Ein arkadischer Spaziergang

Mi/Do 18./19. Apr 2018

heute soll wieder gewandert werden. michel hat eine 3-tages-rundwanderung ausgesucht. die ersten beiden tage sind der beginn des menalon trails und am dritten tag geht es über eine landschaftlich schöne abkürzung zum ausgangspunkt zurück. in stemnista geht es nach einem kaffee im ort los. bulli steht so lange auf einem schattigen plätzchen im dorf. dieses dorf hat eine lange gold- und silberschmiedetradition und noch heute gibt es eine goldschmiedeschule, die jährlich grade mal 25 schüler aufnimmt.

Stemnitsa, ein typisches Bergdorf in Arkadien
Noch sehen wir frisch und munter aus.

4,5 stunden reine gehzeit haben wir vor uns. aber uns erwartet eine abwechselungsreiche tour mit ein paar sehenswürdigkeiten und besonderheiten.

Unser heutiges Etappenziel, der Ort Dimitsana, lag früher so unzugänglich und abgelegen, dass die Türken ihn nie beachtet, geschweige denn erobert haben. Das machte ihn und vor allem das noch abgelegenere Kloster Filosofu in der Wand der Schlucht, durch die wir wandern, zu einem kulturellen Bollwerk der Griechen. In Dimitsana wurde die verbotene griechische Sprache gesprochen und gelehrt. Aus ganz Griechenland kamen Schüler, um im Schulhaus des Klosters die verbotenen Bücher zu studieren und die eigene Geschichte zu lernen. Und auf die besondere Rolle des Ortes bei der griechischen Revolution im Jahr 1821 kommen wir unten noch zu sprechen.

es geht erst mal bergab in die schlucht, aus der wir schon von ferne das wasser rauschen hören und irgendwann auf einer kleinen brücke über einem beeindruckenden gebirgsbach stehen. es geht durch wälder, über steinige hänge, aber immer auf einem gut gekennzeichneten weg.

Die Landschaft ist einfach wunderschön.
Eine lila Schönheit am Wegesrand. Gibts auch in Gelb.
Das Kloster Filosofu über die Schlucht hinweg geshen.

Um das Entscheidende zu entecken, muß sich das obige Bild sehr genau und in Großaufnahme ansehen: Am rechten Bildrand sieht man das neue Kloster. Unten in der Felswand, etwas links von der Bildmitte liegt, gut getarnt und kaum zu erkennen, das alte Schulhaus des Klosters, in dem die verbotenen Bücher aufbewahrt und die verbotene Sprache und Geschichte gelehrt wurde.

Fund am Wegesrand. Die Hummel ist bestimmt 4cm groß.
Zuweilen geht der Weg an einer Steilwand entlang. – Schlucht halt!
Das Kloster Prodomos. Bitte schaut euch die Stützen vom Balkon ganz rechts an. Das deutsche Bauamt würde so etwas niemals genehmigen!

leider sind wir zu spät dran. das kloster kann man zwischen 13.00 und 17.00 nicht besichtigen.

aber beim weitergehen können wir einen mönch beobachten, der auf einer gartenterasse arbeitet. sein weißes maultier steht eine terasse über ihm. dieser neugierig-liebevolle blick, mit dem es dem mönch unten bei der arbeit zuschaut, ist unvergesslich.

Solche Wanderwege machen Spaß!
Blick zurück über die Schlucht zum Kloster Prodomos.

dann erreichen wir das kloster filosofu. das begrüßungskomitee besteht aus einem rudel katzen, die von unserer jause ihren teil abbekommen und dann geschmust werden wollen. im kloster bekommen wir dann wasser und süßigkeiten zur stärkung.

Klosterkatzen geht es offensichtlich besser als Kirchenmäusen.
Das neue Kloster Filosofu.
Arkadische Landschaft wie aus dem Bilderbuch.
Das frische Wasser aus den sauberen Quellen ist eine Wohltat.

dann endlich kommt das etappenziel in sicht: dimitsana. das ist auch gut so, denn binas füße schmerzen schon arg und die beine sind lahm. aber das knie macht bisher alles brav mit.

dimitsana ist insofern etwas besonderes, als das sich während der griechischen revolution 1821 mitglieder des geheimbundes ‘filiki etairia’ hier versammelt hatten und in den alten mühlen das gesamte schießpulver, das für den aufstand gebraucht wurde, hergestellt wurde. allein im oktober 1824 wurden hier 16 tonnen schießpulver innerhalb von 4 wochen hergestellt!

Eine der neun Schießpulvermühlen von Dimitsana.

in dimitsana finden wir nach einem anständigen etappenbier schnell ein zimmer mit kleiner teeküche zum nächtigen, kaufen uns noch pizza und etwas zum frühstück für morgen. die pizza macht uns die wirtin netterweise heiß, und wir essen sie genüßlich im bett. auch die dusche ist eine wohltat und das frische bett sowieso. mir tun allerdings die füße derart weh, daß ich mich frage, wie ich morgen weiterlaufen soll. aber zum glück habe ich die wahl zwischen einer 2-stunden-etappe bis zygovisti oder weiteren 4-5-std nach elati.

am nächsten morgen sind die beine zwar noch schwer, aber die füße fühlen sich in den wanderstiefeln gleich wieder wohl, sodaß wir nach einem anständigen frühstück langsam aber guten mutes weiter wandern. das wetter ist ideal. leicht bewölkt, trocken, noch kühl. mittags wird es wohl wieder warm bis heiß werden und abends vielleicht wieder ein bischen regnen, wie gestern auch.

der weg windet sich wie gestern bergan-bergab, ist wunderschön und es macht trotz der wehen füße spaß, zu laufen.

Morgens beim Loslaufen.
Blick zurück auf Dimitsana.
Begegnung auf der Blumenwiese.

in zygovisti machen wir auf eine limonade rast und beschließen, doch die lange strecke bis nach elati zu laufen. nach zwei stunden wanderung teilt sich der weg und es führt eine abkürzung nach stemnitsa zurück. wir sind vernünftig und nutzen die chance. weiterlaufen würde bedeuten, daß wir nach heutigen sechseinhalb stunden morgen noch mal fünf stunden unterwegs wären, und das wäre schinderei. also lieber auf die kondition hören, weniger laufen, das dann aber auch genießen.

viele dinge photographieren wir jetzt nicht. sonst kommen wir ja nie weiter. der weg ist nett bis spannend und es blüht überall. blaue und rosa vergißmeinnicht, perlhyazinthen, weiße sternförmige blüten mit schwarzem pünktchen in der mitte, lila und hellgelbe orchideenartige dolden, eine pflanze in dicken büschen mit leuchtend gelben blüten, die wie riesiger sabei aussieht. dazu ein ständiges bienen- und käfergesumm. kein wunder, denn arkadien ist berühmt für seinen honig. auf halbschattigen waldlichtungen pimpinelle und walderdbeeren, die grad blühen, dazwischen felsen die aussehen, als würden sie leben. ganz bestimmt wohnt aber jemand darin, wie in den quellen die nymphen wohnen, an denen wir so oft vorbei kommen. dann wieder blütenteppiche aus irgendwas hellblauem und dunkellilanem, dazwischen gänseblümchen und butterblumen. blaukissen, akelei und kleine lupinen. ach, und die eidechse nicht zu vergessen, die vielen schmetterlinge und die kleine schlange auch nicht. ich bin so erschöpft, das ich den kopf beim laufen nicht mehr heben mag aus angst, ich stolpere. aber ich werde mit diesem bunten blütenmeer entschädigt.

nach 1,5 std sitzen wir wieder in stemnitsa beim bier. ich bin froh, daß wir die abkürzung genommen haben.

Das Ziel kommt in Sicht.
Die letzen Meter durch die Gassen von Stemnitsa.

Wir fahren am späten Nachmittag noch zur arkadischen Küste hinunter, wo wir einen schönen Platz auf einem Kiesstrand zum Stehen finden.