Dienstag 26.09.17
heute geht es weiter richtung adana.
nach einer nacht im nirgendwo übernehme ich mal wieder das steuer und genieße das sehr.
die straße ist gut und bulli ist willig. die anatolischen berge sind durchaus beeindruckend, die monokulturen mit mandarinen in der steppe davor auch.
istanbul und ankara mit den irrwitzigen hochhäusern erscheinen uns irrsinnig. wer braucht die? erdogan zur machtdemonstration, der aktienmarkt für spekulationenß wer soll da wohnen? viele der wolkenkratzer stehen leer.
rechts und links sehen wir leicht hügelige steppe. kein busch, kein strauch, mal ein paar verlassene häuser, daneben neuere, bewohnte. ab und zu schafe, ziegen, kühe. und über allem eine immer noch heiße sonne. die vierspurige straße führt schnurgerade gradeaus. ab und zu eine große tankstelle. sonst nichts.
oh, wir sind mal wieder durch ein dimensionsloch gerutscht und befinden uns irgendwo auf der route 66 in … !
Ja, die beiden Tage zwischen Istanbul und Adana fühlen sich an, als führen wir auf der Route 66. Langsam ändert sich die Landschaft von mitteleuropäisch zu Steppe. Außerhalb der großen Städte, die (wie gesagt) wahre Moloche sind, ist die Landschaft menschenleer. Irgendwann hinter Ankara kommen dann ein riesiger Salzsee und Tafelberge, dazu verlassene Dörfer, die als Geisterstädte in der Gegend stehen. Ich höre die Filmmusik von Wim Wenders Roadmovie „Paris-Texas“ in meinem inneren Ohr. Wir rollen mit konstanten 90 km/h auf schnurgerader Straße meilenweit durch diese unwirkliche Kulisse. Unser Bulli wird zum rollenden Wohnzimmer. Dann irgendwann ein Gebirge und dahinter die Küstenebene. Nein, es sind nicht die Rocky Mountains und Californien. Wir erreichen bei Adana wieder das Mittelmeer.
zwischendrin sehen wir immer mal wieder flüchtlingslager, zwischen nichts und gar nichts und in gleißender sonne.
in den kleinen städten sehen wir manchmal bettelnde syrer an den straßenkreuzungen.
wir beschließen, ihnen immer was zu geben. diesmal auch kindern, obwohl wir uns eigentlich vorgenommen haben, kindern grundsätzlich nichts zu geben, weil sie lieber zur schule gehen sollten. Aber gibt es für alle flüchtlinge eine schule in der türkei? was ist mit sprachschule oder sozialhilfe? wovon leben sie? manchmal verkaufen sie etwas. das nehmen wir nur, wenn wir es irgendwie brauchen können, wie wasser oder taschentücher.
glücklich die flüchtlinge, die es nach deutschland geschafft haben. wirklich!!!