Delphi

Mi 16. Mai. 2018

natürlich steht delphi auf dem programm. die straße windet sich die grünen hügel hinauf und wenn nicht überall braun-weiße hinweisschilder stünden, könnte man denken, daß die straße lediglich ins nächste dorf führt. aber plötzlich stehen am straßenrand reisebusse, menschenmengen drängen sich an den autos vorbei, wir sind offensichtlich da. hoch über dem tal thront delphi. damit ist es klar: den sinn für gute lagen hat die griechisch orthodoxe kirche von den, die olympischen götter anbetenden, antiken griechen geerbt.

Grashüpfer Flip auf Michels Schulter.
Das Schatzhaus der Athener.
Der Blick ist toll. Eine gute Lage eben…
“Die Touristenmassen”, das sind immer die Anderen. (Wir fassen uns an die eigene Nase.)

delphi muß damals an pomp und pracht nicht zu überbieten gewesen sein. jeder siegreiche kriegsherr lieferte den 10ten teil seiner kriegsbeute hier ab. hier eine statue, daneben eine noch prächtigere, in der nächsten nische in der mauer eine mit NOCH mehr gold, man will ja nicht hintan stehen. die einzelnen gebäude voll mit schätzen aus aller welt. im museum gibt es ein gemälde, wie delphi damals ausgesehen haben muß:

So ähnlich muß Delphi ausgesehen haben.

eine, meist ältere, priesterin saß im apollo-tempel über einer erdspalte, aus der dämpfe empor kamen, kaute heilige lorbeer-blätter und sprach ‘in zungen’, wenn sie befragt wurde. das wurde dann von den priestern des tempels ‘übersetzt’. weil natürlich alle herrscher und kriegsherrn das orakel befragten, hatten priester und priesterin viel einblick in die pläne der machthabenden und konnten prima einfluß nehmen. die orakelsprüche waren dabei so schwammig wie die horoskope in zeitschriften heute. meist wurden die fragenden auf den nächsten tag vertröstet, bis sie eine antwort bekamen. nur alexander der große gab sich damit nicht zufrieden. als er kam, um bestätigt zu bekommen, daß er die gesamte antike welt erobern würde und am nächsten tag wiederkommen sollte, wurde er sauer und zerrte die priesterin an den haaren aus der kapelle und bedrohte sie. die bekam solche angst, daß sie nur noch schrie :’du bist unbesiegbar, du bist unbesiegbar!’. daraufhin ließ alexander sie wieder los und sagte: ‘ich habe meine antwort.’

Schlangensäule vor den Säulen des Apollon-Tempels.
Variation auf das typische Delphi-Erinnerungs-Foto.

im museum haben wir uns in die sphinx der naxier verliebt, die auf einer säule stand. die sphinx ist ein weibliches ungeheuer, tochter eines hundes und einer menschlichen mutter, und schwester von so netten gestalten wie dem nemeisische löwen, hydra und chimaira.

Die von der Insel Naxos an das Orakel von Delphi gestiftete Sphinx.

ich bin völlig angetan von der kunst der steinmetze. wie sie es fertig bringen, kleidung, haare und gesichter so lebendig und lebensnah dazustellen, als wären die statuen aus fleisch und blut.

Ein wunderschönes Abbild der Nike.
Bei diesem Herrn weiß man nicht, wer das ist. ‘Der Philosoph’ steht auf dem Schild. Wir finden, er hat große Ähnlichkeit mit Statuen von Sokrates.
Ein Säulensockel. Der war, wie alles in der Zeit, bestimmt auch knallbunt angemalt.

Die Sätze der sieben Weisen:

Die berühmte Inschrift “Erkenne dich selbst.” am Apollotempel, existiert leider (natürlich) nicht mehr da.

Trotzdem hier sieben Sätze der Weisen von Delphi, die (soweit ich es verstanden habe) am Apollotempel eingraviert waren:

  1. Bürgschaft – schon ist Unheil da. [Thales]
  2. Nichts im Übermaß! [Solon]
  3. Erkenne dich selbst! [Chilon]
  4. Erkenne den rechten Zeitpunkt! [Pittakos]
  5. Die Meisten sind schlecht. [Bias]
  6. Maßhalten ist das Beste. [Kleobulos]
  7. Habe das Ganze im Sinn! [Periandros]

Als achter Weiser von Delphi wird oft Sokrates bezeichnet. Denn das Orakel soll, befragt ob es einen weiseren Menschen als Sokrates gäbe, verneint haben. Als dies Sokrates zugetragen wurde, soll er gesagt haben, dass es vermutlich daran läge, dass er als einziger wenigstens wisse, dass er nichts wisse.