Homers „goldenes Mykene“

Mo/Di 16./17. Apr 2018:

Am Montag verlassen wir Athen, um auf den Peloponnes zu fahren. Den zu umrunden und zu erkunden wollen wir uns etwa einen Monat Zeit nehmen.

“Oh wie schön ist Panama!“
Das erste “Camping verboten!”-Schild seit über 10.000km! Der endgültige Beweis, dass wir uns wieder touristisch erschlossenen Gebieten bewegen.

Unser erstes Ziel auf dem Peloponnes ist das sagenumwobene Mykene. Als Sokrates im Jahre 399 vor Christi den Schierlingsbecher trank, war es etwa 400 Jahre her, dass Homer in der Ilias vom “goldenen Mykene” geschrieben hatte, und 800 Jahre, dass dieses untergegangen war. Für Sokrates lag König Agamamnons Feldzug gegen Troja zeitlich ungefähr so weit zurück, wie für uns der Kreuzzug von Richard Löwenherz.

Das Löwentor, das Haupttor Mykenes.

Wenn man sich ansieht, wie groß die Steine der Mauern sind, versteht man, dass die antiken Griechen ihren Bau den Zyklopen zuschrieben.

Innerhalb des Steinrunds lag das Grab Agamemnons.

Zumindest hat der für die Entdeckung Trojas berühmte Heinrich Schliemann die Gräber, die er hier fand, unter anderem Agamemnon zugeordnet. Die 13,5kg Edelmetalle, vor allem Gold, und insbesonder die goldene “Maske des Agamemnon”, die er in den Gräbern fand, paßten einfach zu gut zum Homers “goldenen Mykene”. Doch er hat sich geirrt, die Maske stammt nicht aus der Zeit der von Homer beschriebenen Heldentaten um 1200 v.Ch., sondern ist ca. 400 Jahre älter. Genaues werden wir nie erfahren, weil Schliemann bei seinen Grabungen zu viel zerstört hat.

Die Grundmauern des Palastes von Agamemnon entsprechen genau Homers Beschreibung. Die Feuerstelle im Thronsaal befindet sich unter dem Schutzdach.
Nur mit Taschenlampe: Abstieg in die 18m tiefe Zisterne.
Das Grab der Klytämnestra liegt außerhalb der Zyklopenmauer unterhalb Mykenes. Nebenan das Grab des Ägisthos.

Natürlich ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht wirklich das Grab der Klytämnestra, aber zu wem würde eine gute Geschichte passen, wenn nicht zu dieser durch und durch dysfunktionalen Familie:

Agamemnon zieht gegen Troja in den Krieg, weil die Trojaner seine Schwägerin, die Schöne Helena, geraubt haben, und um gute Winde für die Überfahrt zu erwirken, opfert er seine Tochter Iphigenie. Als er nach der zehn Jahre dauernden Belagerung Trojas siegreich zurückkehrt, rächt seine Frau Klytämnestra die gemeinsame Tochter, indem sie mit ihrem Liebhaber und Vetter Ägisthos ihren Ehemann umbringt. Dies wiederum rächen ihre Tochter Elektra und deren Bruder Orestes, indem sie Mutter und Liebhaber ins Jenseits befördern. – Kaum wahrscheinlich, dass die beiden Geschwister ihrer Mutter und deren Liebhaber anschließend solch ein Grab errichtet haben.

Das Museum neben der Ausgrabung hilft, sich das Leben in Mykene vorzustellen.

Diese Tasse könnte auch in der Verkaufsauslage einer Töpferei auf der Kulturellen Landpartie im Wendland stehen.
Die Wände muß man sich knallig bunt und farbenfroh vorstellen.
Eine gebrannte Tontafel mit einer Linear-B-Inschrift.

Wer nicht weiß, was Linar-B ist, und Lust auf eine gute “Indiana-Jones trifft Codeknacker”-Geschichte hat, kann das ja mal altavistan.

Sonst noch was? Ach ja:

Die Pusteblumen hier sind riesig!

Die Nacht von Montag auf Dienstag verbringen wir an einem kleinen Hafen bei Nafplion und bummeln am Dienstag durch Nafplion.

Dieser Automat am Hafen schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Oben kommt eine gebrauchte Plastikflasche rein, unten Futter für Straßenhunde raus.
Nafplio bietet haufenweise Motive für Postkartenphotos. Das war’s dann aus unserer Sicht aber auch schon.

als ich noch prinz war in arkadien…’ so ein verdammter ohrwurm! wir müssen erst ein bischen überlegen, woher das lied kommt. achja, jaques offenbach ‘orpheus in der unterwelt’. es geht uns auf der weiterfahrt nicht aus dem kopf. aber wenn wir uns die wunderschöne gegend anschauen… prinzsein hat sich hier in arkadien schon gelohnt.

es wird bergig, dörfer schmiegen sich an bewaldete hänge, dazwischen liebliche täler, in denen oliven und kirschen blühen und auf wiesen weiß, rot und gelb die wildblumen leuchten. der mohn hat hier ein ganz warmes, tiefes rot und paßt wunderbar zu dem silber der olivenblätter. streckenweise schlängelt sich die straße durch richtig tiefen wald und meist sind wir allein unterwegs.

Die Straße windet sich die Berge hinauf.

vor einbruch der dunkelheit suchen wir wie immer einen schlafplatz und finden ihn an einem feldweg auf einer versteckten größeren lichtung irgendwo im wald. ich höre beim einschlafen ein käuzchen und den kuckuck. ansonsten ist es still