebrannte Tontafel mit einer Linear-B-Inschrift.

Wer nicht weiß, was Linar-B ist, und Lust auf eine gute “Indiana-Jones trifft Codeknacker”-Geschichte hat, kann das ja mal altavistan.

Sonst noch was? Ach ja:

Die Pusteblumen hier sind riesig!

Die Nacht von Montag auf Dienstag verbringen wir an einem kleinen Hafen bei Nafplion und bummeln am Dienstag durch Nafplion.

Dieser Automat am Hafen schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Oben kommt eine gebrauchte Plastikflasche rein, unten Futter für Straßenhunde raus.
Nafplio bietet haufenweise Motive für Postkartenphotos. Das war’s dann aus unserer Sicht aber auch schon.

als ich noch prinz war in arkadien…’ so ein verdammter ohrwurm! wir müssen erst ein bischen überlegen, woher das lied kommt. achja, jaques offenbach ‘orpheus in der unterwelt’. es geht uns auf der weiterfahrt nicht aus dem kopf. aber wenn wir uns die wunderschöne gegend anschauen… prinzsein hat sich hier in arkadien schon gelohnt.

es wird bergig, dörfer schmiegen sich an bewaldete hänge, dazwischen liebliche täler, in denen oliven und kirschen blühen und auf wiesen weiß, rot und gelb die wildblumen leuchten. der mohn hat hier ein ganz warmes, tiefes rot und paßt wunderbar zu dem silber der olivenblätter. streckenweise schlängelt sich die straße durch richtig tiefen wald und meist sind wir allein unterwegs.

Die Straße windet sich die Berge hinauf.

vor einbruch der dunkelheit suchen wir wie immer einen schlafplatz und finden ihn an einem feldweg auf einer versteckten größeren lichtung irgendwo im wald. ich höre beim einschlafen ein käuzchen und den kuckuck. ansonsten ist es still

Ein arkadischer Spaziergang

Mi/Do 18./19. Apr 2018

heute soll wieder gewandert werden. michel hat eine 3-tages-rundwanderung ausgesucht. die ersten beiden tage sind der beginn des menalon trails und am dritten tag geht es über eine landschaftlich schöne abkürzung zum ausgangspunkt zurück. in stemnista geht es nach einem kaffee im ort los. bulli steht so lange auf einem schattigen plätzchen im dorf. dieses dorf hat eine lange gold- und silberschmiedetradition und noch heute gibt es eine goldschmiedeschule, die jährlich grade mal 25 schüler aufnimmt.

Stemnitsa, ein typisches Bergdorf in Arkadien
Noch sehen wir frisch und munter aus.

4,5 stunden reine gehzeit haben wir vor uns. aber uns erwartet eine abwechselungsreiche tour mit ein paar sehenswürdigkeiten und besonderheiten.

Unser heutiges Etappenziel, der Ort Dimitsana, lag früher so unzugänglich und abgelegen, dass die Türken ihn nie beachtet, geschweige denn erobert haben. Das machte ihn und vor allem das noch abgelegenere Kloster Filosofu in der Wand der Schlucht, durch die wir wandern, zu einem kulturellen Bollwerk der Griechen. In Dimitsana wurde die verbotene griechische Sprache gesprochen und gelehrt. Aus ganz Griechenland kamen Schüler, um im Schulhaus des Klosters die verbotenen Bücher zu studieren und die eigene Geschichte zu lernen. Und auf die besondere Rolle des Ortes bei der griechischen Revolution im Jahr 1821 kommen wir unten noch zu sprechen.

es geht erst mal bergab in die schlucht, aus der wir schon von ferne das wasser rauschen hören und irgendwann auf einer kleinen brücke über einem beeindruckenden gebirgsbach stehen. es geht durch wälder, über steinige hänge, aber immer auf einem gut gekennzeichneten weg.

Die Landschaft ist einfach wunderschön.
Eine lila Schönheit am Wegesrand. Gibts auch in Gelb.
Das Kloster Filosofu über die Schlucht hinweg geshen.

Um das Entscheidende zu entecken, muß sich das obige Bild sehr genau und in Großaufnahme ansehen: Am rechten Bildrand sieht man das neue Kloster. Unten in der Felswand, etwas links von der Bildmitte liegt, gut getarnt und kaum zu erkennen, das alte Schulhaus des Klosters, in dem die verbotenen Bücher aufbewahrt und die verbotene Sprache und Geschichte gelehrt wurde.

Fund am Wegesrand. Die Hummel ist bestimmt 4cm groß.
Zuweilen geht der Weg an einer Steilwand entlang. – Schlucht halt!
Das Kloster Prodomos. Bitte schaut euch die Stützen vom Balkon ganz rechts an. Das deutsche Bauamt würde so etwas niemals genehmigen!

leider sind wir zu spät dran. das kloster kann man zwischen 13.00 und 17.00 nicht besichtigen.

aber beim weitergehen können wir einen mönch beobachten, der auf einer gartenterasse arbeitet. sein weißes maultier steht eine terasse über ihm. dieser neugierig-liebevolle blick, mit dem es dem mönch unten bei der arbeit zuschaut, ist unvergesslich.

Solche Wanderwege machen Spaß!
Blick zurück über die Schlucht zum Kloster Prodomos.

dann erreichen wir das kloster filosofu. das begrüßungskomitee besteht aus einem rudel katzen, die von unserer jause ihren teil abbekommen und dann geschmust werden wollen. im kloster bekommen wir dann wasser und süßigkeiten zur stärkung.

Klosterkatzen geht es offensichtlich besser als Kirchenmäusen.
Das neue Kloster Filosofu.
Arkadische Landschaft wie aus dem Bilderbuch.
Das frische Wasser aus den sauberen Quellen ist eine Wohltat.

dann endlich kommt das etappenziel in sicht: dimitsana. das ist auch gut so, denn binas füße schmerzen schon arg und die beine sind lahm. aber das knie macht bisher alles brav mit.

dimitsana ist insofern etwas besonderes, als das sich während der griechischen revolution 1821 mitglieder des geheimbundes ‘filiki etairia’ hier versammelt hatten und in den alten mühlen das gesamte schießpulver, das für den aufstand gebraucht wurde, hergestellt wurde. allein im oktober 1824 wurden hier 16 tonnen schießpulver innerhalb von 4 wochen hergestellt!

Eine der neun Schießpulvermühlen von Dimitsana.

in dimitsana finden wir nach einem anständigen etappenbier schnell ein zimmer mit kleiner teeküche zum nächtigen, kaufen uns noch pizza und etwas zum frühstück für morgen. die pizza macht uns die wirtin netterweise heiß, und wir essen sie genüßlich im bett. auch die dusche ist eine wohltat und das frische bett sowieso. mir tun allerdings die füße derart weh, daß ich mich frage, wie ich morgen weiterlaufen soll. aber zum glück habe ich die wahl zwischen einer 2-stunden-etappe bis zygovisti oder weiteren 4-5-std nach elati.

am nächsten morgen sind die beine zwar noch schwer, aber die füße fühlen sich in den wanderstiefeln gleich wieder wohl, sodaß wir nach einem anständigen frühstück langsam aber guten mutes weiter wandern. das wetter ist ideal. leicht bewölkt, trocken, noch kühl. mittags wird es wohl wieder warm bis heiß werden und abends vielleicht wieder ein bischen regnen, wie gestern auch.

der weg windet sich wie gestern bergan-bergab, ist wunderschön und es macht trotz der wehen füße spaß, zu laufen.

Morgens beim Loslaufen.
Blick zurück auf Dimitsana.
Begegnung auf der Blumenwiese.

in zygovisti machen wir auf eine limonade rast und beschließen, doch die lange strecke bis nach elati zu laufen. nach zwei stunden wanderung teilt sich der weg und es führt eine abkürzung nach stemnitsa zurück. wir sind vernünftig und nutzen die chance. weiterlaufen würde bedeuten, daß wir nach heutigen sechseinhalb stunden morgen noch mal fünf stunden unterwegs wären, und das wäre schinderei. also lieber auf die kondition hören, weniger laufen, das dann aber auch genießen.

viele dinge photographieren wir jetzt nicht. sonst kommen wir ja nie weiter. der weg ist nett bis spannend und es blüht überall. blaue und rosa vergißmeinnicht, perlhyazinthen, weiße sternförmige blüten mit schwarzem pünktchen in der mitte, lila und hellgelbe orchideenartige dolden, eine pflanze in dicken büschen mit leuchtend gelben blüten, die wie riesiger sabei aussieht. dazu ein ständiges bienen- und käfergesumm. kein wunder, denn arkadien ist berühmt für seinen honig. auf halbschattigen waldlichtungen pimpinelle und walderdbeeren, die grad blühen, dazwischen felsen die aussehen, als würden sie leben. ganz bestimmt wohnt aber jemand darin, wie in den quellen die nymphen wohnen, an denen wir so oft vorbei kommen. dann wieder blütenteppiche aus irgendwas hellblauem und dunkellilanem, dazwischen gänseblümchen und butterblumen. blaukissen, akelei und kleine lupinen. ach, und die eidechse nicht zu vergessen, die vielen schmetterlinge und die kleine schlange auch nicht. ich bin so erschöpft, das ich den kopf beim laufen nicht mehr heben mag aus angst, ich stolpere. aber ich werde mit diesem bunten blütenmeer entschädigt.

nach 1,5 std sitzen wir wieder in stemnitsa beim bier. ich bin froh, daß wir die abkürzung genommen haben.

Das Ziel kommt in Sicht.
Die letzen Meter durch die Gassen von Stemnitsa.

Wir fahren am späten Nachmittag noch zur arkadischen Küste hinunter, wo wir einen schönen Platz auf einem Kiesstrand zum Stehen finden.

Anbaden

Fr 20. Apr 2018

Wir bleiben zwei Nächte an der arkadischen Küste. Faulenzen am Strand und ich bade an.

Michel beim Anbaden.

Monemvasia

Sa 21. Apr. 2018

Wir fahren nach monemvasia, einer mittelalterlichen stadt. auf einer vorgelagerten insel gelegen, die mit einem damm mit dem peloponnes verbunden ist und wo wir nur zu fuß hinkommen.

Unterwegs begegnen wir dieser Landschildkröte, die davon offensichtlich weniger begeistert ist, als wir.

eine landschildkröte ist schneller, als man glaubt. eben noch mitten auf der straße, aber bis der photoapparat startklar ist, ist sie auch schon fast im gebüsch verschwunden.

Die Landschaft ist immer wieder beeindruckend.

irgendwo auf der strecke ein dorf in den bergen. straßen, die zum dorfkern hin immer enger werden, bis wir auf einem platz stehen und nicht mehr ausmachen können, zwischen welchen häusern hindurch es weitergeht. die schilder sind hier auch ausnahmslos in griechisch. der ort hat einen laden, betrieben von einer alten frau, die sich über uns als kundschaft freut und mir in ihren zugekramten regalen jedes produkt anbietet und die marmeladen, öle und kekse aus dem nachbargeschäft gleich dazu. dabei brauchen wir nur ein wenig obst und tomaten. irgendwann müssen wir regelrecht flüchten, weil die alte auch nach dem bezahlen nicht aufhört.

Geht die Straße hier lang, oder gehts hinter den Häusern nicht mehr weiter?

monemvasia ist ein hübscher ort aber komplett dem tourismus preisgegeben. in der hauptgasse reiht sich ein souveniershop neben das nächste cafe, rechts und links davon sind alle häuser zu hotels, pensionen und apartments umgebaut. im winter wohnen dort grade mal noch fünf leute. der menschenstrom hält sich heute in grenzen, aber in der hochsaison muß es ein ziemliches gedränge und geschiebe sein.

Schöne Häuser in Monemvasia.
Die Hauptgasse ist eine einzige Touristenfalle.
Eine Katze gibt ihre Bestellung auf. (Kaum zu glauben, aber tatsächlich NICHT gestellt!)

Wir bleiben nicht lange in Monemvasia; Stadtrundgang, Kaffee, Emails checken; und weiter. Wir wollen an der Westküste des östlichen Fingers des Peloponnes schlafen. (Für Ost-West-Legastheniker: Auf der Karte die linke Küste des rechten der drei Finger des Poloponnes.)

Blick zurück auf Monemvasia. Ja, hat was von Gibraltar.
Auf dieser Klippe übernachten wir in einem Blumenmeer.
Eine der Blumen in Großaufnahme. Bina versucht immer noch rauszukriegen, wie sie heißen.

Durch die Langada Schlucht

So 22. Apr 2018

mystria wollen wir uns ansehen. eine byzanthinische ruinenstadt, die uns empfohlen wurde, als wir mal wieder andere reisende fragten, was für sie dass highlight bisher gewesen sei. leider kommen wir eine stunde vor toresschluß an der kasse an und verzichten für heute. eine stunde ist uns zum besichtigen zu wenig. das ist das tolle an einer so langen reise. wir können mirnichts-dirnichts unsere pläne umschmeißen und der frau an der kasse fröhlich mitteilen, daß das nicht weiter schlimm sei, wir kämen nächste woche wieder.

Dass wir so spät dran sind, liegt daran, dass wir lange im Cafe in Sparta gesessen haben. Wobei die heutige Stadt eine Neugrünung ist. Vom antiken Sparta ist nichts mehr zu sehen.

wir gondeln die straße nach kalamata entlang. durch die langadà-schlucht, in die die spartaner ihre nicht gewünschten neugeborenen warfen. nun ja, schluchten gibts auf den peleponnes viele, aber diese wird mit jeder kurve atemberaubender. immer dichter kommt die gegenüber liegende felswand und wir sind froh, daß bulli so klein ist, denn die felsenüberhänge sind nicht ohne und schmal wird es auch. in den felswänden sehen wir einsiedlerhöhlen und ställe für ziegen oder schafe. die frage ist immer wieder, wie kommen menschen oder das viehzeug dorthin. denn wirkliche wege oder pfade sehen wir nicht. in einer haarnadelkurve liegt eine kleine ziegenherde an der seite auf der straße , der hütehund liegt daneben und schaut nur müde hoch, als wir vorbeifahren. wenn ziegen wiederkäuen, hat auch der hund pause. keines der tiere steht auf und geht weg.

Das sind Haarnadelkurven!
Ein Überhang zum Kopfeinziehen. (Zumindest fühlt es sich im Bulli so an.)

Auf der südllichen Seite der Schlucht liegt der Taygetos, der höchste Berg des Peloponnes (2407m), auf dem Zeus sich mit Leda, die er in Form eines Schwanes verführte, vergnügt hat. – Der alte Schwerenöter war vermutlich im Nebenberuf „Gott der Ehebrecher“.

hinter kalamata stellen wir an die straße an einen kleinen strand mit cafe und bina traut sich auch zum anbaden ins wasser. wie lautet die parole? wenn man drin ist, ist schön! zum schlafen kommen wir leider erst, als die dorfjugend aufhört, mit ihren mofas mit aufgebohrtem auspuff hin und her an uns vorbei zu donnern.

Olympia

Mo/Di 23./24. Apr 2018

in kalamata wird am montag eingekauft (stirnlampen für eine geplante höhlenwanderung) und ins netz gegangen. wir fahren weiter richtung olympia und schlafen an einem stillen strand.

Maikäfer-Besuch am Montagabend.

michels patenonkel, h… hatte uns vor ein paar tagen geschrieben, daß er mit seiner griechischen frau n… für ein paar tage bei deren bruder sind und gefragt, ob wir es wohl hinkriegen, uns zu sehen. aber immer doch, gerne!

wir verbinden das mit dem ohnehin geplanten besuch in olympia. es herrscht dort stoßweise rushhour. alle zwei stunden werden dutzende busse mit kreuzfahrttouristen ausgekippt, die in kleingruppen durch die ruinen geführt werden. danach ist wieder ein bischen mehr ruhe, bis die nächsten kommen. das gelände ist groß, so verläuft sich die menge schnell. olympia verliert erstaunlicherweise nichts durch den rummel an imposanz und erhabenheit. hier also ist die urstätte des tamtams, das alle paar jahre mit viel aufriß, geldschmeißerraus, korruption und doping veranstaltet wird. hier wird also immer das feuer entzündet, das dann durch die welt getragen wird. naja, besser das feuer des sports als das feuer des krieges. hier also standen die großen heiligtümer, bevor das erdbeben alles dem erdboden gleichmachte.

Die Säulen des Zeustempels liegen immer noch so da, wie das Erdbeben sie umwarf. Nur die eine Säule im Hintergrund wurde im Rahmen der Restaurierung wieder aufgestellt.
Durch dieses Tor zogen die Athleten ins Stadion ein.
Auf diesen Säulen vorm Stadioneingang standen 16 von Bußgeldern bezahlte Zeusstatuen.

Athleten, die bei dem Versuch, die Olympischen Spiele mit unlauteren Methoden zu gewinnen, erwischt wurden, mußten Bußgelder zahlen. Davon wurden Zeusstatuen bezahlt, in deren Sockeln die Namen der Missetäter eingraviert waren und zur Abschreckung vorm Stadioneingang aufgestellt. Die Anzahl von 16 Statuen läßt darauf schließen, dass die heutigen Olympischen Spiele sich doch nicht ganz zu Unrecht auf die Antiken Spiele in Olympia berufen.

Der dreisteste antike Olympionik wurde übrigens nicht mit einem Bußgeld belegt. Als Kaiser Nero Griechenland besuchte, ließ er die Spiele um zwei Jahre vorverlegen, damit er teilnehmen konnte. Beim Wagenrennen hatte er zehn Pferde, seine Mitbewerber jedoch nur vier, und er ging dennoch nicht als Erster durchs Ziel. Dass die Jurie ihn auch so zum Sieger erklärte, hat vermutlich damit zu tun, dass er vorher in Korinth nach einem Lyrikwettbewerb, den er nicht gewonnen hatte, Jury und Konkurrenten hatte hinrichten lassen. – Verglichen damit geht es ja selbst bei der WM in Quatar mit rechten Dingen zu. Also fast…

Das Philippeion ist nach dem Vater Alexanders des Großen benannt, der den Bau begann. Der Sohn beendete ihn dann… bzw. ließ ihn beenden.
Der antike heilige Hain ist heute die einzige größere Fläche, auf der KEIN Baum steht. Das nennen wir Humor!
Während wir das Gelände verlassen, trifft die nächste Welle von Kreuzfahrttouristen ein. (Dies ist nur die Gischt vor der Welle.)

im museum auf dem gelände sind die zahlreichen statuen versammelt, die in olympia gestanden und das erdbeben überstanden haben.

ich lauschte einem reisebegleiter, der erzählte eine spannende geschichte: man kann erkennen, daß erstaunlich viele statuen erhalten geblieben sind, bis auf die köpfe. im hals befindet sich oft ein hohles loch und man sieht keine abbruchkante, wie man sie eigentlich vermuten würde. der grund ist ganz simpel. alle körper sind sozusagen standartanfertigungen. die wurden vorgefertigt und wenn nun ein neuer kaiser, statthalter oder sonstiger großkopferte an die macht kam (man wußte ja nie, wie lange sich einer hielt), wurden einfach nur die köpfe neu gemeißelt und gegen die alten ausgetauscht. und der neue machthaber konnte es sich aussuchen: die figur mit toller rüstung für das atrium, die prunkvolle für die große piazza, die schlichte darstellung mit toga für das heimische schlafgemach… dann wurde der kopf dazu neu gemacht und innerhalb kürzester zeit stand da ein nero oder sonst wer.

Also das gilt für die späteren römischen Statuen von Kaisern und so. Die älteren griechischen von Göttern, Nymphen und Zentauren sind solide gearbeitet. Zeus bleibt Zeus! Auch haben die römischen Statuen relativ viel Kleidung an. Die Griechischen hingegen zeigen sich meist in göttlicher Nacktheit und sind auch an den heute nicht jugendfreien Stellen erstaunlich präzise gearbeitet. Selbst die Lage der Blutgefäße am Penis ist korrekt.

Römischer Großkopferter ohne Kopf. Die Steinmetzkunst ist beeindruckend und man sieht gut den Hohlraum für den Kopf.
Merkur trägt jungen Diogenes zu den Nymphen, die ihn aufziehen werden. In der rechten Hand hielt Merkur vermutlich Weintrauben, nach denen der junge Gott des Weines greift.
Hier sieht man ansatzweise, wie bunt Statuen, Tempel und Paläste früher waren.

die meisten statuen muß man sich sehr farbenfroh vorstellen. was wir so edel marmor-weiß kennen und bewundern, war in wirklichkeit knallbunt!

Fries des Westgiebels des Zeustempels: Kampf der Lapithen gegen die Kentauren.

Michels Patenonkel

Di-Fr 24.-27. Apr 2018

wir fahren nach skafidia, wo wir h… und n… treffen. es begrüßt uns als erstes der wachhund greko, freudig schwanzwedelnd und ganz grau, weil er sich (mal wieder) in asche gewälzt hat. c… und sein sohn v… sagen hallo und dann machen wir, h… und n… uns auf zum essen. danke ihr beiden für die einladung.

der strandparkplatz von skadifia eignet sich wunderbar zum stehen und übernachten. zum sonnenuntergang kommt h… herunter und wir sitzen stundenlang am strand, trinken den guten wein vom athos, den wir noch haben und das erzählen, plaudern, nachfragen und diskutieren nimmt fast kein ende. was für ein kurzweiliger tag! danke schön!

Der Strand von Skafidia.
Patenonkel und Patenkind im tiefen Gespräch.

N…, die Frau von H…, dem jüngsten Bruder meiner Mutter und meinem Patenonkel, ist Griechin und hier in der Gegend aufgewachsen. Wir bleiben drei Nächte am Strand von Skafidia, einfach weil es so schön ist, und treffen uns in dieser Zeit mehrmals mit H… oder H… und N… gemeinsam. Leider bin ich bei jedem dieser Treffen so in Gespräche mit H… vertieft, dass ich kaum

dazu komme, tiefer mit N… zur reden. Bina muß mir dann hinterher immer von ihrer Unterhlatung mit ihr erzählen.

Irgendwie ist es seltsam, dass ich mich mit H… so gut verstehe. Denn er ist Nuklearphysiker und war vor seinem Ruhestand vor allem mit der Endlagersuche befasst. Ich hingegen bin, gerade weil ich Physiker bin, aus tiefster Überzeugung Atomkraftgegner und habe mehrere Jahre damit zugebracht, Demonstrationen, Blockaden, Informationsabende und so weiter gegen CASTOR-Transporte nach Gorleben und anderswo zu organisieren. Ich habe meine Studienarbeit zu Kühlmittelleckagen in Krümmel gemacht. Und einmal habe ich mich sogar als Sachbeistand auf einem Erörterungstermin an einem Gutachten abgearbeitet, in dem mein Patenonkel als Mitverfasser angegeben war.

Morgennebel am Strand von Skafidia.
Unsere Haustiere in diesen Tagen. Die Apfelreste, die wir ihnen morgens hinlegen, sind abends immer komplett verschwunden.

Als wir weiterfahren nehmen wir neben den Gesprächen noch einen weiteren Schatz im Gepäck mit: Drei Flaschen Wein aus dem Weinberg von N’s Bruder C. Dieser hatte nämlich bis vor ein paar Jahren einen Weinberg. Einfach, weil er guten Wein haben wollte. – Danke und jammas!

Beobachtungsschniepsel:

  • orts- und hinweisschilder sind sehr oft mit allem möglichen übersprüht oder überklebt. manchmal bis zur unkenntlichkeit.
  • in größeren dörfern und in städten gibt es an so gut wie jeder straßenecke ein hinweisschild nach athen. aber wenn man ins nächste dorf will, sucht man sich dumm und dusselig nach der richtigen abzweigung.
  • hab ichs schon beschrieben? ich weiß es nicht: holsteiner schwarzbunte sind der monostuhl unter den kühen. man findet beides selbst in der allerhintersten ecke von palästina oder kurdistan.
  • in so manchen gärten und am straßenrand gibt es bäume, die haben blütenstände, die original wie flaschenbürsten aussehen, so wie wir sie wohl alle in der küche haben. und dann auch noch in knallrot.
  • es gibt unendlich viele olivenbäume. kilometer um kilometer fahren wir an hainen entlang. immer mal wieder hängt an einem der bäume direkt an der straße, sorgfältig festgebunden, ein weißer kanister mit henkel aus plastik oder eine weiße plastikflasche steckt verkehrt herum auf einem stock. ich habe keine ahnung, was der zu bedeuten hat (oliven zum selbstpflücken? der besitzer dieses haines verkauft sein öl an privat? ein zauber gegen olivendiebe? schädlingsschutz?)
  • die fraglichen blumen heißen übrigens mittagsblume oder hottentottenfeige. delosperma oder carpobrotus sukkulente oder auch khoi sukkulente.  je nach farbe. danke an n… und p…, die mich unabhänging voneinander aufgeschlaut haben. 

Die Katafyngi-Höhle

Fr-So 27.-29. Apr 2018

Am Freitag verlassen wir Skafidia und fahren nach Trahila, einem kleinen Dorf am Ende einer schmalen Sackgasse in der äußeren Mani (also auf der linken Seite des Ansatzes des Mittleren Fingers des Peloponnes). Wir fahren durch das Dorf hindurch und suchen unseren Schlafplatz dort, wo die Dorfstraße zum im Nichts endenden Schotterweg wird. Trahila hat durch seine abgeschiedene Lage viel von seiner Gemütlichkeit bewahrt und ist schon alleine deshalb einen Abstecher wert, wie wir im Cafe am Hafen sitzend finden.

Blick von unserem Schlafplatz auf Trahila.

Doch die eigentliche Sehenswürdigkeit ist (unserer Meinung nach) die Katafyngi -Höhle. Sie ist mit 2,5km Ganglänge die viertlängste Höhle Griechenlands und eine wilde Höhle. Das heißt, es gibt keinen Eintritt, keine Beleuchtung, gar nichts. Begehung auf eigene Gefahr. Wir haben uns extra hier für gute Stirnlampen zugelegt, unsere normalen Taschenlampen mit frischen Batterien bestückt, ausreichend Ersatzbatterien zum Wechseln dabei sowie mehrere hundert Meter Angelschnur als Ariadnefaden gekauft. Mit Stirn- und Taschenlampen, Ersatzbatterien, Ariadnefäden, Schokolade, Keksen, Wasser und Wanderschuhen geht es am späten Samstagvormittag in die Höhle.

Der Höhleneingang liegt direkt unterhalb der Straße von Agios Nikolaos nach Trahila am Meer.
Die ersten Meter ohne Sonnenlicht.
Anfangs ist der Gang ein paarmal so niedrig, dass wir fast kriechen müssen.
Mal geht Michel vor…
… und mal bina.
FOTO: Je weiter wir kommen, desto beeindruckender wird die “Landschaft”. (Bei den Fotos ohne Blitz sieht man meist den Schatten der Kamera im Licht der Stirnlampe.)
“…through dungeons deep and caverns old…” [Lied der Zwerge im kleinen Hobbit.]
Tiefer im Berg weitet sich die Höhle öfters zu Räumen und Hallen.
Diese Figur in etwa 3m Höhe haben wir “die nackte Frau” genannt. (Oberer Teil der Formation und liegend, als ob sie gerade gemalt würde.)
Es gibt mehrere Kletterstellen…
…die wir aber weitgehend problemlos bewältigen.
Eine weitere Kletterstelle.
Hier ist Schluß für uns.

Ziemlich genau eine Stunde nachdem wir das letzte Sonnenlicht gesehen haben, stehen wir vor dem oben zu sehenden Loch im Höhlenboden, über das eine schmale Steinbrücke führt. Wir überlegen ein wenig und beschließen dann vernünftig zu sein. Boden und Steinbrücke sind doch zu feucht und rutschig und wir zu unerfahren, um es zu riskieren. Wie wir später anhand einer groben Karte der Höhle sehen, sind wir an dieser Stelle etwa 600m weit in die Höhle vorgedrungen. Aber für uns fühlt es sich tiefer an.

Überall gibt es Pfeile, die Richtung Ausgang deuteten, so dass unsere Ariadnefäden gar nicht zum Einsatz kommen. Einen der Pfeile sieht man im Bild oben.

Bevor wir den Rückweg antreten, machen wir eine Imbiss-Pause und genießen die Stimmung.

Wir beim Pause-Machen mit Selbstauslöser aufgenommen.
Auf dem Rückweg nimmt bina die Kamera und Michel den Rücksack.
Michel hinter zwei wirklich beeindruckenden Stalagnaten.
Als sei es ein gefrorener Wasserfall.
Leider gibt es in den kleinen Teichen keine Grottenolme. Dafür in der Luft aber Fledermäuse.
Diese langbeinigen Höhlenkäfer kennen wir schon von unserer ersten kleinen Höhlenwanderung im September 2017.

Nach zwei Stunden (1h,57min) sind wir wieder am Tageslicht. Neben den Erlebnissen im Kopf und den Bildern in der Kamera bringen wir einen Haufen abgebrannter Teelichte aus der Höhle mit, die irgend jemand vor uns dort hat stehenlassen. – Wir sind an diesem Tag übrigens die einzigen Höhlenwanderer.

Anschließend fahren wir nach Agio Nikolaos an den Strand. Erst schnorcheln wir etwas, dann gehen wir in die Strandkneipe, wo wir S… und I… treffen. S… kommt von hier, arbeitet in einer Bar einen Kilometer weiter im nächsten Dorf, die seiner Schwester gehört und betrinkt sich bei seinem Kollegen, bevor er nachher selber zur Schicht muß. I… kommt aus Österreich, ist hier hängen geblieben und mit S… zusammen. Nach zwei Bier drängen wir S… seine Schicht anzutreten. Seine Schwester wartet ja schon.

Pubcrawling S… und I… im Hintergrund können sich noch nicht ganz von der Strandkneipe lösen.

Als wir S… bei seiner Schwester abliefern, gibt diese uns zum Dank eine Runde Metaxa aus. Der Rest sind viel Spaß, das eine oder andere Bier und selbst gebrannter Zipero.

Spät nachts torkeln wir glücklich zu unserem Bulli zurück… und kriegen einen Mordsschreck. Hundert Meter bevor wir unsere Wanderschnecke erreichen, finden wir die Plexiglasscheibe eines der Oberlichter auf der Straße. Einbruch? Vanalismus? – Nein! Zum Glück nicht. Ein starker Windstroß hat das geöffnete Oberlicht ausgehebelt und weggeschleudert.

Zum Glück gibt es Panzerband!

Das obige Bild ist von der zweiten Reparatur am Sonntag. Die erste Reparatur haben wir betrunken, nachts und bei Wind nicht ganz so gut hingekriegt. – Aber hey: das ist hier halt keine All-Inclusive-Pauschalreise. Wir wollten ein Abenteuer, wir kriegen ein Abenteuer.